Burkard, Meyer, Architekten, Baden/CH
Pensionskasse des Bundes Publica, Bern
Implenia Generalunternehmung AG, Aarau/CH (Generalunternehmer); MWV Bauingenieure AG, Baden (Tragwerksplaner), Mebatech AG, Baden (Fassadenplaner), Axima AG, Rohr (HLKS-Planung), Herzog Kull Group, Baden (Elektroplanung), Bakus Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich
2006
Baden, Mellingerstrasse 2
Deckenstirnen aus Sichtbeton
Das Wohn- und Geschäftshaus Falken befindet sich an einer städtebaulich markanten, problematischen Stelle zwischen Altstadt und undifferenzierten Stadterweiterungsstrukturen. Aufgrund der stark eingeschränkten Geometrie des Grundstücks, eingeklemmt zwischen stark befahrener Straßen, bestehender Bebauung, Bahntunnel sowie unterirdischen Verkehrsbauten war das Gelände lange Zeit unbebaut. Die ortsansässigen Architekten setzten sich auf sorgfältige Weise mit den schwierigen Begebenheiten auseinander und schufen mit dem Haus einen städtebaulichen Akzent am südlichen Stadteingang. Das entstandene Gebäude mit eigenwilligem Volumen ist erstaunlich nüchtern und dennoch erfrischend lebendig.
Im Stadtraum stellt sich das mehrgeschossige Gebäude als prägnanter Solitär mit einheitlicher Formensprache dar. Die einzelnen Geschosse lassen sich an den horizontal verlaufenden sichtbaren Deckenstirnen der Doppelfassade aus Glas ablesen. Innerhalb der zweischichtigen Fassade verlaufen in leicht geschwungenen Schienen verschieden farbige Vorhänge, die die Individualität der Nutzer und die unterschiedlichen Funktionen des Wohn-, Büro- und Geschäftshaus zum Ausdruck bringen.
Die einzelnen Geschosse weisen in ihrer Ausbildung der Kubatur Unterschiede auf. Das Gebäude knickt an mehreren Stellen ein und wird dann in den darüberliegenden Geschossen durch auskragende Decken überspannt. Im Erdgeschoss knickt das Gebäude in Form eines ganzen Fassadenteils ein und markiert so den Eingang zum Innenhof und den Geschäften. Darüber liegen die ebenfalls leicht geknickten Decken des 1., 2. und 3. Obergeschosses, die wiederum von den Geschossen 5 und 6 überspannt werden. Die Grundrissfläche vergrößert sich mit zunehmenden Geschossen.
Um die Auskragung zu ermöglichen, wählten die Konstrukteure ein statisches System, bei dem die Vertikallasten über großformatige, mehrgeschossige Scheiben in den Untergrund abgetragen werden. Die mächtige, 30 bis 40 cm dicke, vorgespannte Stahlbetonstruktur durchdringt den gesamten Baukörper und bildet das eigentliche Skelett des Gebäudes. Durch die Anordnung der Scheiben entsteht eine Raumzone, die sich um einen zentralen Hof gruppiert und die aufgrund der nicht ganz einheitlichen Struktur mehr oder weniger frei möblierbar ist.
Die Deckenstirnen sind aus vorgefertigten Sichtbetonelementen schalungsglatt hergestellt und als Isokörbe ausgebildet. Eine zusätzliche Hydrophobierung schützt und imprägniert den Sichtbeton vor Witterungseinflüssen und Alterung. Um die Einheitlichkeit der Betonfertigteile hinsichtlich der Betonqualität und der Betonfarbe zu gewährleisten, wurden Musterelemente angefertigt.
Die Unterseiten der Auskragungen wurden mit einem glatten Putz versehen und anschließend dem Farbton des Betons entsprechend, gestrichen. Im Bürogeschoss wurde der tragende Kern aus Sichtbeton, mit Hilfe einer Finnenschalung, hergestellt. Ansonsten wurden die Wandflächen verputzt oder mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion versehen.
Die Doppelfassade aus Glas schließt nach vorne bündig mit den Sichtbetondecken ab. Nach unten und oben sorgt eine große optische Fuge für die formale Trennung der Materialien Beton und Glas, die die Linearität in der Horizontalen noch verstärkt. Die innere Glashaut stellt die Wärmedämmebene dar, während die äußere Verglasung aus VSG-Glas für den thermischen und räumlichen Abschluss sorgt. Zwischen den Glasschichten ist der textile Sonneschutz angeordnet.
Bildnachweis: Roger Frei, Zürich
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