Studio Bellecour, Paris/F
SARA, Société d’Aménagement de la Région d’Angers (städtebauliches Gesamtkonzept); Socotec-Cholet, Angers/F (Bauleitung); GTB Bouygues, Paris/F (Generaluntenehmer); RFR Éléments, Paris (Fassaden); RECKLI GmbH (Matrizenschalung)
2010
Angers, Rue Le Gouz
Rund 11.000 Einwohner leben in Grand-Pigeon, einem Viertel im Nordosten der französischen Stadt Angers. Den gleichen Namen trägt ein städtisches Wohnbauprojekt, in dessen Rahmen u.a. 135 Sozialwohnungen entstanden sind. Der Masterplan stammt von den Stadtplanern vom Büro SARA unter der Leitung von Jean-Pierre Logerais, der Entwurf für die Gebäude von den Pariser Architekten vom Studio Bellecour.
Die städtebauliche Vorgabe sah ein einheitliches Quartier mit klaren Grenzen zu den benachbarten Bezirken vor, in dem neben blockartigen Gebäuden begrünte Innenbereiche und Plätze vorgesehen waren. Dem folgten die Architekten Wilfried Bellcour und Francois Barberot, schufen aber statt langer Wohnriegel eine kleinteilige Gebäudestruktur mit differenziertem Farb- und Materialkonzept. Wichtig war ihnen, die Sozialwohnungen nicht wie solche aussehen zu lassen und gleichzeitig ein geschlossenes Wohngebiet mit städtischem Charakter zu schaffen.
Entstanden sind insgesamt sieben in einem Abstand zueinander angeordnete Häuser mit 62 Appartments und 73 Wohnungen: Drei der Gebäude liegen auf einer Straßenseite, vier auf der anderen. Sie sind jeweils über ein zusammenhängendes Erdgeschoss miteinander verbunden. Alle sind viergeschossig und mit einem zurückspringenden Dachgeschoss ausgebildet.
Die Fassade des Erdgeschosses ist zur Straße hin in hellgrauem Beton ausgeführt, der sich auf jeweils einer Gebäudehälfte bis zum Dachgeschoss hochzieht. Die andere Hälfte ist nochmals geteilt: Während das zweite Geschoss etwas zurückversetzt liegt, umschließt ein weiß verputzter Bereich im dritten und vierten Geschoss eine farbige Fläche mit jeweils vier Fenstern in ihrer Mitte wie ein großer Rahmen. Zwischen Beton- und Putzfassade liegt das Treppenhaus, darüber das ebenfalls zweigeteilte Dach. Dessen dunkelanthrazitfarbene Flügel kragen weit über die leuchtend gelb gestrichene Putzfassade des zurückgesetzten Dachgeschosses hinaus. Zu den Hofseiten hin sind die Fassaden ebenfalls von Vor- und Rücksprüngen geprägt. Diese bilden Nischen und kleine Höfe mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten aus.
Den Architekten ist es gelungen, ein Ensemble aus abwechslungsreich gestalteten Einzelelementen zu schaffen, dessen Gesamterscheinung dennoch einheitlich ist. Große Fassadenflächen wurden in aufwendiger Betontechnik ausgeführt. Sie stehen im Kontrast zu den angrenzenden glatten Putzflächen. Die Außenhaut der Betonwände wurde in einer Matrizenschalung mit Holzstruktur (Strukturmatrize Nr.: 1/317 Rustic) als Ortbeton ausgeführt. Fensteröffnungen und andere Fassadenöffnungen wurden bereits in die Matrizen eingearbeitet. Sie mussten äußerst sorgfältig geplant werden, da Korrekturen bei dieser Bauweise nicht möglich waren – für die ausführende Firma eine große Herausforderung.
Insgesamt wurde eine Fläche von 1.700 m² aus diesem Ortbeton hergestellt. Die verwendete Schalung mit Holzlattenstruktur zeichnet sich reliefartig auf den Betonoberflächen ab. Besonders die Eckausbildung erforderte großes handwerkliches Können, da die Matrizen an dieser Stelle zusammenlaufen und sauber gestoßen sein mussten. Zur hohen Qualität in Ausführung und Optik trägt ohne Zweifel der selbstverdichtender Hochleistungsbeton bei, der mit Gesteinskörnungen aus der Region versetzt wurde.
Bildnachweis: Studio Bellecour, Paris/F
Social Stream
Instagram
Linkedin
Youtube
Folgen Sie uns auf: