Weinmiller Architekten, Berlin
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, Aachen
Lafarge Zement GmbH, Oberursel (Baustoffe); Hermann Geithner Söhne GmbH & Co. KG ZNL Joachimsthal, Groß Ziethen (Betonfertigteile); Remy Zaugg, Basel (Kunst am Bau)
2007
Aachen, Adalbertsteinweg
rot eingefärbte Betonfertigteile, Fassade mit natürlicher Belüftung
Das Parkhaus ist Teil des neuen Justizzentrums, das derzeit in Aachens Innenstadt entsteht. Es ergänzt zusammen mit einem neuen Zentralbau das Amts- und Landgericht. Der neue Komplex soll alle Aachener Justizbehörden an einem Punkt bündeln. 900 Leute werden in dem Justizzentrum arbeiten. Und ihre Autos in ein Gebäude stellen, das nicht nur 400 Parkplätze auf acht Etagen bietet, sondern auch optisch Maßstäbe setzt.
Das komplette Parkhaus besteht aus leuchtend roten Betonfertigteilen, die eine Art Flechtstruktur bilden. Die Fassadenöffnungen des Parkhauses sollte so gestaltet werden, dass eine natürliche Belüftung möglich ist. Daher entstand die Idee, Betonfertigteile, die ineinander greifen, aber unterschiedlich geschichtet sind, zu verwenden. So konnten Öffnungen für die Belüftung geschaffen werden. Eine logistische Herausforderung. Schließlich galt es, 2.500 viereinhalb Meter lange Fertigteile an das Stahltragwerk zu montieren.
Auch die Farbgebung ist ungewöhnlich. Mit dem kräftigen Rot wollte man sich an das aus rotem Backstein errichtete, alte Gerichtsgebäude anpassen und so eine Einheit
schaffen. Noch ungewöhnlicher sind jedoch die Worte, die auf den Betonfertigteilen stehen. „Feldhase“, „Marzipan“, „lauwarm“ oder „Murmel“ ist da zu lesen. Ausgewählt hatte die Worte für das Parkhaus der 2005 verstorbene Schweizer Künstler Remy Zaugg. Der Basler ist bekannt für seine Wortkunst an Gebäuden. International beachtet wurde vor allem seine Zusammenarbeit mit den Architekten Herzog & de Meuron, mit denen er in den letzten Jahren rund 15 Projekte realisierte. Die abstrakten Begriffe für das Parkhaus in Aachen, Adjektive auf der Stirnseite und Substantive auf der Längsseite, sollen die Passanten zum Nachdenken anregen.
Von betontechnologischer Seite war das Aachener Projekt ebenfalls sehr anspruchsvoll. Denn die einzelnen Buchstaben sollten scharfkantig und somit gut lesbar sein. Die Buchstaben wurden aus Polystyrol ausgeschnitten, in die Schalung geklebt und nach dem Erhärten des Betons wieder heraus gelöst. So ließen sich exakte Kanten und zweieinhalb Zentimeter tiefe Buchstaben realisieren. Beim Beton wurde ein C 35/45 mit einer Konsistenz von F3 im oberen Bereich, einem Größtkorn von 8 mm Rundkorn und Fließmittel in der Dosierung 1,63 % vom Zementgehalt verwendet.
Ein heller Spezialzement ermöglichte es, den Beton durchgängig mit 5,4 % v.Z. roten Pigmenten einzufärben. Der Hochofenzement unterstützte außerdem die weiche Konsistenz und gute Verarbeitbarkeit des Betons. Dieser musste nach dem Einbringen nur noch leicht gerüttelt werden. Zum Abschluss wurden die Fertigteile nach dem Erhärten allseitig gesäuert. Die Betonelemente bestechen durch eine sehr glatte Oberfläche und leuchtende Farben.
Bildnachweis: glaeslephoto cologne / opus C (1,2,3); LAFARGE Zement GmbH, Oberursel (4,5)
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