Prof. Dr.-Ing. Ulrich Knaack, Dipl.-Ing Marcel Bilow
Studenten, Sponsoren
2007
FH Lippe und Höxter, Fachbereich Architektur und Innenarchitektur, Detmold, Bielefelder Straße 66
Verwendung von glasfaserbewehrtem Beton
Als Kooperationsprojekt der FH Lippe und Höxter in Detmold und der TU Delft entstand im Rahmen eines Baukonstruktionsseminars die Jackbox. Der als Experimentalkonstruktion realisierte Pavillon soll die Verwendung von Sandwichbauweisen in der Architektur veranschaulichen, die bisher nur im Luft- und Fahrzeugbau ihre Anwendung finden.
Die Wandelemente des Pavillons bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), einem Dämmkern und einer Innenschale aus Faserbeton. Die raumseitige Verwendung von Faserbeton sorgt für thermische Masse und dient durch Einlegen von Kapillarrohren zudem als Heiz- oder Kühlelement. Um eine wirtschaftliche Fertigung der Wandbaumodule zu ermöglichen, ist die Fertigung als ebene Fläche konzipiert worden, die dann in ihre endgültige Form gebogen werden.
Die Türen des Pavillons werden an Silikonfugen gehalten, die als verbindendes Element dienen und gleichzeitig die Funktion des Scharniers übernehmen. Eigens entwickelte Werkzeuge und Hilfsmittel, die zur Fertigung dieses Details benötigt wurden, sind mit einem 3D Drucker produziert worden.
In seiner Zusammensetzung unterscheidet sich Faserbeton deutlich vom Stahlbeton. Neben Zement und einem Feinstkorngemisch aus feinem Sand wird Faserbeton durch Zugabe von kurzen Glasfasern verstärkt. Sie verhindern das Reißen und nehmen die Zugkräfte auf. Da die eingelegten Fasern im Gegensatz zu Baustahl nicht vor Korrosion geschützt werden müssen, können sie direkt an der Oberfläche angeordnet werden und so wesentlich schlankere Bauteile hergestellt werden. Zudem können durch das Einlegen von Fasermatten oder Geweben aus Glas gezielt die Kraftrichtungen des Bauteils beeinflusst werden. Faserbeton enthält nur Kurzfasern, werden zur Erhöhung der Zugfestigkeit zusätzliche Gewebe oder einzelne Faserstränge zugegeben, spricht man von textilbewehrtem Beton oder kurz Textilbeton.
An der Fassade der Jackbox zeigt sich das Potenzial von glasfaserbewehrtem Beton, die erst durch die zugfesten Glasfasern in derart dünner Ausführung gefertigt werden konnte. Die konstruktive Verwendung von Faserbeton mit Ausnutzung der lastabtragenden Eigenschaften birgt die Möglichkeit der Verwendung von Betonoberflächen in der Fassade, die weit mehr ist als nur eine Verkleidung, wie sie heute als vorgehängte hinterlüftete Fassade eingesetzt wird.
Bildnachweis: Marcel Bilow, FH Lippe und Höxter
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