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Passallís in Manlleu

Sau Taller d’Arquitectura

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Brückenbau Hochwasserschutz

Architektur

Sau Taller d’Arquitectura

Bauherr

Ajuntament Manlleu

Projektbeteiligte

Relesa (Hersteller Gitter)

Jahr

2021

Ort

Manlleu, Passeig del Ter

Beschreibung

Aus einem Geröllhaufen nahe der französischen Grenze entspringt der Ter und schlängelt sich dann von den Pyrenäen durch den äußersten Nordosten Spaniens zur Mittelmeerküste – mal naturbelassen, mal begradigt und befestigt, mal aufgestaut. An einer der Flussschleifen liegt das katalanische Örtchen Manlleu. 2019 fiel hier die noch junge Überquerung, die Freizeitorte auf beiden Uferseiten verbinden sollte, einer Flut zum Opfer. Das Planungsbüro Sau Taller d’Arquitectura hat sie als Passallís l’embarcador wiederhergestellt.

Rund zwei Stunden dauert die Zugfahrt von Barcelona gen Norden nach Manlleu. Etwa 20.000 Menschen leben hier. Der Bahnhof am Westrand der Kleinstadt ist Startpunkt einer Kette von Kultur-und Freizeitorten, die sich überwiegend entlang der befestigten, teils begrünten Promenade aufreihen: Sporthallen und Fußballfelder, ein großer Spielplätz und ein Park sowie, ganz im Osten, das Industriemuseum. Die ehemalige Spinnerei, in der auch das Zentrum zur Erforschung mediterraner Flüsse untergebracht ist, liegt auf einem Gewölbe, unter dem ein Seitenkanal sprudelnd in den Ter mündet.

Zum Ufer hin gibt es schon seit Längerem einen Kiosk, an dessen Steg, dem „Embarcador“, auch Kajaks ablegen. Auf der anderen Seite des Flusses, oberhalb von Kiesbänken, Split und Schilf, grasen Kühe zwischen ein paar Bäumen. Hier befindet sich die Devesa. In der parkähnlichen Landschaft im Flussknie gehen die Menschen von Manlleu vor allem spazieren – dorthin gelangten sie früher über die hohe Straßenbrücke flussaufwärts. Die Stadtregierung möchte das 30.000 m2 große Areal jedoch noch stärker nutzen: für Sport- und Bildungsangebote – quasi als Freilicht-Erweiterung des Museums.

Dem Fluss hautnah
Um die beiden Uferseiten mit möglichst kleinen Eingriffen in das Ökosystem und die Kapazität des Flusses zu verbinden, wurde bis 2019 eine Brücke aus Stahlbetonfüßen und zwei unterschiedlich hohen Stahlgitterbahnen errichtet. Der damalige Bürgermeister sprach davon, dass diese Struktur es dem Fluss ermögliche, normal zu fließen, ohne dass er seinen Lauf ändern müsse. Zugleich wurde damit gerechnet, dass die Brücke an mindestens 20 Prozent der Tage im Jahr nicht begeh- und befahrbar sein würde. Trotz der Vorkehrungen beschädigte jedoch wenig später Treibgut die Überquerung, das der infolge starker Regenfälle angeschwollene Fluss mit sich führte. Das Team von Sau Taller d’Arquitectura erhielt den Auftrag, die Überquerung wiederherzustellen: Sie ist jetzt noch durchlässiger.

Der Neubau wurde auf zwei Komponenten reduziert: Betonscheiben auf pilzartig auskragenden Köpfen und dazwischen eingelegte Metallgitter. Die Konstruktion erinnert an zufällige oder archaische Flussübergänge, bei denen man von einem Stein zum nächsten springt. Diese Passallís sind per Definition überflutbare Elemente und fügen sich auf vergleichsweise leichte Weise in die Dynamik des Flusses ein. Beim Übergang von einer Böschung zur anderen befinden sich die meisten Menschen wohl außerhalb der alltäglichen, städtischen Komfortzone. So ganz ohne Brüstungen rückt der Fluss ganz nah an den Körper heran: das Plätschern, die Feuchtigkeit, die Kühle – wahrscheinlich werden sich viele der Kraft des Wassers bewusst. Die Architekturschaffenden rechnen fest damit, dass sich die Farbe des Betons den schwankenden Wasserständen entsprechend verfärben wird.

Maximierte Durchlässigkeit
Insgesamt wurden 33 der Betonelemente verbaut. Zwischen ihnen ist jeweils 2,20 Meter Platz. So möchten die Planenden sicherstellen, dass genauso viel Wasser unter der Brücke hindurchfließen kann, wie zuvor als durchschnittlicher Tagesdurchfluss gemessen wurde. In erster Linie ist sie für Fußgängerinnen und Fußgänger ausgelegt. Dank der eingelegten Metallgitter kann der 70 Meter lange und 3,95 Meter breite Steg aber auch mit dem Rollstuhl, Fahrrad oder vereinzelt mit Service-Fahrzeugen überquert werden.

Strömungsoptimiert sollen die Elemente geformt sein. Sie sind jeweils 2,10 m hoch, davon misst der Fuß 1,75 m. Darüber befindet sich der auskragende Kopf, der sich zu den Außenkanten hin zu einer Plattform verjüngt. Der Fuß ist 1,95 m lang und 0,30 m breit und steht längs zur Fließrichtung des Wassers. Die Plattformen folgen diesen Proportionen und sind jeweils 3,95 m mal 1,50 m groß. Sie berühren sich jedoch nicht. In den 0,75 m großen Lücken sind Streckmetallgitter eingelegt. Normalerweise ruhen sie auf Winkeln an den Plattformrändern, können im Ernstfall aber demontiert werden.

Beton

Stahlbeton für feuchte Umgebungen
Der verwendete Beton lässt sich entsprechend spanischen-katalanischen Standards mit dem Code HA-30/B/20/IIa beschreiben. Das heißt, es handelt sich um Stahlbeton mit einer Druckfestigkeit von 30 N/mm2, einer maximalen Korngröße von 20 mm und einer weichen Konsistenz bei der Verarbeitung – in etwa vergleichbar mit der in Deutschland bekannten Konsistenzklasse F3. Geeignet ist er für Umgebungen mit hoher Feuchtigkeit. Die Bewehrungseisen weisen einen Querschnitt von 12 mm auf.

Als Fundament dient eine in Längsrichtung der Überquerung verlaufende, 60 cm hohe Platte, die aus demselben Stahlbeton hergestellt wurde. Sie führt auch einige Installationskanäle durch den felsigen Untergrund, der aus kalkhaltigen oder granitischen Brocken besteht, die teilweise eine halbe Tonne wiegen. Um in dem schwierigen Gelände eine Ausgleichsschicht herzustellen, wurde im Vorfeld der Fundamentarbeiten spezieller Beton mit einem Zement-Anteil von 150 kg/m3 und einer Gesteinskörnung von maximal 20 mm Größe ausgegossen. -ml

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Andrés Flajszer (Fotos); Sau Taller d’Arquitectura (Pläne)

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