Braunger Wörtz, Ulm
Artur Walther, New York
Fritschle, Uttenweiler (Rohbau); Hillmann Holzbau, Neu-Ulm/Pfuhl (Holzbau); Johann Weiss, Dietenheim (Außenputz); Fink Duo, Nellingen (Fenster)
2010
Burlafingen, Reichenauer Straße 21
Obwohl der Kunstsammler Artur Walther in New York lebt und in den Gremien und Aufsichtsräten berühmter amerikanischer Museen tätig ist, u.a. dem Museum of Modern Art (MoMA), entschied er sich beim Bau seines Privatmuseums für Burlafingen, einen Vorort von Ulm. Die von dem Kunstliebhaber schlichtweg Walther Collection genannte Sammlung umfasst mehr als 700 Werke zeitgenössischer Foto- und Videokunst, darunter auch die größte Sammlung afrikanischer Fotokunst. Damit hat er dem kleinen Wohnort seiner Kindheit ein großes Stück Kultur geschenkt.
In einem ruhigen Wohngebiet auf der grünen Wiese gelegen, ordnet sich das Museum der dort vorhandenen kleinteiligen Struktur unter. Es setzt sich aus insgesamt vier Gebäuden zusammen, die in Form eines Viertelkreises angeordnet und durch Gehwege miteinander verbunden sind. Drei der Häuser – White Box, Green House und Black House genannt – beherbergen die Ausstellung, das vierte nimmt ein Büro, eine Bibliothek und eine Gästewohnung auf.
Die White Box, das Hauptausstellungsgebäude, ist der einzige Neubau der Sammlung. Es ergänzt einen Bungalow aus den 1950er Jahren, das mit Efeu berankte „grüne“ Haus, und ein Fertighaus aus den Siebzigern. Beide Gebäude wurden für die neue Nutzung umgebaut: Das Fertighaus wurde komplett in Schwarz getaucht, seine Fassade zur Straße geschlossen und auf der Gartenseite mit einer großen Glasfront geöffnet; im Bungalow werden im intimen Rahmen gewöhnlicher Wohnräume die kleinformatigen Fotoarbeiten gezeigt.
Die Planung des weißen Kubus stammt von den Architekten Braunger Wörtz aus Ulm. Um die Maßstäblichkeit der umgebenden Bebauung zu wahren, verlegten sie einen Großteil der Ausstellungsfläche ins Untergeschoss. Hier ist die 500 m² große Hauptgalerie angeordnet, die vom lichtdurchfluteten Foyer im Erdgeschoss aus eingesehen werden kann. Im Obergeschoss befinden sich eine kleinere, 150 m² große Galerie sowie ein Leseraum. Im Jahresrhythmus werden im Hauptausstellungsbereich thematisch ausgerichtete Ausstellungen gezeigt, im Obergeschoss Neuerwerbungen oder Auftragsarbeiten einzelner Künstler.
Der zunächst als transparenter Würfel mit viel Glas konzipierte Neubau zeigt sich nach seiner Fertigstellung monolithisch mit überwiegend geschlossenen Wandscheiben und nur wenigen Öffnungen. Auch war der Werkstoff Beton lediglich als Konstruktionselement vorgesehen, Sichtbeton sollte keine Rolle spielen. Aus ausstellungstechnischen Gründen entschied sich der Bauherr während der Bauphase jedoch für eine andere Variante. Auch gefiel ihm der rohe Beton der Decken- und Wandflächen so gut, dass er letztlich sichtbar blieb. Sie zeigen die Anordnung der Schaltafeln, Ankerlöcher und Arbeitsfugen. An ihren Außenseiten wurden die Wände weiß verputzt. Nicht tragende Wände wurden in Holzskelettbauweise errichtet, beplankt mit USB-Platten und abschließend mit einem feinen, glatten Putz versehen.
Vor allem im Untergeschoss sind die tragenden 30 cm dicken Außenwände aus Ortbeton und die aussteifenden Wandscheiben raumbildend, die Deckenverstärkung im Stützenbereich sichtbar. Im Unterschied zu den jeweils rund 160 m² der Obergeschosse, beträgt die Grundfläche hier knapp 600 m² bei Außenabmessungen von 23 x 26 m. Im Erdgeschoss zeugen lediglich die Betonscheiben des Treppenabgangs, im Obergeschoss drei 24 cm starke Wandflächen von der Tragstruktur aus Beton, ansonsten sind die Räumlichkeiten stützenfreien. Die Stärken der Betondecken betragen 30 cm bei einer Räumhöhe von 3,60 m. Im ersten Obergeschoss sorgt ein Bodenbelag aus Holz für die gewünschte Atelieratmosphäre, im Untergeschoss wählten die Planer geschliffenen Estrich. Glatte, weiße Ausstellungswände bilden einen farblichen Kontrast zum Betongrau der Decken und Böden.
Bildnachweis: Walter Vorjohann, Frankfurt am Main (Außenaufnahmen); Nik Schölzel, Neu-Ulm (Innenraum)
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