Knoche Partner Architekten, Münster
CEMEX Deutschland AG (Beton); Readymix Transportbeton, Münster (Betonlieferung); Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. Strathmann, Telgte (Tragwerksplanung); Baunternehmen Hofschröer, Lingen (Bauausführung)
2004
Münster, Bohlweg
Verwendung von selbstverdichtendem Beton
CEMEX Building Award 2006
Internationale Architektur-Auszeichnung
Der viergeschossige Bau besticht innen wie außen durch eine fein abgestimmte Kombination der Materialien Sichtbeton, Glas und Holz sowie durch den spielerischen Umgang offener und geschlossener Flächen.
Markant besetzt das Wohn- und Geschäftshaus ein zuvor unbebautes Eckgrundstück. Das Objekt ist ein Erweiterungsbau, an ein zuvor bestehendes Wohnhaus durch ein Glastreppenhaus angeschlossen. Heute dominiert der Neubau mit seiner ausdrucksstarken skulpturalen Formensprache den rechtwinkligen Komplex.
Im Erdgeschoss sind auf 200 Quadratmetern Büroräume untergebracht. Eine 300 Quadratmeter große Maisonettewohnung des Bauherrn erstreckt sich über das 1. und 2. Obergeschoss. Das 1. Obergeschoss teilt sie sich mit einer separaten Fünfzimmerwohnung von 70 Quadratmetern, erschlossen durch ein eigenes Treppenhaus. Eine Tiefgarage hält sechs Stellplätze bereit.
In den Innenräumen der Wohnungen herrscht ein Minimalismus ohne Strenge. In der Maisonette, von einer Familie mit Kindern genutzt, schufen die Architekten ein offenes, fließendes Raumgefüge mit den Hauptbereichen Wohnen und Essen. Möbel werden sparsam eingesetzt in den lichtdurchfluteten, 3 Meter hohen Räumen. Nichts stört das Gefühl von Weitläufigkeit. Abgetrennt sind lediglich der Küchenbereich und eine kleine Toilette. Im Obergeschoss befinden sich Schlaf- und Kinderzimmer sowie das Bad.
Der ausladende Sichtbetonbau setzt einen Akzent im Stadtbild der überschaubaren 270000-Einwohner-Stadt. Das dekonstruktivistisch anmutende Bauwerk besteht aus übereinandermontierten Kuben mit unterschiedlichen Ausmaßen. Sie sind schrägwinklig aufeinander gesetzt, so konstituiert sich die Fassade aus Winkeln, Aussparungen und trapezförmigen Vorsprüngen.
Statt Fertigbetonteilen sah das architektonische Konzept für die Gebäudehülle nichttragende Fassadenelemente aus Ortbeton vor. Sie sollten eine freie Formgestaltung erlauben und jede Außenwand zu einem Unikat machen. Um dem differenzierten Baukörpervolumen gerecht zu werden und die Fassade wie aus einem Guss wirken zu lassen, fiel die Wahl auf selbstverdichtenden Beton (SVB) in Sichtbetonqualität. Sein Setzfließmaß lag mit 82 Zentimetern an der Obergrenze des betontechnisch Möglichen; bereits ab 70 Zentimetern gilt ein Beton als selbstverdichtend.
Die Wandelemente inklusive langer Fensterfronten wurden vor Ort am Stück gegossen. Die besonders stark saugende Schalung war mit einer Apfelsinenhautstruktur versehen, die es auf die Fassadenplatten zu übertragen galt. SVB ist besonders gut in der Lage, die Schalungsstruktur anzunehmen. Das Ergebnis sind homogene Sichtbetonoberflächen mit feiner Textur.
Zusätzlich zu 310 Kubikmetern selbstverdichtendem Sichtbeton kamen 2200 Kubikmeter C 30/37 als konstruktiver Beton in Decken und Wänden zum Einsatz.
Neben einer 15 Zentimeter starken, nicht tragenden Fassade aus Stahlbeton mit Sichtbetonoberfläche bestehen die Außenwände aus einer 24 Zentimeter starken tragenden Innenschale aus Stahlbeton und 8 Zentimetern Kerndämmung.
Mit der Entscheidung für Sichtbeton als bestimmendes Material der Fassade gelingt es den Architekten, die Formen und die Massivität der hyperpräsenten Kuben besonders zu betonen.
Bildnachweis: Constantin Meyer, Köln; CEMEX Deutschland AG
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