Martin Pool Architekten, München
private Bauherrengemeinschaft
Absenger & Kögl Ingenieure, München (Fachplaner)
2004
München, Seitzstraße 23
Dämmung der Fassade und Terrassen vollständig mit Vakuum-Isolations-Paneele; Betonkernaktivierung; Photovoltaikanlage; Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung
Auf dem Trümmergrundstück Seitzstraße 23 entstand im Sommer 2004 das erste Wohn- und Geschäftshaus mit Ultraniedrigenergiestandard in München-Mitte.
Zunächst als Solitär konzipiert, eröffnet das Projekt den Weg für eine Schließung des Blocks und eine Wiederherstellung der im Krieg zerstörten Galeriestrasse zwischen Lehel und Hofgarten. Der Baukörper vermittelt in seiner Kubatur und Architektur zwischen den kleineren, von Walmdächern geprägten Altbauten im Süden und den größeren Bürobauten in Terrassengeschosstypus im Norden. Es erweitert mit seiner Nutzungsmischung und urbanen Bauweise den lebendigen Innenstadtkern des Lehel nach Norden in Richtung ‚Haus der Kunst’.
Nach Norden steht das Gebäude mit einer Brandwand auf der Grundstücksgrenze. Nach Süden wurde zum Nachbar ein „Pavillionabstand“, ein für München typischer Abstand von ca. 8 m um einer Hofeinfahrt, gehalten. Durch diesen Abstand ergibt sich an den Gebäudeecken die Möglichkeit, trotz der nah stehenden südlichen Bebauung, weite Blicke und gute Besonnung zu erzielen. Während sich von den Ecken lange Sichtachsen entlang der Straße und in den Hof ergeben, werden auch umgekehrt die Gebäudeecken im Winter bis in das Erdgeschoss für einige Stunden besonnt.
Diese Gelegenheit wurde aufgegriffen und zum Kern des Entwurfskonzeptes gemacht. Die Gebäudeecken werden mit großen Fenstern betont; die Haupträume werden hier gesetzt. Der Grundriss ist auf die diagonale Blickachse entsprechend aufgebaut. Eine Linie zieht sich vom Eingang über eine offene Raumfolge (Küche, Diele, Wohn- und Arbeitszimmer) durch das Eckefenster in die Straße bzw. zum Hof hinein. Die privaten Räume liegen an den eher geschlossenen Seitenfassaden. Nach Norden hin ist ein Bereich mit Schlafraum und Bad abgetrennt.
Durch die wenigen Stützen eignet sich das Gebäude für verschiedene Ausbauten und Aufteilungen als Büro oder als Wohnung. Die unteren drei Geschosse sind als Büronutzung ausgebaut. In den obersten Geschossen sind Maisonettewohnungen ineinander verschränkt, um jeder Wohnung eine private Terrasse zu ermöglichen. Durch Aussparungen für interne Treppen können alle Geschosse miteinander zu flexiblen Nutzeinheiten verbunden werden.
Die Konstruktion erfolgt mit Betonfertigteilen, so dass die Bauzeit stark reduziert werden konnte. Die Bodenplatte ist 20 cm stark und wurde beidseitig mit 10 cm Wärmedämmung WLG 035 gedämmt.
Die Außen- sowie tragenden Wände wurden in 26 cm starkem Stahlbeton ausgeführt.
Das Objekt weist trotz Verschattung ein Heizwärmebedarf von 20kWh/m²a auf. Neben dem kompakten Baukörper wird der Wert auch über die gute Wärmedämmung erreicht.
Zum Einsatz kommen Vakuum-Isolations-Paneelen, so genannte VIP’s, deren Isolationswirkung um ein 8 bis 10-faches höher gegenüber konventionellen Dämmstoffen ist. Die 2cm starken Paneelen sind so geformt, dass Wärmeverluste über die Plattenränder nahezu ausgeschlossen sind. Zusätzlich zu den Paneelen kommt eine 8 cm dicke Putzträgerplatte zum Einsatz, die den mechanischen und den Witterungsschutz der VIP-Platten übernimmt sowie gleichzeitig Wärmebrücken an Befestigungspunkten und Anschlüssen überdämmt.
Die Fenster mit hochwärmegedämmten Rahmen sind mit 3-Scheiben Isolierverglasung ausgestattet und besitzen für eine individuelle Verschattung Jalousien in den Scheibenzwischenräumen.
Der Luftaustausch erfolgt über ein Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Frischluft wird auf dem begrünten Dach angesaugt, die Abluftzentrale befindet sich im ersten Untergeschoss. In das Kreislaufverbundsystem zur Wärmerückgewinnung ist zudem ein Plattenwärmetauscher für Brunnenwasser integriert. Das 8 Grad kalte Brunnenwasser wird zur sommerlichen Kühlung angesaugt.
Durch diese Kombination soll eine Austauschrate von mehr als 80 Prozent ermöglicht werden.
Der verbleibende Heizwärmebedarf wird über ein Blockheizkraftwerk und einen ergänzenden Brennwertkessel gedeckt. Geheizt bzw. gekühlt wird mittels einer Betonkernaktivierung in den Gebäudedecken.
Auf dem Flachdach kommt zusätzlich eine Photovoltaikanlage zum Einsatz. Der überschüssig erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.
Bildnachweis: Martin Pool, Martin Pool Architekten, München
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