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Werkhof für Feuerwehr und Tiefbauamt in Herisau

Beat Consoni, St. Gallen

Architektur

Beat Consoni, St. Gallen

Bauherr

Gemeinde Herisau

Projektbeteiligte

Zoller Bauingenieure, St Margrethen (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Otto Graf, Herisau (Elektroplanung); Enplan, Herisau (Planung HLKK); Dörig Planung, Herisau (Sanitärplanung); Studer und Strauss, St. Gallen (Bauphysik); Brunner Landschaftsarchitekten, St. Gallen (Außengestaltung); SAW Spannbetonwerk, Widnau (Beton); Sulser, Trübbach (Betonfassadenelemente)

Jahr

2013

Ort

Herisau, Schweiz, Rütistraße 2 und 4

Beschreibung

Jahrelang litten Feuerwehr und Tiefbauamt der Schweizer Gemeinde Herisau unter Platzmangel und technisch ungenügenden Einrichtungen. Da sich an ihren jeweiligen Standorten keine Möglichkeiten zur Erweiterung boten, entschied sich die Stadt für eine Zusammenlegung beider Einrichtungen und suchte nach einem geeigneten Grundstück für einen gemeinsamen Werkhof. Das fand sich schließlich an der St. Galler-, Ecke Rütistraße am nördlichen Ortsrand. Mit der Planung beauftragte die Gemeinde das Architekturbüro Beat Consoni aus dem benachbarten St. Gallen, das den zuvor ausgelobten Wettbewerb gewonnen hatte.

Wie ein präzise ausgeschnittener Steinquader erhebt sich der lang gestreckte Bau drei-, teilweise viergeschossig auf dem Hanggrundstück entlang der St. Gallerstraße. Das galt wegen seiner abschüssigen Topografie zunächst als ungeeignet, da für die Gebäudenutzung große ebenerdige Abstell- und Zufahrtsflächen erforderlich waren. Die Architekten lösten das Problem, indem sie die zwei benötigten Einstellhallen für die großen Fahrzeuge übereinanderstapelten und diese einmal nach Süden, einmal nach Norden ausrichteten. Aus hellem Sichtbeton errichtet, bietet der Neubau nun ausreichend Platz für das umfangreiche Raumprogramm von Feuerwehr und Tiefbauamt. Darüber hinaus hat die Zusammenlegung den Vorteil, dass der Flächenbedarf aufgrund der gemeinsamen Nutzung von Waschanlage, Theoriesaal, Parkplätzen etc. geringer ausfällt und damit auch die Betriebs-, Energie- und Unterhaltskosten.

Eine klare Gliederung im Gebäudeinneren gewährleistet den reibungslosen Ablauf beider Betriebe. Im untersten Geschoss sind Lagerflächen und Stellplätze für die Kleinfahrzeuge des Tiefbauamtes angeordnet. Die Erschließung erfolgt über eine einspurige Rampe von einem Vorplatz aus, der parallel zur St. Gallerstraße über die gesamte Länge des Gebäudes reicht und von einer Umfassungsmauer aus Beton begrenzt ist. Ein automatisches Schiebetor vor der Zufahrt an der Rütistraße schließt den Platz auf der Westseite ab. Hier sind zudem ein Außenwaschplatz und ein Unterstand für Geräte und allgemeines Lagergut angeordnet. Im Erdgeschoss liegt ebenerdig die untere der beiden doppelgeschossigen Einstellhallen für die größeren Fahrzeuge des Tiefbauamtes. Sie öffnet sich mit raumhoch verglasten Faltschiebetoren zum Vorplatz nach Süden. Auf der Rückseite befinden sich weitere Lagerräume, außerdem die Haustechnikräume inklusive eines betonierten Lüftungskanals, der im Sommer die Außenluft kühlt und sie im Winter wärmt. Aufgrund der Hanglage verschwindet dieser Bereich vollständig im Erdreich.

Darüber liegt die obere Einstellhalle für die Feuerwehrfahrzeuge mit eigener Zufahrt von der an dieser Stelle höher verlaufenden Rütistraße aus. Raumhohe Faltschiebetüren bilden auch hier die Front, allerdings sind sie nach Norden ausgerichtet. Im rückwärtigen Bereich der Halle sind die Mannschaftsgarderoben, Werkstätten und Materialräume für die Feuerwehr untergebracht. In einem Kopfbau am westlichen Gebäudeende sind die Aufenthaltsräume, Büros und im oberen Geschoss ein Mehrzwecksaal angeordnet. An der Schnittstelle zu den Fahrzeughallen verbindet ein von beiden Betrieben genutztes Treppenhaus die vier Geschossebenen dieses Bauteils miteinander. Von außen zeigt sich der Werkhof schlicht, gut proportioniert und mit gezielt gesetzten Öffnungen in einer perfekt ausgebildeten Sichtbetonfassade. Für die Tragkonstruktion notwendige Stützen verschwinden hinter den durchgehenden Fensterfronten.

Das Gebäude ist aber nicht nur funktional und optisch gelungen, es entspricht auch dem Minergiestandard, einem am niedrigen Energieverbrauch orientierten Gebäudekonzept der Schweiz. Ein benachbarter Gewerbebetrieb versorgt es mittels Holzhackschnitzelheizung mit Wärme, Spitzenlasten deckt eine Gasheizung ab. Außerdem ist es mit einer kontrollierten Lüftung und Wärmerückgewinnung ausgestattet; auf dem Dach installierte Sonnenkollektoren liefern die Energie für die Warmwasseraufbereitung.

Beton

Konstruktiv ist der Baukörper eine Kombination aus Massiv- und Skelettbau: die innere Tragstruktur besteht aus Ortbeton, die Fassade aus 120 vorgehängten Betonfertigteilen. Über Flachgründungen werden die Bauwerkslasten in den Baugrund abgeleitet. Die tragenden Betonwände aus Ortbeton sind zwischen 20 und 30 cm dick und mit einer 18 cm dicken Wärmedämmung aus Polystyrol-Extruderschaumstoff (XPS) versehen, auf die eine 4 cm messende Hinterlüftungsschicht folgt. Die vorfabrizierten Betonelemente sind glatt geschalt und haben eine standardmäßige Dicke von 16 cm, einige sind bedingt durch ihre Form stärker ausgeführt. Ihre maximalen Abmessungen betragen in der Höhe rund 4,00 m, in der Breite gut 10,00 m.

Um fabrikationsbedingte Farbnuancen auszugleichen, wurden sie nach der Montage erst mit Hochdruck gereinigt, dann mit einem Tiefgrund behandelt und abschließend mit einer leicht pigmentierten Betonlasur versehen, die ein Abzeichnen des Graffitischutzes verhindert. Ein sorgfältig ausgearbeitetes Fugenbild verleiht dem massiven Bau eine dezente Struktur. Die Fugen zwischen den Fertigteilen sind mit einem vorkomprimierten Dichtungsband ausgefüllt. Bodenplatte und Decken bestehen aus Stahlbeton in unterschiedlichen, der Nutzung entsprechenden Stärken. Die Dächer sind teils begrünt, teils bekiest.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Michael Egloff, Zürich

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