Frederik Voigt
Stadt Groß-Gerau
2003
Groß-Gerau in Hessen, Mainzer, Frankfurter und Darmstädter Straße, Elisabethenstraße und der Straße »Am Marktplatz«.
Integriertes Beleuchtungssystem
Groß-Gerau 2003: Seine zentrale Lage und die Anbindung an bedeutende Verkehrsachsen kam dem wirtschaftlichen Wohle der Stadt jahrzehntelang zugute. Dass die direkte Nähe zum Rhein-Main-Gebiet und dem Ballungszentrum Mannheim/Ludwigshafen auch seine Schattenseiten hat, kristallisierte sich in Gestalt der B44 immer deutlicher heraus. Sie verläuft inmitten der Innenstadt. Im Pendlerverkehr drängen sich täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge auf der Bundesstraße zwischen die beiden wichtigsten Plätze des öffentlichen Lebens in Groß-Gerau. Besonders Fußgänger haben es schwer: eine Straßenüberquerung gleicht einer Herausforderung. Ein anderes Großprojekt war zentraler Brennpunkt: Die 74 Jahre alte Kanalisation ist in marodem Zustand, muss dringend saniert werden und erfordert entschiedenes Handeln der Stadtverwaltung. Der nah gelegenen Elisabethenstraße stehen somit monatelange Bauarbeiten bevor – den Anwohnern und Passanten entsprechende Entbehrungen. Bürgermeister und Verwaltung erkannten damals gleich die einmalige Gelegenheit, ein drittes Projekt in die Tat umzusetzen: Schon seit Jahren spielte man mit dem Gedanken einer Neugestaltung der Innenstadt. Deren nun ohnehin notwendige, zweijährige Sperrung eröffnete den Stadtoberen endlich die Chance, die Pläne zu verwirklichen. Die Neugestaltung der Darmstädter und Frankfurter Straße war zudem prädestiniert, die Straßenführung der ungeliebten B44 aus dem Stadtzentrum zu verbannen. Als erster »Meilenstein« ebnete diese Maßnahme auch der eigentlichen Stadtmitte den Weg, ihrer Bedeutung endlich gerecht zu werden. Wo Passanten früher zwei asphaltierte Plätze als Stadtzentrum vorfanden, erwartet sie heute ein völlig verändertes Bild. Gastronomie und Einzelhandel freuen sich mit den Bürgern über ein neues Groß-Gerau, das auch zum Bummeln und Verweilen einlädt.
Viele innerstädtische Bauvorhaben zeichnen sich durch eine explizite Formen- und Farbensprache des planenden Ingenieurbüros aus. In Groß-Gerau ging man ganz bewusst einen anderen Weg – die eigene Identität galt es in jeder Beziehung zu erhalten, die Schönheit der Stadt freizulegen. So planten Bauamt und Ingenieur gemeinsam mit Lithonplus bereits im Vorfeld bis ins kleinste Detail. Dass die Wahl auf den Werkstoff Betonstein fiel, war wie in vielen Fällen auch eine wirtschaftliche Entscheidung. Im Falle Groß-Geraus gab es hingegen besonders funktional – Stichwort Barrierefreies Bauen – keine ernstzunehmende Konkurrenz. Betonstein ließ der Planung alle Freiheiten, die vielen Gesichter der Stadt umfeldgerecht zu gestalten, ohne jegliche Beliebigkeit beim Material in Kauf zu nehmen. Im Bereich der Mainzer, Frankfurter und Darmstädter Straße lag die Ausführung in Pflasterweise besonders nahe, wurden hier bereits in der Vergangenheit Pflasterflächen realisiert. Die Wahl für ca. 16.000 m² Straßenführung, Parkplätze und Fußgängerbereiche fiel auf scharfkantiges Lithonplus Pflaster in den Formaten 26 x 13, 19,5 x 13, 13 x 13 und 9,75 x 13 in den Höhen 8 und 11 cm. Die fünf kugelgestrahlten Oberflächen wurden besonders hinsichtlich regional vorherrschender Farbtöne gewählt – sie ergänzen sich ideal mit den zurückhaltend verwendeten Natursteinintarsien. Detaillösungen für funktionale Herausforderungen finden sich in Groß-Gerau allerorts: Vom ausgeklügelten Mulden-Rinnensystem bis hin zur Diagonalverlegung inkl. Bischofsmützen beim Pflaster der Fahrbahnen. Besonders erwähnenswert ist diesbezüglich das »neue Herz« der Innenstadt. Für den Marktplatz kam kein Stein in Frage, wie er üblicherweise zu finden ist: Der Platz soll regelmäßig für Veranstaltungen genutzt und mit Schwerlastfahrzeugen befahren werden. Die vielen vorhandenen Radien verstärken die zu erwartenden Schubkräfte zusätzlich. Ein großformatiger, verschiebesicherer Pflasterstein mit Rundumverzahnung wurde benötigt. Ca. 8.000 m² des Spezialpflasters VS 5 kleiden heute den neuen Markplatz in den Farben sandfarben gelb und einer Mischung aus hell- und dunkelbraun sowie einem Ockerton ein. Einen Akzent setzen Trento Pflasterkreise vor dem Rathaus und weiteren Bereichen des Marktplatzes. Die Kombination mit dem Beleuchtungssystem Estello sorgt seither auch nachts dafür, dass Groß-Gerau in neuem Licht erstrahlt.
Bildnachweis: Lithonplus GmbH & Co. KG, Lingenfeld
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