Tadao Ando Architect & Associates, Osaka/J; Dorian Zapp, Wien/Bad Kreuznach und Bodo Zapp, Bad Kreuznach (Werk- und Ausführungsplanung)
Foundation Kubach-Wilmsen, Bad Münster am Stein
Ingenieurbüro JRN, Niedermoschel, (Bauleitung), Ingenieurbüro Lunkenheimer und Schulte, Bad Kreuznach (Statik); Ars Ligni, Münchwald (histoisches Fachwerk); Willi Iselborn, Bad Kreuznach
2010
Bad Münster am Stein
Mit dem Steinskulpturenmuseum für die Foundation Kubach-Wilmsen hat Tadao Ando sein drittes Bauwerk in Deutschland vollendet. Ebenso wie der Konferenzpavillon in Weil am Rhein und das Museum der Langen Foundation in Neuss beeindruckt auch dieser Bau mit seinem konsequenten Minimalismus in fast samtig erscheinendem Sichtbeton. In Bad Münster hat der Architekt aber auch neue Wege beschritten indem er eine Fachwerkscheune aus dem späten 18. Jahrhundert als Ausstellungsraum integriert hat.
Bauherren für das Privatmuseum sind die Künstler Anna Kubach-Wilmsen und Wolfgang Kubach (1936-2007), deren Werke hier ausgestellt sind. Sie hatten sich bereits vor 15 Jahren an den japanischen Architekten gewendet, konnten sein Interesse an dem Projekt aber nicht sofort wecken. Hartnäckiges Beharren und das Bekunden, nur er könne dieses Museum planen, bewegten den Pritzker-Preisträger dann doch dazu. Kontaktarchitekten vor Ort waren Dorian und Bodo Zapp, die den Entwurf in die Realität umsetzten und die Ausführungs- und Detailplanung lieferten. Die Zusammenarbeit beschreiben sie als kooperativ und arbeitsintensiv. Denn Ando korrigiert und zeichnet nur von Hand, weshalb alle seine Pläne zunächst eingescannt und dann in CAD umgesetzt werden mussten.
Der Museum befindet sich auf einem rund 15.000 m² großen Grundstück im beschaulichen Kurort Bad Münster am Stein. Am Fuß des Rotenfels, liegt es inmitten in Wiesen und Feldern. Sichtbetonwände grenzen den Baukörper klar von der Umgebung ab und definieren ebenso wie die präzise Wegeführung exakte Grenzen zwischen innen und außen. Die Besucher nähern sich der umfriedeten Anlage über einen schmale Gasse, die aus zwei Wandscheiben gebildet wird. Wenige Wandschlitze, die sich zu Quadraten formen, erlauben den Blick auf den ersten der beiden Innenhöfe. Von diesem führen einige Stufen zum höher gelegenen zweiten Hof mit einem großem Wasserbecken und einer zum Gebäude orientierten Kiesfläche.
Von dort gelangen die Besucher über eine schmale Rampe ins eigentliche Ausstellungsgebäude – auffällig zweigeteilt in das kubische Erdgeschoss aus Sichtbeton und das Obergeschoss mit seinen hellbraunen Lehmputzwänden an den Längsseiten und dem mit Schiefer gedeckten Satteldach aus dunklem Eichenfachwerk. Die 16 x 14 m große Ausstellungsfläche wird im Obergeschoss von Holzbalken überspannt; überflüssige Diagonalaussteifungen und Balken wurden entfernt, um den Raum möglichst ruhig und großzügig zu gestalten. An den Giebelseiten blieb das kleinteilige Fachwerk erhalten, erhielt statt geschlossener Ausfachungen jedoch eine großflächige Verglasung auf der Innenseite. Mit dem Schieferdach der ehemaligen Scheune, stellt Ando den Bezug zur ländlichen Umgebung her, passt das Bauwerk an die örtliche Bebauung an und schafft damit den Spagat zwischen vertrauten, traditionellen Elementen und abstrakten, minimalistischen Strukturen.
Das Erdgeschoss wird über geschosshohe Öffnungen zum zenartig angelegten Skulpturengarten belichtet. Diffus auf den Betonflächen schimmernd, erzeugt es eine gedämpte Stimmung im Ausstellungsraum. Die klare, helle Geometrie tritt in keinster Weise mit den Skulpturen und Plastiken des Künstlerpaars in Konkurrenz, sondern steht im Einklang mit ihnen – besonders die schlanke Stele Axis Mundi von Anna Kubach-Wilmsen mit ihren farbigen Steinen aus aller Welt.
Glatte, helle Sichtbetonplatten in der Größe von Tatamimatten (1,80 x 0,90 m) mit sechs gleichmäßig verteilten Bindelöchern sind das charakteristische Element in Tadao Andos Architektur und kamen auch im Steinskulpturenmuseum zum Einsatz. Um die Platten herum befinden sich kleine Nagellöcher, die zur Befestigung der verwendeten Schaltafeln dienten. Diese wurden exakt ausgeschnitten und so aneinander gefügt, dass die Abstände zwischen den Tafeln dicht und trotzdem jenes Maß an Wasser durchlassen, das die Fuge markiert. Das Museum ist als monolithische Stahlbetonkonstruktion mit 24 cm starken Außenwänden in scharfkantiger und glatter Ausführung errichtet. Für den Beton wurden Materialien der Region verwendet, so stammen die Gesteinskörnungen aus der Rückwand des Rotenfels. Für Ando kein Widerspruch: „Think global, act local“.
Als Schaltafeln kamen kunststoffbeschichtete Mehrschichtplatten in einer Dicke von 21 mm, extra weich und mit Bio-Schalöl behandelt, zum Einsatz. Die Forderung der Architekten nach flächenbündigen Schaltafelstößen wurde durch die Kombination von sichtbarer Nagelung an den Rändern und unsichtbarer Befestigung erreicht. Für die Ankerlöcher wurden tief liegende Konen verwendet, die exakt ins Raster von je sechs Löchern pro Einheit eingemessen wurden. Konstruktiv wären weitaus weniger Befestigungslöcher nötig gewesen, für Ando sind sie jedoch ein Muster, das er so kultiviert hat, dass es ist zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Bildnachweis: Luise Rellensmann, Berlin
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