Stephan Braunfels Architekten, Berlin/München
Bundesrepublik Deutschland vertreten durch Bundesbaugesellschaft Berlin mBH
Sailer Stepan & Partner, München (Tragwerksplanung); CBP Cronauer, München (Projektsteuerung und Bauüberwachung); R+R Fuchs, München (Fasssadenplanung); HL-Technik, München (Haustechnik); Adelheid Schönborn, München (Gartenarchitektur)
Juli 2001
Berlin-Mitte, Platz der Republik 1
Ortbeton anstatt Fertigteile
Das siebengeschossige Paul-Löbe-Haus beherbergt die Abgeordnetenbüros und die Ausschusssitzungssäle des Deutschen Bundestages. Der Münchner Architekt Stephan Braunfels, der 1994 als Sieger aus dem ausgeschriebenen Wettbewerbs hervorging, hat einen strengen Gebäuderiegel entworfen, mit einer imposanten 200 Meter langen beeindruckenden Halle. Das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus bilden die östliche Fortsetzung des „Band des Bundes“, dem städtebaulichen Konzept von Axel Schultes, das mit Kanzleramt und zugehörigem Garten im Westen beginnt.
Die beiden Gebäude bilden einen Brückenschlag über die Spree und formen einen neuen Stadtraum an den beiden Spreeufern. Die regelmäßige Kammstruktur, mit den dreiseitig transparent umschlossenen Außenhöfen und den sich von den Kämmen lösenden eingestellten Sonderbaukörpern, lässt vielfältige Einblicke in das Innenleben des Deutschen Bundestags zu. Durch die aufgelöste Struktur sind alle Büros und Sonderflächen tagesbelichtet und die Ausblicke der Parlamentarier öffnen sich zum Reichstag oder zum Spreebogen.
Im Norden und Süden formen die Sichtbetonelemente städtebauliche Kanten, im Westen und Osten dagegen öffnet sich die Sichtbetonskulptur mit großen Glasfassaden, die freien Durchblick vom Forum bis zur Parlamentsbibliothek am anderen Ufer der Spree ermöglichen.
Stefan Braunfels erklärte in seiner Ansprache zum Richtfest im November 1999, dass dieses Haus "das größte Sichtbetongebäude sei, das jemals in Deutschland errichtet wurde". "Beton ist der Marmor des 20. Jahrhunderts", zitierte er Tadao Ando. Das gesamte Paul-Löbe-Haus sei unter Vezicht auf Fertigteile "aus einem Stück" in Ortbeton gegossen worden.
Der monolithische Charkter des Baus ist es auch, der das Raumerlebnis der zentralen Halle einzigartig macht: verschiedenartige Bauteile wie die filigrane Kassettendecke, haushohe Wandscheiben oder die schweren Plenarsaalzylinder werden so zu einer Einheit. Spuren des Entstehungsprozesses, wie die sichtbaren Löcher für die Schalungsanker, leichte Farbvariantionen im Beton selbst und die scharfkantige Ausführung der Ecken tragen zu diesem Eindruck bei.
Bildnachweis: Linus Linter, Berlin
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