Studio Garda, Reykjavík
Jón Pálmason & Elísabet Björnsdóttir
Viðsjá (Tragwerksplanung und Ökologie); VJÍ (Elektroplanung); Efla (Brandschutz); J&S verktakar (Bauunternehmung); Steypustöðin ehf, Kai Westphal (Beton und Betontechnologie)
2013
Garðabær, Island
In Island ist der Grund lebendig – das lässt sich auch an Orten erleben, an denen keine Vulkane grollen oder Geysire sprühen. Die Stadt Garðabær nahe Reykjavík etwa wurde auf der Lava errichtet, die ein Vulkan vor etwa 7.200 Jahren hier ausgespuckt hat. Direkt neben einem noch sichtbaren Lavafeld sitzt, am Rande eines Wohngebiets, die Villa B14 des isländischen Büros Studio Garda.
Das eingeschossige Volumen ersetzt einen Vorgängerbau, dessen Substanz nach dem Abriss im Rahmen der Möglichkeiten recycelt wurde. Einen Teil des gebrochenen Betons ließen die Planer als Körnung des Recyclingbetons für den Bau der Fundamente und der Bodenplatte des neuen Gebäudes einsetzen. Auf den Sichtbetonwänden lagern Stahlprofile, an die Holzbalken der Dächer montiert sind. Die Dachflächen wiederum sind hintereinander gestaffelt und unterschiedlich geneigt. Mit ihrer Bepflanzung aus Heidekraut und Gräsern – genügsamen Pflanzen, die auch den Bewuchs des benachbarten Lavafelds prägen – sind sie markantes Kennzeichen der Villa.
Nobles Heim, Glück allein
Der Bau liegt am Ende einer Sackgasse und zeigt sich zur Straße hin eher verschlossen. Diesen Eindruck bricht ein Trogdach mit sichtbaren Holzbalken, das sich über einem Stellplatz aufspannt und als einladende Geste wirkt. Die Garagentore und die Eingangstür sind einheitlich in Kupfer gehalten. Das großzügige Foyer ist als Galerieraum gestaltet und erlaubt den Zugang sowohl zum familiären Wohn- und Essbereich, der die gesamte südwestliche Seite einnimmt, als auch zum gemeinsamen Fernseh- und Arbeitsraum. Die privaten Rückzugsräume hingegen befinden sich abgelegen im Nordosten. Von dort aus lassen sich auch die unterirdischen Räume – eine Werkstatt und ein Lager – erreichen.
Die Materialien im Inneren sind sehr wertig und lassen anspruchsvolle Bewohner vermuten. Neben den Sichtbetonwänden und den Einbaumöbeln, Fenstern und Türen aus Tropenholz finden sich Oberflächen aus poliertem Granit und schwarzem und weißem Marmor. Die Treppe ins Untergeschoss ließen die Planer aus gesägten Basaltplatten erstellen. Diese finden sich – in kleinerem Format beziehungsweise in unregelmäßigen Formen – auch als Wandbekleidung im Bereich der Kamine und des Eingangs sowie als Terrassenbelag im Südwesten des Hauses wieder. Der Bewuchs durch die für Island typischen Moose und Flechten ist bei letzterem ausdrücklich erwünscht.
Selbstverdichtender Beton für hohe Sichtbetonqualität
Sowohl die Außen- als auch die Innenwände bestehen aus selbstverdichtendem Beton (SVB) der Festigkeit C35/45 verwenden. Um die Dauerhaftigkeit des Betons im isländischen Klima zu gewährleisten, wurde die Expositionsklasse XC4 XF4 gewählt. Die Wände und die Betondecke im Bereich der Garage wurden in Ortbeton erstellt.
Für den selbstverdichtenden Beton entschieden sich die Planer aus zwei Gründen: Zum einen war eine hohe Sichtbetonqualität mit weitgehend porenfreien Oberflächen gewünscht. Zum anderen sind die Wände der Villa stark bewehrt, um den hohen Anforderungen an Erdbebenstandsicherheit in Island gerecht zu werden. Der selbstverdichtende Beton erleichtert hier den Einbau und sichert eine ausreichende Verdichtung.
Kies vom Meeresboden
Betonherstellung ist in Island generell eine Herausforderung, da die verfügbaren Gesteinskörnungen oft nicht der Norm entsprechen. Für den selbstverdichtenden Beton der Villa wurde Seekies mit einem Größtkorn von 16 mm verwendet. Dieser wird aus dem Meer gewonnen und aufbereitet. Ansonsten handelt es sich bei dem Beton um einen klassischen SVB mit hohem Bindemittelanteil und hoher Viskosität.
Für die Betonage wurde eine Aluminiumrahmenschalung mit einer Schalhaut aus 5 mm starken, sägerauen Kieferbrettern verwendet. Zur Vermeidung horizontaler Schalungsstöße auf der Wandoberfläche, wurden Bretter eingesetzt, die mindestens so lang sind, wie das Gebäude hoch ist. In besonderen Bereichen, etwa bei der gerundeten Wand im Wohnzimmer, wurden entsprechende Holzschalungen gezimmert.
Schmucke Verschlüsse
In den Ankerlöchern stecken in den Außenwänden Verschlusskonen aus poliertem Edelstahl, innen sind Tropenholzstöpsel eingesetzt. Rings um den Konus mit seinem äußeren Durchmesser von 22,5 mm findet sich eine Schattenfuge, die sichtbare Oberfläche des Stöpsels ist konkav gewölbt. -chi
Bildnachweis: Sigurgeir Sigurjónsson
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