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Theater in Gütersloh

PFP Architekten, Hamburg-Genua/Prof. Jörg Friedrich

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Dauerhaftigkeit Fundament Kultur und Bildungsstätten Stützen Treppen

Architektur

PFP Architekten, Hamburg-Genua/Prof. Jörg Friedrich

Bauherr

Stadt Gütersloh

Projektbeteiligte

Oehme & Partner, Bielefeld (Bauleitung); Prinz & Pott, Bielefeld (Statik); Fechtelkord & Eggersmann, Marienfeld (Beton- und Rohbauarbeiten); Paschal-Werk G. Maier, Steinach (Fundament-, Wand- und Kletterschalung); Hensdiek, Gütersloh (Malerarbeiten); Knauf, Iphofen (Innenputz, Lochplatten); Trockenbau München, Puchheim (Ausführung Trockenbau)

Jahr

2010

Ort

33330 Gütersloh, Barkeystraße 15

Beschreibung

Ganze 17 Jahre hat es gedauert, bis das Theater in Gütersloh fertiggestellt werden konnte. Jetzt bildet es zusammen mit der Stadthalle aus den 1970er Jahren, dem als Jugendcafé genutzten Wasserturm und dem neu gestalteten Theaterplatz die neue Mitte der westfälischen Gemeinde. Der Entwurf stammt vom Hamburger Architekturbüro PFP. Das Büro hatte bereits 1993 den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen; aus politischen und wirtschaftlichen Vorbehalten verzögerte sich der Baubeginn jedoch bis zum Jahr 2008.

Außen und innen komplett in Weiß gestaltet, haben die Architekten eine in der Theaterarchitektur eher ungewöhnliche Raumlösung gewählt indem sie die Funktionsbereiche vertikal schichten. Neben dem großen Saal, der Platz  für 534 Zuschauer bietet, gibt es eine Studio- und eine Hinterbühne, fünfgeschossig bespielbare Foyerterrassen und eine Skylobby mit Blick über die Stadt. Nach außen ist der White Cube, wie die Architekten den Bau nennen, auf drei Seiten geschlossen. Seitlich ragen zwei den Maßstab sprengende, ebenfalls kubische Baukörper, weit in den Stadtraum hinein: die Studiobühne um zehn Meter, die Hinterbühne um fünf. Im Kontrast dazu ist die zum Theaterplatz gerichtete Fassade vollständig verglast. Bei abendlicher Beleuchtung zeichnen sich hinter ihr der scheinbar schwebende Theatersaal und die gewaltige, geschwungene Spiraltreppe ab. Insgesamt 1.000 m² misst der gläsere Vorhang: 43 Meter in der Breite und 24 Meter in der Höhe. Genauso hoch ist auch der offene Luftraum zwischen den Raumkuben, die sich über fünf Geschosse verteilen.

Nahezu dramatisch ist die Erschließung inszeniert. Nach dem Betreten des Gebäudes werden die Besucher über eine gerade Treppe mit ausnahmsweise schwarz mattierten Wangen auf die Saalebene mit beidseitigem Zugang geführt. Im Saal ist plötzlich alles schwarz. Nachdem sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, leuchten die rot bezogenen Sessel der steil ansteigenden Ränge umso stärker daraus hervor. Von der letzten Sitzreihe bis zur Bühne beträgt der Abstand nur 25 Meter, so dass auch von hier eine gute Sicht auf das Geschehen gewährleistet ist.

Der weitere Weg zum Rang, zur Studiobühne und zur letzten fünften Ebene führt über eine nach oben breiter werdende Spiraltreppe. Mit ihren geschlossenen Wangen aus weißen Stahlbetonfertigteilen steht sie im totalen Kontrast zum schwarzen Theatersaal und der Studiobühne. Um mögliche Schwingungen zu verhindern, wurde sie nicht nur an den Geschossebene befestigt, sondern zusätzlich an einer 22 Meter hohen Betonstütze aus Schleuderbeton verankert. Am Ende der Wendeltreppe befindet sich die Skylobby. Von hier bietet sich den Besuchern ein freier Blick bis hin zum Teutoburger Wald. Zusätzliches Tageslicht erhält der Raum durch runde Oberlichter. Abends werden sie seitlich beleuchtet, so dass der Eindruck überdimensionaler Scheinwerfer entsteht. Zwischen den kreisrunden Ausschnitten in der Rohdecke und der abgehängten Leichtbaudecke sind sie von einem Korsett aus Metallprofilen eingefasst, das sich in Kegelform nach oben verjüngt. Das Dach selbst ist eine leichte Stahlkonstruktion mit Trapezeindeckung.

Beton

Der fünfgeschossige, 52 m lange und 49 m breite Theaterbau ist in massiver Stahlbetonskelettbauweise errichtet. Für die Stabilität sorgt das Zusammenwirken von horizontalen Deckenscheiben mit vertikalen Wandscheiben, z.B. des Treppenhauses und der Aufzugskerne. Da das Bauwerk statisch kompakt ist, konnte auf Bauwerksfugen verzichtet werden. Statisches Zentrum des Gebäudes ist der Bühnenturm. An seiner Vorderseite ist der große Theatersaal angehängt, an den seitlich die auskragende Studiobühne andockt. Ein Teil der Last wird von zwei Paaren aus jeweils drei Schrägstützen aufgenommen. Sie stützen den Theatersaal an seiner schräg ansteigenden Unterseite. Sie sind aus Schleuderbeton hergestellt, ihr Durchmesser beträgt 45 cm, die Betongüte C 40/50. Pro Stück können sie eine Last von 3.700 kN aufnehmen. Den Großteil der Last aus dem Theatersaal übernehmen jedoch die 40 cm dicken Seitenwände. Die 20 cm dicke Decke über dem Saal wird von 30 t schweren Fertigteil-Querträgern getragen.

Die Lasten des Bauwerks werden über Flachgründungen in den Baugrund abgeleitet: die Wandlasten über Streifenfundamente aus C 35/37 – 35/45 und elastisch gebettete Sohlplatten, die Stützenlasten über Einzelfundamente. Die Bodenplatte ist 20 cm stark. Die tragenden Außenwände wurden aus Ortbeton in Dicken zwischen 30 und 40 cm hergestellt, die tragenden Innenwände aus Ortbeton in Dicken zwischen 25 und 40 cm. Die Innenstützen weisen Querschnitte von 40/40 cm bzw. 40/50 cm auf. Die verwendete Wandschalung kam bis in 23 m Höhe auch als Kletterschalung zum Einsatz, wobei ein Klettertrakt 4,20 m hoch war.

Aufgrund der großen Spannweiten der Decke über dem Zuschauerbereich wurde diese als Stahlbetonfertigteilkonstruktion mit Ortbetonergänzungen ausgeführt. Die Deckenstärke beträgt 20 cm, die Unterzüge haben Abmessungen von 70 x 100 cm. Insgesamt wurden 7.500 m³ Beton und 740 Tonnen Stahl verarbeitet. Die Betonoberflächen wurden verputzt und anschließend fein gespachtelt.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Paschal-Werk G. Maier, Steinach: Frank G. Gerigk

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