Pekka Salminen Architects, Helsinki
Stadt Neubrandenburg vertreten durch: Stadtentwicklungsgesellschaft, Bauconsult Neubrandenburg
Dieterich Beratende Ingenieure (Tragwerksplaner); Bilfinger & Berger (Ausführung)
2001
Neubrandenburg, Marienkirchplatz
Betonbauteile
Architekturpreis Beton 2003
Die wechselvolle Baugeschichte der dreischiffigen Hallenkirche in Neubrandenburg reicht bis in das Jahr 1271 zurück. Der Ostgiebel mit seinem filigranen Maßwerk macht die Marienkirche zu einem der bedeutendsten Baudenkmäler in Norddeutschland. Der 88 Meter hohe Westurm musste nach Brand- und Sturmschäden mehrfach wiederaufgebaut werden, zuletzt im Jahr 1676 mit barocken Zügen
Dem Innenausbau der Kirche zum Konzertsaal ging ein 1996 europaweit ausgeschriebener Wettbewerb voraus. Gewinner unter den ursprünglich 66 Bewerbern war der finnische Architekt Pekka Salminen. Im bewussten Gegensatz zum jahrhundertealten Backstein sind hier alle neuen Bestandteile in Beton gehalten, lediglich für die Geländer der Treppen wurde Stahl benutzt.
Die Architekten stellten einen beeindruckenden Tribünenbau mit steil ansteigenden Sitzreihen in das Langhaus der als Kriegsruine überkommenen spätgotischen Kirche. An Piranesis Raumvisionen erinnert die Rückseite des Tribünenhauses mit ihrer offenen Treppenanlage, ein räumlich reizvolles, theatralisches Treppenhaus zum großen Auftritt des Publikums in der Konzertpause.
Eine gläserne Wand trennt Foyer und Treppenanlage vom Saal und sorgt für eine akustisch günstigere Geometrie des Saales. Das spätgotische Netzgewölbe wird durch eine technizistische Netzkonstruktion simuliert, die durch gläserne Reflexionstafeln als flirrender Raumabschluss wirkt.
Die Architekten verstehen die gotische Baukunst als technisch-tektonische Bauweise und antworten mit ihrer kompromisslos modernen Architektursprache in gleichem Sinn. Dem einfachen Backstein setzen sie schlichte, samtweich geschalte Sichtbetonoberflächen entgegen, dem gotischen Stütz- und Strebewerk ein ebenso leicht wirkendes konstruktives Gerüst aus Beton. So entstand eine kongeniale Adaption des Baudenkmals, die als harmonischer und bruchloser „Weiterbau“ der 500 Jahre alten Kirche empfunden werden kann.
Bildnachweis: Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V., Berlin
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