Angelis + Partner, Berlin
LVS Grundstücksgesellschaft mbH, Verden
Jürgen Hellmann GmbH, Oldenburg (Tragwerksplanung); Donker & Dammann, Oldenburg (Haustechnik)
2006
Berlin, Alte Schönhauser Straße 42
Betonrahmenskelett
Architekturpreis Zukunft Wohnen (Sonderpreis) 2007
Inmitten des belebten Viertels um den Hackeschen Markt in Berlin entwickelten und realisierten die Architekten Angelis + Partner in Eigeninitiative ein Wohn- und Geschäftshaus. Neben der Planung übernahmen sie auch die Projektentwicklung, Finanzierungsgespräche und Marketingkonzept einschließlich der Betreuung der Käufer.
Die Grundstücksform ließ einen L-förmigen Grundriss mit einer Breite von 18,45 m und einer Tiefe von 25,40 m zu. Ein Innenhof auf der Rückseite orientiert sich nach Süden. In der Grundstruktur baut das Haus sowohl im Grundriss als auch in der Fassade auf einer regelmäßigen Dreiteilung auf. Ein vertikaler Kern mit Treppenhaus und Aufzug liegt an zentraler Stelle. Er schränkt die um ihn gelagerten Räumlichkeiten nicht ein. Die Raumeinheiten können je nach Bedarf horizontal zusammengeschaltet oder vertikal verbunden werden. Damit soll eine hohe Flexibilität in der Nutzung erzielt werden. Die Dreiteilung ist auch im Aufbau der Fassade deutlich sichtbar. Ein Betonrahmenraster teilt die Ansicht in drei vertikale Einheiten. Die Fassade reagiert nicht mit formalen Zitaten auf den Bestand, sondern fügt sich durch die klassische Teilung in zeitgenössischer Architektursprache ruhig und sachlich in die Umgebung ein.
Städtebaulich gliedert sich der Neubau in drei Teile: das Sockelgeschoss mit zwei Ladeneinheiten, den vier durch den Rahmen markierten Hauptgeschossen und einem zurückgesetzten Dachgeschoss mit zwei großen Wohnungen. Insgesamt weist das Gebäude eine Bruttogeschossfläche von 2.140 m² auf. Ein wichtiges Prinzip der Wohnungen ist das "Durchwohnen". Jede Wohnung ist durchgesteckt und genießt die unterschiedlichen Qualitäten zweier Fassaden: die Urbanität zur Alten Schönhauser Straße und die Ruhe zum Hof. Die weitläufigen Wohnungen haben eine lichte Höhe von drei Metern. Nach außen sind sie raumhoch mit Holzschiebefenstern verglast. Zum Sonnenschutz lassen sie sich komplett mit Falt-Schiebeläden aus perforiertem Metall verschließen. Die zum Hof orientierten Balkone sind aus Beton mit Brüstungen aus Lärchenholz.
Bei der Auswahl der Materialien wurde Wert gelegt, das rationale System, das der Planung zu Grunde liegt, durch entsprechende Materialien im Inneren zu unterstreichen. Tritt die Fassade bereits als Betonrahmenskelett in Erscheinung, setzt sich der Sichtbeton als Konstruktions- und Gestaltungsmaterial im Innenraum fort. Alle tragenden Teile, besonders die langen Wohnungstrennwände sind aus Halbfertigteilen (Filigranplatten d = 24 cm) aus Sichtbeton. Das Konstruktionsprinzip von Betonfertigteilen mit wenigen tragenden Wänden und je Wohnung einem Sanitärkern lässt eine variable Grundrissplanung zu. Beton wurde auch im Treppenhaus eingesetzt. Die Treppenläufe sind als Betonfertigteile gefertigt. Zusammen mit dem Natursteinbelag des Bodens entsteht eine Einheit von Farbe und Erscheinung. Die Wohnungstüren sind raumhoch und schwarz gehalten.
Die Fassade im Hofbereich wird vom Lärchenholz der Balkonbrüstungen in filigraner horizontaler Anordnung dominiert. Die Balkone sind als Kragplatten ausgebildet und bilden zusammen mit den Betonbändern der sichtbaren Geschossdecken die horizontale Gliederung. Im Gegensatz zur Straßenseite gibt es im Hofbereich helle Putzflächen.
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin
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