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Umbau eines Wohnhauses in Versailles

ADT – Atelier Delalande Tabourin

Architektur

ADT – Atelier Delalande Tabourin

Bauherr

privat

Projektbeteiligte

Anna Saint Pierre (Designerin und Forscherin im Bereich Wiederverwendung); François-Xavier Jamin (Projektmanagement, Bauaufsicht); Cons-Struct, Chamarande (Statik); CPS, Meaux (Generalunternehmer); Sols, Vaux le Penil (Hersteller Bodenbeläge und Schamottebeton außen); Mergozzo, Montbard (Hersteller Bodenbeläge und Schamottebeton innen); Briqueterie DeWulf, Alonne (Hersteller Ziegelschamotte); Cemex Matériaux, Nanterre (Hersteller farbiger Beton)

Jahr

2023

Ort

Versailles, Rue Jacques Lemercier

Beschreibung

Die Kombination von Klinker und Putz scheint in den 1950er-Jahren nicht nur in Deutschland beliebt gewesen zu sein. Aus jener Zeit stammt auch ein Wohnhaus im parisnahen Versailles, für dessen Sanierung das Architekturbüro Atelier Delalande Tabourin (ADT) sich mit der Materialforscherin Anna Saint-Pierre zusammengetan hat. Den aufgelockerten Grundriss ergänzten sie mit Recyclingbetonelementen, die nicht nur äußerlich Bezüge zum Bestand aufweisen.

Wie auf einem kleinen grünen Hügel sitzt das Haus. Vier mit rötlichem Klinker verkleidete Vertikale gliedern seine Hauptansicht: links und rechts hervortretende Seitenwände, ein Stück tragende Wand und ein aus dem Gebäude geschobener Schornstein. Dazwischen sind im Erdgeschoss raumhohe Glas-Falttüren und im Obergeschoss Flügelfenster und beige verputzte Brüstungen zu sehen. Oben kragt die Dachplatte weit aus und umschließt dabei auch den Schornstein.

Neuinszenierte Ankunft
Dem Erdgeschoss vorgesetzt ist eine neue große Terrasse, die den ansteigenden Vorgarten krönt, aus dem auch ein Teil des Untergeschosses ragt. Ein langgestreckter Weg führt von der Straßenkante an das Haus heran und geht dort in eine gestaffelte Treppenanlage über, die schrittweise auf die Terrasse und zum Seiteneingang hinauf hilft. Die grauen, gesprenkelten Stufen werden von einer gekurvten Wand aus karminrotem Beton gefasst. In ihrem Schatten endet die parallel zum Fußweg verlaufende Zufahrt mit einem Parkplatz für zwei Autos, über den man außerdem zum Hintereingang gelangt.

Mehr Licht im Inneren
Außen sind die Veränderungen subtil, im Inneren dafür umso spürbarer. Was heute hell und luftig erscheint, wirkte auf die Architekt*innen anfangs düster: Neben der schlechten Raumaufteilung des Bestands erkannten sie, dass das Untergeschoss kaum nutzbar war und überdies die Wohnräume vom großzügigen Garten trennte. Mit einem zylinderförmigen Treppenhaus setzte das Team einen neuen Schwerpunkt im Grundriss. An seine karminrote Betonrundung docken die sparsam eingesetzten Innenwände an, die im Erdgeschoss Küche, Diele und WC an der Rückseite des Hauses definieren. Der zum Vorgarten gelegene Wohnraum bleibt hingegen weitgehend frei und lässt sich über die neu eingefügten Falttüren quasi komplett zur Terrasse hin öffnen. Zwischen den fragil wirkenden Glasflügeln sitzt der massive, ebenfalls zylinderförmige, rötliche Kamin. Am Seiteneingang bildet eine gekrümmte, papierdünne Wand einen dezenten Windfang aus.

Im Obergeschoss öffnet sich das Treppenhaus unter einem kreisförmigen Oberlicht. Von hier gelangt Tageslicht durch die Deckendurchbrüche hindurch bis ins Untergeschoss. Im Sockelbereich ausgehobene Lichtschächte erhellen die Kellerräume zusätzlich. Halbrunde, ebenfalls rote Betonwände schützen sie vor dem Erddruck und ragen als Brüstung über die Terrassenplatte und die Grashalme der Böschung hinaus.

Beton

Materialbezug mit Augenzwinkern
Die geschwungenen Formen und der karminrote Beton der hinzugefügten Elemente kontrastierten einerseits mit dem überwiegend weißen, kantigen Interieur. Andererseits stellen sie einen subtilen Bezug zum Bestand her. Die Farbigkeit ist Ergebnis eines langen Prozesses, der bereits während der Bestands- und Materialanalyse mit Anne Saint-Pierre begann, die in dem Projekt als Designerin und Forscherin im Bereich Wiederverwendung tätig war.

Gemeinsam besuchten sie die Ziegelei DeWulf, wo dem Team ein riesiger Haufen Ausschuss auffiel. Dabei handelte es sich um unverkaufte, unförmige oder zu stark gebrannte Ziegel, die anschließend industriell zerkleinert werden. Daraus lassen sich hitzebeständige Schamottesteine herstellen, etwa um Öfen oder Schornsteine zu bauen. Für das Wohnhaus in Versailles sollte die Ziegelkörnung jedoch zu sogenanntem Schamottebeton (Béton-chamotté) verarbeitet werden.

Es folgte eine lange Reihe von Tests und Prototypen, in Zusammenarbeit mit den Firmen Cemex und Sols. Die Architekturschaffenden setzten den Recyclingbeton nicht nur für die Schacht- und Treppenhauswände ein, sondern auch für neue Böden im Außen- wie Innenraum. Insbesondere hier waren die Tests von Bedeutung, schließlich sollten über eine variierende Dichte der Schamotte verschiedene Raumbereiche und die Spuren der alten Trennwände sichtbar gemacht werden. Im Gegenzug wurden die im Wohnzimmer vorgefundenen Travertinböden als dekorative Elemente wiederverwendet, beispielsweise als Sitzbank.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Maxime Delvaux (Fotos nach Fertigstellung); Anna Saint-Pierre (Fotos von der Baustelle und der Recherche); ADT (Pläne)

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