C 18 Architekten, Stuttgart
Kath. Kirchengemeinde Herbrechtlingen
Diözese Rottenburg, Stuttgart
Dyckerhoff AG, Wiesbaden; R. Bayer Betonsteinwerk GmbH, Blaubeuren (Fußbodensystem)
2007
Herbrechtingen, Taubenweg
weißer Terraplan-Betonboden
Bei der Sanierung und der Neugestaltung der Pfarrkirche St. Bonifatius im schwäbischen Herbrechtingen kam bei der Gestaltung des Bodens das neuartige Fußbodensystem Dyckerhoff Terraplan, eingebaut von der Firma R. Bayer, zum Einsatz. Es überzeugt nicht nur durch seine terrazzoartige Optik, sondern sorgt auch für optimalen Gehkomfort.
Das 13.000 Einwohner Städtchen Herbrechtingen, im Landkreis Heidenheim, liegt in einem der landschaftlich großartigsten Flusstäler auf der sonst wasserarmen Ostalb. In einer langen Schleife durchfließt hier die Brenz das malerische Eselsburger Tal. Die Geschichte des Ortes geht auf das ehemalige Kloster Herbrechtingen zurück, dessen erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 774 stammt. Neben dem Kloster ist die im vorigen Jahrhundert erbaute Pfarrkirche St. Bonifatius ein wichtiger Teil des kirchlichen Lebens der Gemeinde.
Schon Mitte der 90er Jahre gab es auf Grund kleinerer und größerer Baumängel erste Überlegungen für eine umfassende Renovierung der Kirche. Neben der Behebung der baulichen Mängel wuchs dabei auch der Wunsch nach einer liturgischen und künstlerischen Neugestaltung des Kirchenraums. Im Jahre 2002 wurde ein Architektenwettbewerb durchgeführt und in dessen Folge das Architektenbüro C 18 in Stuttgart unter der Federführung des Architekten Marcus Kaestle mit der Durchführung des Umbaus beauftragt. Zudem wurde dem Furtwanger Künstler Wolfgang Eckert die bildhauerische Neugestaltung des Altarraums anvertraut.
Ganz besondere Akzente wollten Bauherr und Planer auch mit den Bodenbelägen setzen. Sie entschieden sich daher für den Einsatz des Terraplan-Betonbodens. Hierbei handelt es sich um ein neuartiges Fußbodensystem, welches aufgrund der bekannten Betoneigenschaften zum einen eine hohe Belastbarkeit und zum anderen in Anlehnung an die klassische Terrazzo-Technologie eine Vielzahl gestalterischer Möglichkeiten bietet. Der wesentliche Unterschied zu herkömmlichen Fußboden-Systemen besteht jedoch darin, dass bei Terraplan auf eine Oberflächenbeschichtung beziehungsweise -versiegelung verzichtet werden kann. Die Betonrezeptur wird in Bezug auf die spätere Farbgebung der Oberfläche schon von vornherein ganz speziell auf die gestalterischen Wünsche des Auftraggebers abgestimmt. In jedem Fall wird für die oberste Schicht (Oberbeton) Dyckerhoff Weiss als Weißzement verwendet. Hierdurch wird sichergestellt, dass es bezüglich der Farbtöne stets reproduzierbare Standards gibt. Denn im Gegensatz zu vielen Grauzementen ist die Farbe bei Verwendung von Dyckerhoff Weiss stets einheitlich. Ausgeführt wurden die Bodenarbeiten von dem Fachunternehmen R. Bayer, Betonwerkstein GmbH aus Blaubeuren.
In Herbrechtingen kam der Weißzement in Verbindung mit einer weißen Gesteinskörnung (Carrara Sand und Carrara Splitt mit einem Größtkorn bis 4 mm) zum Einsatz. Der so entstandene fugenlos weiße und barrierefreie Terraplanboden sorgt nicht nur für höchsten Gehkomfort, sondern verleiht dem Kirchenraum im Zusammenspiel mit einer neuen, raumbildenden Wandschale, den glatt verputzten und weiß gestrichenen Wänden sowie der homogenen weißen Decke auch eine völlig neue Proportion – ungewöhnlich hell und weit. Die Architekten wollten hier eine bewusst gewollte „Immaterialisierung“ des Raumes erzielen. Im Kontrast dazu steht der in Grauzement gestaltete Boden der Altarinsel. Er unterstreicht die zentrale Rolle des Altars als Zentrum der Gemeinde, um den sich konzentrisch die weiß lackierten Kirchenbänke formieren. Den Planern ist es auf diese Weise gelungen, in ihrer architektonischen Konzeption sowohl die historischen Gebäudeteile aufzugreifen, als auch die Vision eines modernen, liturgischen Kirchenraumes umzusetzen.
„Bauen ist Gestalt zu geben“, so formulierte Heiner Giese, Diözesanbaumeister BDA, anlässlich der im Juni dieses Jahres stattgefundenen Altarweihe die Ziele, die man sich bei den Arbeiten an der Pfarrkirche St. Bonifatius gestellt hatte. Denn, so Giese, „auch kleinste Sanierungen geben durch Erneuerung den Dingen einen neuen Ausdruck, eine neue Gestalt“. Ein Ziel, das im vorliegenden Falle in ganz besonders eindrucksvoller Weise erreicht wurde. Das Ergebnis der aktuell durchgeführten Renovation weist nicht nur funktionale Perspektiven für die katholische Gemeinde des Hl. Bonifatius in Herbrechtingen auf, sondern besitzt auch eine beachtenswerte architektonische und kirchenprägende Relevanz.
Bildnachweis: Brigida González, Stuttgart (1,2); opus C / Dyckerhoff AG (3,4)
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: