hirner & riehl architekten bda, München
Erzbischöfliches Ordinariat München
lab landschaftsarchitektur brenner (Landschaftsarchitekt); Bauer beratende Ingenieure GmbH (Statik); IB Hans Ossner (Elektro); IB Goderbauer (HLS); VHB-Memmingen (Turnhallenausbau); H.Harrer Metallbau GmbH (Stahl- Glasfassade); Binder & Sohn GmbH Ingolstadt (Bedachungen); Hemmerlein Ingenieurbau GmbH (Fassade/Betonfertigteile); HTR-Vogtlandbau GmbH (Ortbeton/Rohbau)
2014
Landshut, Bischof-Sailer-Platz
Massivbau
rot eingefärbte Betonfertigteile
Die Ursulinenrealschule in Landshut benötigte dringend ein neues Gebäude für ihren Sportunterricht, da die vorhandene kleine Turnhalle den heutigen Anforderungen weder in technischer noch in funktionaler Hinsicht entsprach.
Nach der Untersuchung verschiedener Standorte entschloss sich 2008 das Ordinariat der Erzdiözese München und Freising als Maßnahmeträger, ein nahegelegenes unbebautes Grundstück direkt neben der historischen Stadtmauer für einen Neubau zu erwerben und für diesen Neubau einen Architektenwettbewerb durchzuführen. Neben den Anforderungen an den Schulsport (Umkleiden für Lehrer und Schüler, Fitness- und Geräteräume) sollte die zu planende Doppelturnhalle auch für größere Veranstaltungen mit bis zu 800 Besuchern nutzbar sein und auch eine vollausgestattete Bühne aufweisen. Außerdem sollte eine Quartiersgarage mit etwa 50 Stellplätzen auf dem Grundstück untergebracht werden, auf die allerdings im Zuge der weiteren Planungsschritte verzichtet wurde.
Die Gesamthöhe der Halle war von Seiten der Denkmalpflege auf 10 Meter beschränkt und das Bauvolumen sollte sich möglichst unauffällig in die Baustruktur der umliegenden Altstadtbebauung einfügen.
Die Arbeit des Münchner Architekturbüros Hirner und Riehl wurde in diesem Wettbewerb mit dem 1. Pries ausgezeichnet und zur Ausführung empfohlen.
Die Beauftragung erfolgte im Jahr 2009.
Gestaltung
Wenn man sich, wie die Schülerinnen, die vom Schulgebäude zum Turnunterricht kommen, der Halle von der Heilig-Geist Straße aus nähert, kann man sehr gut erkennen, dass sich das eigentlich sehr große Bauvolumen (allein die Doppelturnhalle misst 30 x 27 Meter) sehr harmonisch und zurückhaltend in die kleinteilige Bebauung der Landshuter Altstadt einfügt: die Außenwände nehmen exakt die Baufluchten der umgebenden Bebauung auf und die abgestufte Trauflinie antwortet auf die Zinnen und Türme der historischen Stadtmauer. Anstelle des zuvor vorhandenen öden Parkplatzes entstanden zwischen der Stadtmauer und der neuen Halle spannende enge Gassen und weite Plätze; erlebbar vor allem, wenn man zwischen Isar und der Heilig-Geist Gasse das Quartier durchquert.
Um die Baumasse zu gliedern und besser in die Altstadt einfügen zu können wurde die Turnhalle in zwei Gebäudeteile zergliedert, die durch eine Fuge, in der sich das zentrale Treppenhaus befindet, getrennt sind; im großen Gebäudeteil befindet sich die eigentliche Doppelturnhalle mit ausklappbarer Bühne und den zugehörigen Geräteräumen. Der kleinere Baukörper beherbergt die Umkleideräume für Schüler und Lehrer, eine Küche für Veranstaltungen, sowie im Untergeschoss einen Kraftraum und Lagerräume.
Diese Gliederung setzt sich auch auf dem Dach fort: da man den großen Baukörper auch von höhergelegenen Punkten der Stadt sehr gut sehen kann, wurde auf die Ausgestaltung seiner Dachlandschaft als sogenannte fünfte Fassade großer Wert gelegt. Die gegeneinander gekippten und konisch zulaufenden, kleinmaßstäblichen Dachflächen fügen sich in Ihrer Geometrie sehr behutsam in die umgebende Bebauung ein.
Außenräume
Den Eingangsbereich schützt ein weitauskragendes Vordach unter dem sich die Schülerinnen treffen können; der rückwärtigen Bereich gliedert sich in zwei Teile: zwischen Stadtmauer und Sporthalle wurde ein neuer, mit Zierapfelbäumen begrünter Freibereich als innerstädtischer geschützter Grünraum angelegt während der Platz vor der mittelalterlichen aus Backsteinen gemauerten Rochuskapelle, die bisher im Stadtgefüge kaum wahrnehmbar war, gepflastert wurde und für Feste der Schule oder des angrenzenden „Haus International“ nutzbar ist.
Material
Um einen Dialog mit der historischen Stadtmauer aber auch mit den rot gestrichenen Wänden des Theaters herzustellen wurden als Fassadenbekleidung rot eingefärbte Betonfertigteile gewählt; diese übernehmen nicht nur- in größerem Maßstab- das Fugenraster der Stadtmauer sondern beziehen sich auch in Ihrer unterschiedlich bearbeiteten Oberflächengestaltung -rauh und glatt- auf die vorhandenen Oberflächentexturen der umgebenden Backsteinbauten.
Die Dächer wurden -ebenfalls mit Rücksicht auf die historische Dachlandschaft- mit einem mit Kupfer galvanisiertem Edelstahlblech bekleidet.
Im Inneren des Gebäudes prägen Sichtbeton und Holz den Raumeindruck.
Kunst
Geist – Seele – Körper
Dies 3 Wörter sind in unterschiedlichen Materialien neben dem Haupteingang in die Fassade eingefügt und nehmen Bezug auf das, was den Menschen und seine Identität als Individuum ausmacht, da das christliche Menschenbild jede Person - vom Moment der Zeugung bis zum letzten Atemzug - als Einheit von Körper, Seele und Geist wahrnimmt. Diese Einheit wird auch im Sportunterricht erlebbar.
Bildnachweis: Julia Schambeck, München via hirner & riehl architekten bda
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