Ron Shenkin Studio for Architecture & Design
A.D. Haled (Bauunternehmen)
2015
Pardesia, Israel
Von den Obstplantagen, die einst die israelische Sharonebene zwischen der Mittelmeerküste im Westen und den Bergen Samariens im Osten bedeckten, ist nicht mehr viel geblieben. An ihre Stelle sind Häuser für die stetig wachsende Bevölkerung des Landes getreten. Jetzt erinnert ein ganz besonderes Bauwerk an die frühere Kulturlandschaft – vor allem aber ist es ein Symbol für den Lebenskreislauf. Gemeint ist die Trauerhalle, die das Ron Shenkin Studio for Architecture & Design am Rande der kleinen Stadt Pardesia schufen. Sie bietet den Hinterbliebenen Schutz und einen angemessenen Rahmen zum Abschiednehmen.
Unmittelbar südlich an die Gräber angrenzend, liegt die Halle etwas erhöht auf einem Plateau und wird über eine breite Freitreppe und eine Rampe erschlossen. Eigentlich besteht sie nur aus einem mehrfach geknickten Betondach. Das aber ist gewaltig und reicht auf der West- und Ostseite bis auf den Boden hinab; die anderen beiden Seiten sind offen. Getragen wird das Dach von 15 unterschiedlich hohen, weiß lackierten Stahlstützen, die sich in unregelmäßigen Abständen auf der Bodenplatte verteilen und sich nach oben hin verästeln. Sie sollen abgeholzte Bäume verkörpern und an unwiederbringliche Strukturen erinnern; das Dach den Lebensweg eines Menschen mit seinen Höhen und Tiefen widerspiegeln.
Zwei Eingänge führen in die Halle hinein: der schmalere ist den nahen Angehörigen vorbehalten, der größere der Trauergemeinde. Ein horizontaler Schlitz in der massiven Westwand ermöglicht Ausblicke in die Landschaft, durch eine weitere Öffnung wächst eine Eiche, die schon vor Baubeginn hier stand. Die Einschnitte und der Baum mildern die Strenge des Betonbaus.
Die Planung und Ausführung des Daches stellte für alle Beteiligten eine Herausforderung dar. Seine spezielle Form mit den zahllosen geknickten Flächen und den je nach statischen Erfordernissen variierenden Stärken machte eine genaue Berechnung der Schalung erforderlich. Zumal nicht nur eine glatte Sichtbetonoberfläche gewünscht war, sondern auch ein regelmäßiges Schalbild ohne Reststücke.
Ein Computerprogramm errechnete schließlich 305 Schaltafeln unterschiedlicher Größe: 125 für die Außenseite und 180 für die Dachunterseite. Sie wurden auf der Baustelle aneinandergefügt und mit Ortbeton an nur einem Tag vergossen. Dabei wurden die Stahlstützen ohne Auflagerpunkte an den Enden direkt mit einbetoniert. Eine Besonderheit ist der Betonfußboden. Auf ihm zeichnen sich die Abdrücke von Blättern ab, die beim Betonieren in die Schalung eingelegt wurden.
Bildnachweis: Shai Epstein, Zoran, Israel
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