Luczak Architekten, Köln
Hohr Immobilien GmbH, Köln
Canzler Ingenieure, Mülheim an der Ruhr (TGA); AWD, Köln (Tragwerksplanung); Dr. Jandl, Wermelskirchen (Bauphysik); Thorsten Altrogge, Köln (Bauleitung); Nesseler Grünzig Bau GmbH, Aachen (Generalunternehmer)
2004
Köln-Nippes, Werkstattstraße
Massivbau auf bzw. in bestehendem Bunker
5.000 Tonnen Stahlbeton wurden herausgeschnitten und –gesprengt; Wanddicken von bis zu 1,10 m
Deutscher Bauherrenpreis 2005
Auszeichnung vorbildlicher Bauten NRW 2005
Innovationspreis Wohnungsbau NRW 2004 (Anerkennung)
Auszeichnung NRW.wohnt. Wohnen an ungewöhnlichen Orten 2008
Ein fensterloser Hochbunker aus dem Jahr 1942 sollte zu Wohnungen umgestaltet werden. Der auch schon ohne historischen Bezug beängstigenden Baumasse konnte nur mit einem radikalen Konzept antworten: 5.000 Tonnen Stahlbeton wurden wie aus einem Bergmassiv herausgeschnitten und –gesprengt.
Erst im zweiten Blick spürt man die alten massiven 1,10 Meter dicken Fassadenmauern des ehemaligen Bunkers. Die Herkunft verschwindet fast vollkommen, und die Vergangenheit ist nur in der Schnittstelle des Baumaterials sichtbar. Hier wurde für Wände, Deckenfelder und Stützen teils glatter Sichtbeton verwendet, der sich auf Grund seiner edlen Oberfläche und Farbe klar vom Bestand absetzt.
Die völlige Entkernung und die klaren Einschnitte erschließen den Raum großzügig und pragmatisch. Ergänzt um ein Penthouse und überkreuzt von einem Neubau, der das Areal zur Straße hin schließt, entstand ein städtisches, geschütztes Ensemble von 17 Lofts und Stadthäusern.
Durch die Einschnitte im 1,40 m starken Betondeckel und den Wänden, erhielten alle Einheiten im Bunker zweigeschossige, glasgedeckte Atrien, die das Licht weit in den 14 Meter tiefen Körper holen. Alle Einheiten besitzen mindestens zwei Ebenen und übergreifende Lufträume bzw. Emporen. Die Lofts sind mit direkten Zugängen an die Tiefgarage angeschlossen.
Bereiche zum Wohnen, Arbeiten oder für flexible Nutzungen gehen fließend ineinander über, können aber bei Bedarf auch abgeteilt werden; Gärten oder große Terrassen verbinden sich durch weite Öffnungen mit dem Inneren. Innerhalb der räumlichen Disposition wurde die Ausgestaltung individuell mit den Nutzern abgestimmt, während die Verwendung robuster Materialien den Charakter des Bauwerks in Erinnerung hält. Familien mit zwei Kindern gehören ebenso zu den Nutzern wie Singles und Paare, viele machen von dem Konzept „Wohnen und Arbeiten“ Gebrauch.
Die Fassade der straßenseitigen Überbauung legt ein Bekenntnis zur Größe und gewissen Fremdheit des ehemaligen Bunkers ab, ohne allzu aufgeregt zu werden. In dem monumentalen Fensterband klingt mit seiner "unnötig" tiefen Laibung das Bauprinzip der enorm dicken Bunkerwände an. Das Tonnendach betont in Form und Material das "Einmalige" des Gebäudes und bietet innenräumlich ganz besondere räumliche Situationen mit eingehängten Emporen und gerundeten Seitenwänden.
Mit der Umwandlung eines Stücks Stadtbrache wird gezeigt, wie ein trister Hochbunker auf wirtschaftlich vernünftige Weise für innovative Raumkonzepte umgenutzt werden kann. Die Vorteile des Reihenhauses werden mit denen des verdichteten, städtischen Bauens verknüpft.
Bildnachweis: Constantin Meyer, Köln (1-4) Luczak Architekten, Köln (5,6)
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