Alex Buob, Rorschacherberg
Stadt Rorschach
Ingenieurbüro Wälli, Rorschach (Tragwerksplanung); Charles Keller Design, St. Gallen (Lichtplanung); Lutz Elektroplanung; Rorschbach (Elektro); ZMB Zuberbühler, Henau mit Rey Metallbau, Wittenbach (Aufzugs- und Metallbauplanung); Diethelm Aufzüge, Vorderthal (Aufzug); Arge Gautschi, Rorschach und Gerschwiler, Goldach (Bauunternehmen)
2012
9400 Rorschach, Schweiz, Promenadenstraße
Am südlichsten Punkt des Bodensees liegt das schweizerische Städtchen Rorschach. Obwohl es nicht einmal 9.000 Einwohner zählt, besitzt es drei Bahnhöfe: den Hafen-, Stadt- und Hauptbahnhof. Letzterer liegt direkt am Seeufer, südlich dahinter und rund 25 Meter höher ein Wohngebiet. Um den beträchtlichen Höhenunterschied zu überwinden, mussten Fußgänger bislang einen längeren Weg in Kauf nehmen. Nun schafft ein sowohl praktischer als auch architektonisch ansehnlicher Aufzug- und Treppenturm des Architekten Alex Buob Abhilfe. In einer Fahrzeit von nur 14 Sekunden befördert er bis zu 26 Personen barrierefrei hinauf oder hinab. Wer mehr Zeit hat, nimmt die Treppe, die neben dem 22 Quadratmeter großen Aufzug angeordnet ist. Am oberen Ende kragt eine Plattform, der sogenannte Stadtbalkon, über die Gleisanlagen nach Norden aus und gibt einen weiten Blick über den Bodensee frei.
Die Anbindung an das klassizistische Bahnhofsgebäude erfolgt über eine axial zu diesem verlaufende Personenunterführung. Von hier geht es in den rund 30 Meter hohen Turm; oben angelangt verbindet eine 40 Meter lange Passerelle den Turm ebenerdig mit dem Wohnquartier. Ihre zur Stadt gerichtete Westseite ist mit einer durchlaufenden Öffnung ab Brüstungshöhe und einem leichten Schwung ausgebildet, die dem Bauwerk Dynamik verleiht. Die Ostfassade wirkt geschlossener; einzelne Öffnungen erlauben den Ausblick in die Baumkronen des angrenzenden Parks.
Verbindungssteg und Turm bestehen fast gänzlich aus Ortbeton, lediglich die Nordseite des Turms und das Balkongeländer sind verglast. Der trogähnliche Verbindungssteg spannt über 40 Meter frei vom südlichen Widerlager bis zum Aufzugsturm. Während auf der Ostseite eine Wandscheibe das statische System bildet, ist es auf der Westseite eine Brüstung, die in einer Krümmung in Richtung Turm verläuft. Vorspannkabel wirken den unterschiedlichen Verformungstendenzen dieser zwei Trogseiten entgegen.
Da Tragelemente zur Torsionsaufnahme im Überbau fehlen, müssen die Stabilitäts- und Ablenkkräfte über die Rahmenwirkung des Querschnittes aufgenommen werden. Dies führt zu einer gegenseitigen Beeinflussung des Längsträgers. Die Wind- und Erdkräfte der Gesamtanlage übernimmt der fest im Fels eingebundene Turm als unverschiebbarer Festpunkt. Die Längsbewegungen des Verbindungsstegs werden durch ein verschiebbares Lager am südseitigen Widerlager aufgenommen.
Der Turm wurde mit einer Kletterschalung erstellt, die Verbindungsbrücke mit einem Lehrgerüst. Sauber ausgerichtete Tafelschalelemente prägen die graue Sichtbetonoberfläche des Gesamtbauwerks.
Bildnachweis: Barbara Bühler, Vaduz
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