gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner
Team: Volkwin Marg, Jürgen Hilmer, Kai Ritzke, Radmila Blagovcanin, Gabi Kottsieper, Katja Metzger
Staatliches Bauamt Würzburg
Tragwerksplanung: Weischede Hermann und Partner, Stuttgart
Haustechnik: Ingenieurbüro REA, Würzburg
2016
97082 Würzburg, Weißenburgstr. 60
Großflächige Betonrahmen
Ineinander gesteckte Beton-Glaskuben
Drei Staatliche Feuerwehrschulen gibt es allein in Bayern; insgesamt 14.000 Auszubildende werden dort auf ihre Rettungseinsätze vorbereitet. Die jüngste, größte und modernste Feuerwehrschule nicht nur Bayerns sondern insgesamt in Deutschland ist seit Dezember 2016 in Würzburg in Betrieb. Der Freistaat hat sich das 22 Millionen Euro kosten lassen und gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner beauftragt, nachdem das Hamburger Büro 2012 ein VOF-Verfahren für sich entscheiden konnte.
Ob im Supermarkt, in der Tiefgarage, in der Wohnung, im Büro, im Erdgeschoss oder siebten Stockwerk, im Restaurant oder im Hotelzimmer: Hier wird auf insgesamt zehn Ebenen und einer Gesamtfläche von 7.700 Quadratmetern eine Vielzahl von Brand-Szenarien simuliert. 70 lebensgroße Puppen helfen, möglichst realitätsnahe Situationen nachzustellen. Computer regeln die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade, mit denen die Feuerwehreleven für den Ernstfall proben. All das findet in zwei ineinander gesteckten Gebäuden statt, einem 31 Meter messenden Hochhaus und einem liegenden Baukörper. Die fußballfeldgroße Halle könnte 100 Einfamilienhäuser aufnehmen, tatsächlich stehen dort nach dem Haus-im-Haus-Prinzip und im Maßstab 1:1 ein Satteldachhaus und ein siebengeschossiges Gebäude. Letzteres ragt in den hohen Gebäudeteil hinein und auch seitlich aus der Halle hervor. An seiner äußeren Fassade werden Brandsituationen im Außenraum nachgestellt und bewältigt. Im Westteil der Halle sind Bereiche für das Training im Umgang mit Gefahrenstoffen oder technischer Hilfe aufgebaut. Im Untergeschoss befinden sich zudem Flutkeller und eine begehbare Kanalisation, um auch diese Einsatzgebiete von Feuerwehrleuten einzubinden.
Die einander durchdringenden Gebäudeteile sind in dem heterogenen Mischgebiet nicht zu übersehen, dabei aber zugleich so klar und schlicht, dass sie sich nicht in den Vordergrund spielen. Hoch- und Querhaus haben große Glasfassaden, die jeweils klammerartig von weiß verputzten Stahlbetonwänden und -dächern umfasst werden. Tagsüber spiegeln die Glasflächen die Umgebung, im Dunklen leuchtet die Halle wie eine gigantische Laterne und legt die innere Szenerie mit dem Einfamilienhaus und dem Siebengeschosser frei. Der unterschiedliche Umgang mit dem Beton signalisiert zweierlei: Die verputzten Flächen übernehmen die Funktion der Gebäudehülle, die Sichtbetonflächen der Halleninnenwände und -einbauten hingegen sind quasi abstrahierende Kulissenarchitektur und alle für Übungszwecke freigegeben. Ressourcenschonendes Bauen war ebenfalls ein Kriterium für die Architekten: Neben Photovoltaik-Elementen auf dem Dach und einer großen Zisterne zum Sammeln von Regenwasser für die Probe-Löscheinsätze wählten sie Beton als strapazierfähiges Material, das die spezielle und vor allem intensive Nutzung des Doppelgebäudes dauerhaft parieren kann.
Bildnachweis: Marcus Bredt, Berlin / gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner
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