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Wiederaufbau Neues Museum in Berlin

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten, Berlin

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Treppen Instandsetzung Geschichte

Architektur

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten, Berlin

Jahr

2010

Ort

Berlin

Konstruktionsmerkmale

Massivbau

Besonderheiten

Wiederherstellung von ursprünglichen Raumfolgen und Volumen durch Neubauteile

Preise

Architekturpreis Beton 2011

Beschreibung

Das Neue Museum entstand zwischen 1841 und 1859 nach Plänen Friedrich August Stülers. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, in Teilbereichen sogar unwiederbringlich zerstört. Die Wiederherstellung umfasst die Reparatur und Restaurierung der erhaltenen Teile sowie die Wiedergewinnung der ursprünglichen Raumfolge und
des Volumens durch Neubauteile, die den Altbestand ergänzen. Ausgangspunkt für die den Richtlinien der Charta von Venedig folgende archäologische Restaurierung war der vorgefundene Bestand in seinen unterschiedlichen Erhaltungszuständen.

Zudem wurde die Archäologische Promenade eingerichtet, welche das Neue Museum mit dem Neuen Eingangsgebäude und den anderen Häusern der Museumsinsel auf Sockelebene miteinander verbindet. Die Neubauräume reflektieren das Verlorene, ohne es zu imitieren. Mit einer sehr reduzierten Materialpalette begegnen sie der Vielfalt an Material und Werktechniken der Stülerschen Ausstattung. Eigens für das Neue Museum wurde ein Marmorbeton aus Weißzement, Sächsischem Marmor und vieltönigem Sand entwickelt, der in großformatigen Fertigteilen mit geschliffener bzw. gesandstrahlter Oberfläche gefügt wurde. In gleicher Weise wurde die Treppenanlage wiederhergestellt und neu interpretiert. Als ziegelsichtige Volumen ergänzen der Nordwestflügel mit dem Ägyptischen Hof und dem Apollorisalit sowie die Apsis im Griechischen Hof die erhaltenen Teile.

Im Oktober 2009 wurde das Neue Museum wiedereröffnet. Damit kehrten nach mehr als 60 Jahren die Sammlungen des Ägyptischen Museums und des Museums für Vor- und Frühgeschichte an ihren historisch angestammten Ort zurück.

Beton

Ägyptischer Hof
Mit seiner glasüberdachten Tempelarchitektur war der Ägyptische Hof ursprünglich einer der bedeutendsten Räume im Neuen Museum. Völlig zerstört, erhielt der Hof eine neu eingestellte Architektur. In einer Art Inversion der ursprünglichen Atriumsarchitektur teilt eine Plattform den Raum in zwei übereinander gestapelte Hofräume. Balken und Stützen sind aus Betonwerksteinfertigteilen mit gesandstrahlter Oberfläche gefertigt. Die Verbindungspunkte erscheinen als monolithisches Element. Der Hof wird von einem satinierten Glasdach überdeckt, das von 15 Meter hohen Stützen getragen wird. Die auf einem Betonrost aufgelegte Decke erhielt Nebenträger aus ebenfalls mattiertem Glas, sodass als Materialien lediglich Beton und Glas sichtbar sind. Die den Hof umschließenden Wände sind bis auf die Fragmente der Wandgemälde in der Galerieebene rohbausichtig und unverputzt geblieben. Die Fassaden an der Süd- und Westseite wurden dem Bestand angeglichen.

Treppenhalle
Die ergänzende Wiederherstellung der Treppenhalle orientierte sich eng an der ursprünglich von Friedrich August Stüler entworfenen Kubatur. Die dreiläufige Treppenanlage wurde in ihrer grundsätzlichen Form wieder aufgebaut. Mit dem für das Neue Museum entwickelten Marmorbeton zeigt sie sich gleichzeitig in einer eigenen, neuen Materialität. Die Produktion der Betonfertigteile im Werk erlaubte eine sehr hohe Qualität. Die großformatigen Fertigteile wurden oberflächenfertig auf die Baustelle gebracht und in das reparierte Ziegelvolumen der Treppenhalle eingestapelt. Sowohl die Treppenstufen als auch die Handläufe sind geschliffen, während die Oberflächen der Wandplatten gesandstrahlt sind. Der Einsatz der großen Fertigteile ermöglichte es, vertikale und horizontale Flächen zusammen zu bringen und die Treppenanlage selbst tektonisch zu interpretieren. Die Rohbauqualität der Betonfertigteile entspricht der Qualität eines Ausbaus. Gleichzeitig galt es, eine zeitgenössische Ausführungsqualität zu finden, die der hohen handwerklichen Qualität des 19. Jahrhunderts nahe kommt, der Zeit, in der das Neue Museum ursprünglich entstanden ist.

Bildnachweis: Stiftung Preußischer Kulturbesitz/David Chipperfield Architects, Fotograf: Jörg von Bruchhausen

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