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Polizeistation in Münsingen

Ulrich Schwille, Reutlingen

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Dämmung Dauerhaftigkeit Feuchtigkeitsklasse Schalung Sichtbeton

Architektur

Ulrich Schwille, Reutlingen

Bauherr

Land Baden-Württemberg, vertreten durch den Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen

Projektbeteiligte

Tragwerkeplus, Reutlingen (Tragwerksplanung); Günther Ingenieure, Stuttgart in Zusammenarbeit mit Kienle Ingenieure, Ostrach (Elektrofachplanung); Ingenieurbüro Käaser, Stuttgart (HLS-Planung); GN-Bauphysik, Stuttgart (Bauphysik)

Jahr

2011

Ort

72525 Münsingen, Karlstr. 2

Beschreibung

In den letzten Jahren ist die Zahl der Polizeibeamten in der schwäbischen Gemeinde Münsingen auf 45 angewachsen – zu viel für die alte Polizeistation aus dem Jahr 1904. Außerdem erwies sich der Altbau als marode und so entschieden sich die Verantwortlichen für einen Neubau. Er entstand nach Plänen von Ulrich Schwille Architekten aus Reutlingen und wurde in zwei Bauabschnitten errichtet, um den laufenden Polizeibetrieb nicht zu stören.

Das neue Polizeirevier setzt sich aus zwei Baukörpern zusammen, die sich im rechten Winkel zueinander, dreigeschossig über einem Sockelgeschoss erheben. Beide sind aus Sichtbeton und mit großflächigen, bandartigen Holzfenstern ausgestattet. Leicht ablesbar ist der Haupteingang für Besucher an der Karlstraße. An dieser Stelle ist die Gebäudeecke im Sockelbereich tief eingeschnitten und im Kontrast zu den Betonflächen mit Eichenholz verkleidet. Eine Rampe neben den Treppenstufen dient dem barrierefreien Zugang. Die Bediensteten betreten das Gebäude vom leicht erhöht liegenden Innenhof aus, wo sich auch die Parkplätze befinden.

Im Erdgeschoss des Polizeireviers sind die Wache und ein Raum für den Dienstgruppenführer untergebracht, im ersten Obergeschoss Büroräume, im zweiten Tagungs- und Aufenthaltsräume. Das Sockelgeschoss beherbergt die Technik-, Umkleide- und Sanitärräume, einen Fitnessraum sowie Gewahrsamzellen. Auch im Inneren wurden die Decken und Wände in Sichtbeton ausgeführt, dazu kommen Platten aus Eichenfurnier und lasierte, schwarze MDF-Platten

Beton

Bei der Umsetzung der Sichtbetonfassaden kamen aus statischen Gründen unterschiedliche Systeme zum Einsatz. Im Baukörper des ersten Bauabschnittes wurden die Außenwände tragend ausgebildet. Sie bestehen aus einer tragenden Innenwand von 20 cm Stärke, einer Kerndämmung von 12 cm (Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035) und der äußeren, selbsttragenden 20 cm dicken Sichtbetonschale. Nach dem Betonieren der inneren Tragwand wurde die Kerndämmung angebracht und anschließend einhäuptig gegen die innere Schale betoniert. Bei dieser Technik muss der gesamte Frischbetondruck, der auf der Schalungsfläche wirkt, über eine Abstützung so in ein bestehendes Bauteil eingeleitet werden, dass die Kräfte bis in den Untergrund abgeleitet werden.

Um frühzeitig die Qualität und gewünschte Oberfläche der Sichtbetonfassade festlegen zu können, wurden beim Betonieren der inneren Schale Referenzwände hergestellt. Die äußere Fassade ist in Sichtbetonklasse SB 3 hergestellt, also mit besonderen Anforderungen an die geschalten Flächen. Als Schalung kam eine Standard-Großflächenschalung zum Einsatz. Diese wurde allerdings vor den Arbeiten neu belegt, um eine möglichst glatte und gleichmäßige Oberfläche zu erhalten. Als Betonrezeptur wurde festgelegt: Festigkeitsklasse C30/37, für den Beton Expositionsklasse XF1, für die Bewehrung Expositionsklasse XC4. Um die schlanke Geometrie der Wände umsetzen zu können, wählte man eine Gesteinskörnung mit Korngrößen zwischen 0 und 16 mm. Zum Schutz der Sichtbetonfassade ist diese im Anschluss mit einer farblosen Langzeitimprägnierung versehen.

Die Ortbetondecken in den Fluren und Treppenhausbereichen sind ebenfalls in Sichtbetonqualität hergestellt, als Schalung dienten Schaltafeln im Format 100 x 50 cm. Die Dachdecke wurde als geneigte, sichtbare Massivholzdecke aus Leimholzelementen ausgeführt.

Im Baukörper des zweiten Bauabschnitts sind die inneren Trennwände tragende Stahlbetonvollwände mit einer Dicke von 12 cm. Die Außenwandkonstruktion besteht aus einer einschaligen Stahlbetonwand mit einer Stärke von 24 cm und einer Innendämmung aus 14 cm Schaumglas. Um Wärmebrücken zu vermeiden, wurden die Geschossdecken über Isokörbe mit den Außenwänden verbunden. Dies stellte einen erheblichen Aufwand dar, da die Großflächenschalung im Bereich der Isokörbe aufgeschnitten werden musste. Die Sichtbetonfassade wurde ebenfalls in der Sichtbetonklasse SB 3 mit einer Großflächenschalung hergestellt, die Dachdecke als geneigte Stahlbetondecke ausgeführt.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Studio Tümmers, Leinfelden-Echterdingen

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