Illiz Architektur, Zürich
Gemeinde Erlenbach
Pöyry Schweiz, Zürich (Generalplanung, Statik, Bauphysik, Akustik, Elektroplanung); Aqua Transform Ingenieurbüro, Gossau (Sanitär- und Schwimmbadplanung); Tri Air Consulting, Jona (HLK-Planung); CAAB, Zürich (Bauleitung)
2016
8703 Erlenbach, Schweiz, Im Allmendli 5
Eine mächtige Betondecke überspannt das Schwimmbecken des neuen Hallenbads in Erlenbach bei Zürich. Lichtdurchflutet und von außen wie ein Pavillon erscheinend, bietet es einen beeindruckenden Ausblick über den nahen Zürichsee. Das Schwimmbad Allmendli befindet sich am Rand des Schulcampus der kleinen Gemeinde und lässt nicht vermuten, dass ein Großteil der Räume unterirdisch angeordnet ist – und zwar in einer ehemaligen Unterkunft der Rettungstruppen der Schweizer Armee.
Ursprünglich war geplant, das Bad komplett in den Bestand zu integrieren. In einem selektiven Vergabeverfahren wurde 2012 ein geeignetes Generalplanerteam gesucht, das diese Pläne umsetzen sollte. Das Büro Illiz Architektur aus Zürich konnte den Bauherren jedoch zusammen mit den Ingenieuren von Pöyry Schweiz von einer Lösung überzeugen, bei der das Erdreich unter der ehemaligen Truppenunterkunft nicht erst aufwendig abgegraben werden musste. Stattdessen wurde das Schwimmbecken so in den Bestand eingestellt, dass der Wasserspiegel nun auf Geländeniveau liegt.
Dafür wurde zunächst die Südostecke der ehemaligen Militärunterkunft freigelegt und Teile der Außenwand entfernt. In die entstandene Lücke fügte man zwischen zwei neuen flankierenden Stützwänden eine geschosshohe Glasfassade ein, in der sich jetzt der Eingang befindet. Ihm gegenüber ist der Garderobentrakt angeordnet, daneben der Hubboden für das Schwimmbecken und die Technik. Der nordwestlich daran angrenzende Teil der alten Unterkünfte blieb erhalten, wird im Moment aber nicht genutzt.
Vom Barfußgang neben den Garderoben gelangen die Kinder und Jugendlichen, die hier Schwimmunterricht erhalten, über eine einläufige Treppe in die eigentliche Badehalle. Eine massive Betonkassettendecke überspannt ihre gesamte Grundfläche. An ihren Rändern ruht sie auf einer dichten Reihe schlanker Betonfertigteilstützen, vor die eine Glasfassade über die gesamte Gebäudebreite und -länge gesetzt ist. Konstruktiv wie formal fügten die Planer den freigelegten Bestand und das ihm aufgesetzte Tragwerk zu einer neuen Einheit.
Da die Tragstruktur des Bestands fast vollständig in die neue Nutzung integriert werden konnte, mussten nur wenige Bauteile entfernt werden. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte es erforderlich, die vorhandenen Betonoberflächen mit einer hydrophobierenden Beschichtung zu versehen, um eine Korrosion der Bewehrung zu verhindern. Größere Risse wurden mit Injektionen behandelt, kleinere ließen sich durch eine rissüberbrückende Beschichtung schließen. Die sichtbaren Betonoberflächen der neuen Bauteile, wie etwa der Treppen- und Stützwände, wurden gemäß der Vorgaben der schweizerischen Sichtbetonklasse SBK2 erstellt, die in etwa der deutschen SB 2 entspricht.
Die Lage und Ausdehnung der neuen Badehalle stimmten die Planer auf die unterirdische Konstruktion ab. Die Stützen liegen größtenteils über den bestehenden Wänden. Wo dies nicht möglich war, wurden im Untergeschoss zusätzliche Stützen erstellt, um die Kräfte direkt in den Boden einleiten zu können. Für das Edelstahlschwimmbecken wurde die vorhandene Betondecke ausgeschnitten, darunter ein Fundament gegossen. Die Badehalle wurde quasi von oben nach unten gebaut; die Kassettendecke entstand in einem einzigen Betonierabschnitt. Zunächst errichtete man ein Stützgerüst, auf das eine vollflächige Schalung auf der Höhe der späteren Unterkante der Kassettendecke montiert wurde. Die Löcher für die Fertigteilstützen sparte man dabei aus. Die Stützen bestehen aus einem Beton der Festigkeitsklasse C80/90 mit Titandioxid als aufhellendem Pigment. Ihre vollflächig hydrophobierten Oberflächen entsprechen der Sichtbetonklasse SBK4.
Mithilfe eines Krans wurden die Stützen durch die Öffnungen in der Schalung „eingefädelt“, wobei ihre oberen Bewehrungsanschlüsse zunächst noch herausragten. Die Kassettenstruktur erzielte man durch einzelne Boxen aus Schaltafeln, die in regelmäßigen Abständen auf die Fläche montiert wurden. Anschließend wurde die Bewehrung verlegt und ein Ortbeton C30/37 mit einem Größtkorn von 16 mm und einem Wasserzementwert von maximal 0,45 in die Schalung verfüllt. Die fertige Tragstruktur der Halle konnte nach 28 Tagen ausgeschalt werden. -chi
Bildnachweis: Herta Hurnaus, Wien
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