Wohn- und Bürohaus in Basel/CH

Diener & Diener, Basel/CH

Architektur

Diener & Diener, Basel/CH

Bauherr

Edwin Faeh, Basel

Projektbeteiligte

WGG Schnetzer Puskas Ingenieure, Basel (Tragwerksplanung); Emmer Pfenninger Partner AG, Basel (Fassadenplaner); Grace Construction Products, Lausanne (Farbzusammensetzung, Referenzmuster); Elementwerk Brun AG, Emmen (Betonfertigteile)

Jahr

2005

Ort

Basel/CH, Bäumleingasse 14

Konstruktionsmerkmale

Betonfertigteilbau

Besonderheiten

Oberflächenbearbeitung des Betons

Beschreibung

Die Fassade in der nur 7,50 Meter breiten Baulücke gegenüber dem Gerichtshof in der Bäumleingasse, suggeriert einen Neubau mitten in der Altstadt Basels. Dahinter verbirgt sich jedoch ein Haus, dessen Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht und dessen Identität bislang hinter einer Fassade aus dem 19. Jahrhundert versteckt war. Die Architekten Diener & Diener stellten vor den Gebäudekern eine filigrane Fassade aus Betonfertigteilen, deren Querträger in die alten Brandwände eingelassen sind. Während die Betonkonstruktion bündig mit den vorhandenen Häuserkanten abschließt, orientiert sich die zurückgesetzte, geschosshohe Verglasung am leichten Knick der Bäumleingasse.

Die Materialien im Bestand zeugen von dessen Alter; Holzdielenböden, Kalkputz und Holzdecken stehen im Kontrast zu der klaren Architektursprache der neu hinzugefügten Teile. Tritt man von der Gasse in das Gebäude, führt ein schmaler Flur durch den historischen Kern des Altbaus, über den man einen kleinen, nur vier Meter breiten Erschließungsbau erreicht. Dort befinden sich Treppe und Aufzug. Direkt nebenan ist Platz für einen kleinen Innenhof, der Abstand zu dem sich anschließenden neuen Baukörper mit Büros und Wohnungen im "Hinterhof" des 43 Meter langen Grundstücks schafft. Die städtebauliche Struktur der "Hinterhofbauten" ist in den benachbarten Gebäuden ebenfalls vorzufinden und wurde hier aufgegriffen. Die vier Meter breite Fassade des Neubaus orientiert sich an der Frontfassade und ist fast identisch aufgebaut. Dem Denkmalschutz wird hier in angemessener Form Rechnung getragen, indem eine Verzahnung von Alt und Neu stattfindet. Bei dem Gebäude wurde zugunsten der Eigenständigkeit der neuen Bauteile und -körper bewusst auf Trennungsfugen und das Absetzten von Bauteilen verzichtet.

Beton

Die Hauptfassade an der Gasse besteht aus durchgefärbten, rot-braunen Betonfertigteilen, deren Farbgebung an den benachbarten Sandsteinfassaden angelehnt ist. Der eher dunkle Sandstein der Schweiz ist sehr vielfältig in den Rot- und Brauntönen. Der Effekt der sandsteinähnlichen Betonoberfläche entsteht aus der Verwendung einer feineren Sieblinie und der anschließenden Verfahrensweise des "Absäuerns" der Zementhaut. Dabei wird mittels verdünnter Säuren die oberste Zementhaut der Betonfläche entfernt. Es entsteht eine samtige Oberfläche, die Sandstein assoziiert. Die Betonfertigteile sind mit handelsüblichen Elementverbindern so verbunden, dass diese nicht sichtbar sind.

Im 19. Jahrhundert war es aus Kosten- oder gestalterischen Gründen üblich, im Hinterhof einfachere aber an die repräsentative Hauptfassade erinnernde Bauelemente zu verwenden. Dieser Aspekt der "Angemessenheit" wurde von den Architekten aufgegriffen: im Hinterhof scheinen auf den ersten Blick die Betonfertigteile identisch mit der Hauptfassade zu sein. Bei näherem Betrachten bestehen die Betonelemente jedoch aus grauem Beton, der anschließend mit einer Lasur mehrfach behandelt wurde und dadurch eine unbeschreibliche Tiefe bekommt. Insgesamt entsteht trotz der Enge des Ortes eine großzügige, offen wirkende, klare Architektur in moderner Ausführung von Beton und Glas.

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Christian Richters, Münster