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Preisgekrönte Genossenschaftliche Wohnanlage wagnisART in München

Planung: arge bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH/SHAG Schindler Hable Architekten GbR

Schlagworte zu passenden Webseiten in unserem Auftritt

Nachhaltigkeit Wohnungsbau Beton im Wohnungsbau

Architektur

Planung: arge bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH/SHAG Schindler Hable Architekten GbR

Bauherr

Wohnbaugenossenschaft wagnis eG

Projektbeteiligte

Bauleitung: arge Schindler/Hable/Köhler Architekten GbR
Landschaftsarchitekten: arge bauchplan und auböck/kárász

Jahr

Bauzeit: Januar 2013 – September 2016

Konstruktionsmerkmale

Hybridbauweise mit Stahlbetonskelett, nicht tragenden Holzaußenwänden und Stahlbetontreppenhauskernen

Besonderheiten

Geschosswohnungsbau: 1/3 München Modell, 1/3 EOF gefördert
Passivhausstandard

Preise

Auszeichnung mit dem DAM Preis 2018
Prämiert mit dem DGNB Preis "Nachhaltiges Bauen"
Nominiert für den Deutschen Bauherrenpreis 2018
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Städtebaupreis 2016
Auszeichnung in der Kategorie Partizipation und Planung beim Deutschen Landschaftsarchitektur-Preis 2017
Anerkennung beim Deutschen Architekturpreis 2017
Gewählt auf die Shortlist zum DAM Preis 2018

Beschreibung

Eingebettet in das neue Wohnquartier „DomagkPark“ im Norden von München, entstand zwischen 2012 und 2016 eine bemerkenswerte Wohnanlage auf der Konversionsfläche einer ehemaligen Kaserne. Sie gibt mehr als nur eine Antwort auf die Frage nach bezahlbarem wie qualitätsvollem Wohnen. Das genossenschaftliche Projekt des Bauherren wagnis eG liegt zwischen dem südöstlich angrenzenden städtischen Kunsthof, der aus einer Künstlerkolonie hervorging, und einer orthogonal strukturierten neuen Wohnbebauung im Nordosten. Es stellt Bezüge zur künstlerischen Historie her – das nicht nur durch den Namen wagnisART – und setzt sich gleichzeitig klar ab von der Wohnbebauung im Umfeld. wagnisART steht vor allem für Gemeinsinn, partizipative Planung und Nachhaltigkeit. Für die Genossenschaft ist es bereits das fünfte Wohnprojekt in München. wagnisART zeigt mit den fünf frei geformten Baukörpern – Häuser im Passivhausstandard, die aus der Reihe tanzen – überdeutlich, dass es auch anders geht im Geschosswohnungsbau.

Die Anlage setzt sich zusammen aus Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien – so die Namen der fünf individuellen Baukörper. Durch die markanten Balkonbrüstungen, den einheitlichen Putz und die wenigen definierten Fensterformate gelang es, die einzelnen Teile auch optisch zu verbinden. Sie gruppieren sich um zwei unterschiedlich gestaltete, ineinander übergehende, 50 Zentimeter über Straßenniveau liegende Höfe – einer davon wird Dorfplatz genannt. Die Verbindung schafft eine umlaufende Brücke in einer Höhe von bis zu 10 Metern und einer großzügigen Breite von bis zu sechs Metern. Hier können sich Mieter aufhalten, hier finden Sitzmöbel und Blumenkästen Platz, ebenso wie auf den begrünten Dächern der Häuser. Ein absolutes Novum in München stellen die Clusterwohnungen dar. Neben konventionellen Wohnungen wurden 30 Prozent der Wohnfläche für dieses Modell vorgesehen. Hinter einem gemeinsamen Eingang leben sechs bis zehn Haushalte auf bis zu 400 Quadratmetern. Ein großes Wohnzimmer und die Küche werden gemeinsam genutzt. Grundidee ist hier, auch Alleinlebenden und älteren Menschen Gemeinschaft zu ermöglichen und damit Lebensqualität zu fördern.

Bei der Wohnungsvergabe wurden ganz unterschiedliche Einkommensgruppen berücksichtigt und Eigentum von frei finanziert bis genossenschaftlich ermöglicht. 30/40/30 so der Vergabeschlüssel – zusammengesetzt aus Wohnungen mit Berechtigungsschein, nach dem München-Modell geförderten und frei finanzierten beziehungsweise nicht bezuschussten Wohnungen. Dennoch haben alle Wohnungen die gleiche Ausstattung. Wie geht das?

Zunächst einmal braucht es Menschen, die den Gemeinschaftsgedanken tragen und Gemeinschaftseigentum als Wohnmodell schätzen. Dies geht über Beteiligung: finanziell – die Bewohner sind Mieter im eigenen Haus – und entscheidungstechnisch im Prozess der Entstehung. Etwa 40 Prozent der Bewohner standen schon in der Planungsphase fest und konnten sich einbringen. Das schuf von Anfang an Potenzial für Identifikation. Genau das wurde für die Planer zu einer besonderen Herausforderung. Sie mussten bereit sein, einen Teil ihrer Planungshoheit aufzugeben, sich zurücknehmen im Interesse der Gemeinschaft, sich mehr der Steuerung und Lenkung widmen, auch auf die Gefahr hin, dass das Endergebnis nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht. Auf diesem Weg entstand Neues, das bei den wirklichen Bedürfnissen ansetzt.

Der außergewöhnlich großzügige Umgang mit dem Raum setzt sich im Inneren der Wohnanlage fort, das über die Höfe erreicht wird. Aufgrund der polygonalen Grundform jedes Bausteins entstanden Tiefen für die Raumerschließung. Treppenhäuser und Flure sind luftig gestaltet. Räume, die sonst im Wohnungsbau oft auf ein Mindestmaß schrumpfen, hier haben sie Aufenthaltsqualität – und das ist gewollt. Spezielle Akustikelemente erlauben es, dass auch diese Orte „belebt“ werden. Die Nutzung der Gemeinschaftsflächen ist nicht störend, nein sie ist erwünscht, so steht zum Beispiel eine Tischtennisplatte bereit.

Die Idee sollte funktionieren, denn die Bewohner selbst haben es so gewollt. Im Zuge des gemeinsamen Entscheidungsprozesses einigte man sich auf diese Flächenverteilung, ebenso wie auf die Anlage der Höfe, Dachterrassen und Brücken. Der Gemeinschaftsgedanke wird zum Mehrwert. Durch die Auslagerung von Nutzflächen konnten individuelle Wohnflächen kleiner geplant werden, ohne dass dies als Verlust empfunden wird. Neben den 138 Wohnungen sorgen Ateliers, Werkstätten, Büros, Gemeinschaftsräume, Gästeappartements sowie ein Waschcafé mit Nähstube als Beitrag zur Quartiersvernetzung. Hinzu kommen der große Veranstaltungsraum und ein Speiserestaurant, das von einer Sozialgenossenschaft aus Bewohnern von wagnisART und Nachbarn getragen wird.

Beton

wagnisART ist ein Stahlbeton/Holz-Hybrid. Die tragende Struktur der Fünfgeschosser wurde als Stahlbetonskelettkonstruktion errichtet. Decken und Treppenhauskerne erhielten Stützen, um auch bei größeren Spannweiten wenig massive Bauteile zu verwenden. Die Brücken sind in ihrer unregelmäßigen Geometrie als Ortbetonbauwerke realisiert worden, die Außenwände nicht tragende Holzrahmenkonstruktionen mit Putzfassade.

Im Interesse des Nachhaltigkeitsgedankens der Genossenschaft wurde auf Bilanzen wie den ökologischen Fußabdruck und den verantwortungsbewussten Umgang mit der sogenannten grauen Energie besonderes Augenmerk gelegt. Photovoltaikanlagen auf den Dächern speisen Strom in einen Localpool. So wird der erzeugte Strom direkt zu den Abnehmern weitergeleitet und das öffentliche Netz nur noch für Reststrom benötigt.

Quelle

EINSATEAM

Bildnachweis: Michael Heinrich, München / bogevischs buero architekten & stadtplaner GmbH, München

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