Zaha Hadid Architects, London
SEG Stadterneuerungs- & Eigentumswohnungsgesellschaft, Wien
Gunther Koppelhuber, Patrick Schumacher Woody K.T. Yao (Projektleitung); Schindelar Ingenieurbüro, Grieskirchen (Statik); Bilfinger Berger, Mannheim (Generalunternehmer); Peri, Weißenhorn (Schalungstechnik)
2005
Wien, Spittelauer Ländle
Über den stillgelegten Bögen der ehemaligen Stadtbahn von Otto Wagner in Wien Spittelau, erheben sich die spitzen und schrägen Winkel des einprägsamen Wohnbaus von Zaha Hadid. Der Bau mit einer Nutzfläche von 3.300 m² mit insgesamt 34 Wohnungen, Büros und Läden entstand auf einem 2.720 m² großen Gelände und wird durch den Donaukanal und eine Schnellstraße begrenzt.
Die Planungsphase für dieses Projekt begann vor elf Jahren und war in der Nutzung als luxuriöses Apartmenthaus "Wohnen am Wasser" vorgesehen. Für den außergewöhnlichen Entwurf der Architektin war das zunächst als unattraktiv eingestufte Bahngelände Spittelau vorgesehen. Potentielle Bauherrn und Bauträger sprangen immer wieder ab, so dass sich der Entwurf entsprechend der jeweiligen Ansprüche veränderte. Bei der schließlich erfolgten Umsetzung wurde das Projekt aus Kostengründen reduziert. Der aus Sichtbeton geplante Bau wurde als Thermoputzfassade realisiert, offene Grundrisse kleinteilig zoniert und großzügig vorgesehene Fensterbänder und Panoramafenster zu Schlitzen degradiert.
Dennoch zeugt das Projekt von den dynamischen und räumlichen Ansätzen Hadids. Es besteht aus einem Ensemble aus drei Bauvolumen, die parallel zum Donaukanal angeordnet sind. Die zum Teil geneigten, zum Teil auskragenden Baukörper springen als U-Form zurück, sind winkelförmig angelegt oder auf schräg stehenden Stützen gelagert. Die Anordnung und Lage lässt spannende räumliche Verknüpfungen entstehen. So bilden sich in den Zwischenräumen Lichtspiele und Verschattungen und aufgrund der geringen Gebäudeabstände entsteht Weite und Enge.
Die drei Bauvolumen schlängeln sich um und über die denkmalgeschützten Stadtbahnbögen, ohne sie zu tangieren oder auf sie aufzusetzen. Um das zu erreichen, mussten die Gebäude große Spannweiten überwinden. Die in den ersten Skizzen von Zaha Hadid schwebenden Baukörper mussten in der Ausführung von 15 schlanken Stützen getragen werden. Um den Raum unter dem zweigeschossigen Gebäudeteil dennoch offen und schwebend wirken zu lassen, sind die eingestellten Stützen schräg gelagert. Sie sind aus Sichtbeton hergestellt und zeugen noch vom Ursprungsgedanken, den gesamten Wohnbau in Sichtbeton auszuführen.
Eine besondere Herausforderung bei der Umsetzung bestand darin, zwei Wohngeschosse in einer Höhe von elf Metern herzustellen. Die Lasten aus drei Geschossdecken mit insgesamt 90 cm Deckenstärke wurden mit zwölf hoch tragfähigen Decken-, Richtstützen abgetragen. Zudem musste sich die eingesetzte Unterstützung flexibel an die Geometrie und den jeweiligen Lastfall anpassen.
Auch die teilweise nach außen und innen geneigten Stahlbetonwände erforderten eine durchdachte technische Schalungslösung. Die bis zu 20 °C nach außen und innen unterschiedlich geneigten Wände wurden mit vier Rahmenschalungen auf Faltbühnen hergestellt. Basis dieser Schalungssysteme bilden werkseitig fest verschweißte Rahmen, einschließlich Schalhaut.
Bildnachweis: Rupert Steiner, Wien
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