Arcs-Architekten, Christian Sandweger, München
privat
Schreinerei Knitl, Beilngries (Glas-/Holzfassade und Holzeinbauten)
2012
Templin bei Berlin
Viel Wasser und wenig Menschen machen die Uckermark zu einer beliebten Urlaubsregion für erholungsuchende Großstädter. Rund eine Autostunde von Berlin entfernt, gibt es hier über 500 Seen sowie tausende Tümpel, Moore, Bäche und Flüsse; rund 60% der Fläche stehen unter Natur- und Landschaftsschutz. Dagegen lässt die Architektur, insbesondere der Feriendomizile, oft zu wünschen übrig. Eine erfreuliche Ausnahme ist das Wochenendhaus, das Christian Sandweger vom Münchner Büro Arcs-Architekten für eine vierköpfige Familie auf einem idyllischen Ufergrundstück am Lübbesee nahe Templin entwarf. Die Bauherren wünschten sich viel Platz, einen guten Ausblick auf den See, einen Kamin – und machten zur absoluten Bedingung, dass viel Sichtbeton zur Ausführung kommen sollte. All dies haben sie bekommen.
Trotz anfänglichen Widerstands seitens der Behörden konnte der Architekt einen schlichten Betonbaukörper mit Flachdach und Keller durchsetzen. Von der Zufahrtsstraße im Norden kommend, ist zunächst nur die eher karge Rückseite zu sehen, in der einzig eine Tür mit Glasvordach den Eingang markiert. Im Gegensatz dazu öffnet sich das Haus auf der Südfassade mit einer raumhohen und 12 Meter breiten Glasfront aus Schiebeelementen zum See. Über Eck ausgebildet, nimmt sie mit einer Breite von 4,50 Meter außerdem rund der Hälfte der Westseite ein. Davor liegt eine kleine Terrasse, die mit Holzdielen bedeckt ist und vor der Südfassade als schmaler Austritt weiterläuft. Als Pendant dazu ist das Dach jeweils mit einem Überstand ausgeführt. Zusammen mit der hervorstehenden Ostwand bilden Boden- und Dachplatte eine Art Bügel, der die holzgerahmte Glasfront einfasst. Zum Wasser hin geht der Austritt in eine Treppe über, die hinab zum See führt.
Im Gebäudeinneren entstanden im Erdgeschoss ein offener Wohn-, Koch- und Essbereich, außerdem das Elternschlafzimmer mit angeschlossenem kleinen Bad. Im Untergeschoss, das aufgrund des leicht abschüssigen Geländes und durch eine zusätzliche Abböschung natürliches Licht erhält, sind die kompakten Schlafräume der Kinder, ein Gästezimmer und ein offener Spielbereich sowie das große Badezimmer angeordnet. Eine schmale Betontreppe verbindet die beiden Geschosse miteinander. Insgesamt bietet das Haus eine Wohn- und Nutzfläche (einschließlich Terrasse, Steg und Freitreppe) von 120 Quadratmetern.
Dem Wunsch der Bauherren nach einer minimalistischen Gestaltung entsprechend, blieben die Betoninnenwände und -decken schalungsroh und unverkleidet. Ihre spröden Oberflächen kontrastieren mit dem goldbraunen Eichenholzparkett und den Einbauten aus dem gleichen Holz. Ein beidseitig offener Kamin in der Trennwand zwischen Wohn- und Elternschlafzimmer sorgt an kalten Tagen für wohlige Wärme. Farbakzente setzen die Wandfliesen in den beiden Bädern: Im Erdgeschoss sind sie rot, im Kellerbad grün mit goldenen Einsprengseln. Eine Besonderheit in Letzterem ist die erhöhte Badewanne unter dem Fenster: In ihr liegend, erlaubt sie den direkten Blick auf den See; ein kleiner Tritt erleichtert den Einstieg.
Der raue Sichtbetonbau fügt sich erstaunlich gut in die idyllische Landschaft ringsum. Das liegt zum einen sicher an seiner geringen Größe, zum anderen aber an der feinen Gesteinskörnung aus der Region, die für die angenehm satte Farbgebung des Betons verantwortlich ist. Um das gewünschte Erscheinungsbild zu erzielen, fertigte das Bauunternehmen zunächst mehrere Musterwände an, bis schließlich Architekt und Bauherr zufrieden waren. Die Betonfirma durfte außerdem nur neue Schaltafeln verwenden, um ein einheitliches Schalungsbild mit annähernd glatter Struktur zu erhalten. Als Schalung kamen handelsübliche Großschaltafeln zum Einsatz.
Die Außenwände sind aus Ortbeton mit Kerndämmung hergestellt. Insgesamt ist der Wandaufbau 36 cm dick, wobei die äußere Schale 8 cm, die innere Dämmschicht 12 cm und die tragende Wand 16 cm misst. Bodenplatte und Dachdecke bestehen ebenfalls aus Beton. Unter der Bodenplatte liegt eine hochdruckfeste Dämmebene; das Flachdach ist mit einer Gefälledämmung ohne Attika ausgeführt. Da eine schlanke Dachsilhouette mit möglichst geringer Aufbauhöhe gewünscht war, wählte der Planer einen hoch dämmenden Aufbau. Die Entwässerung erfolgt über ein einziges Fallrohr entlang der nicht einsehbaren Ostfassade.
Bildnachweis: Antje Hanebeck, München
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