Allmann Sattler Wappner Architekten, München
GEWOFAG München
Projektleitung: Allmann Sattler Wappner, Carola Dietrich (Wettbewerb), Eva Enneking (Realisierung)
Bauleitung: GEWOFAG, München
Tragwerksplanung: WSP CBP GmbH, München
Energie- und Passivhauskonzeption: Transsolar Energietechnik GmbH, München
Brandschutz: Andress & Partner, München
Freiraumplanung: mahl-gebhard-konzepte Landschaftsarchitekten bdla, München
Bauphysik: Möhler + Partner AG, München
Haustechnik: Ingenieurbüro Zwigl & Krutil, Rosenheim / Hartmann BET GmbH, München
2013 (2. Bauabschnitt 2014)
München
hochgedämmte, luftdichte Stahlbetonkonstruktion
Geschosswohnungsbau im Passivhausstandard
Energieeffizienz zählt - neue Energiesparhäuser 2013
Preis für Qualität im Wohnungsbau 2013
Deutscher Bauherrenpreis 2014, Kategorie Neubau und Sonderpreis „Freiraumgestaltung im Wohnungsbau
Sie liegen versteckt in der zweiten Reihe, die neuen Wohnhäuser am Piusplatz in München, keine zehn Minuten vom Ostbahnhof entfernt. Sie fügen sich als schlichte langgestreckte Kuben so geschmeidig in die Wohnanlage aus den 1930er Jahren ein, dass man zweimal hinsehen muss, um sie zuverlässig zu identifizieren. Und selbst dann bleibt man kurz irritiert: Warum orientieren sich die versetzt angeordneten Südbalkone, ein Haupterkennungsmerkmal, plötzlich zum Garten und nicht – wie auf den Fotos – zur Straße? Die Auflösung liegt auf der anderen Seite des Piusplatz, wo nämlich der erste und breiter publizierte Bauabschnitt mit den beiden Auftakt-Häusern, die man aus der ein oder anderen Veröffentlichung kennt, schon Anfang 2013 bezugsfertig wurde. Die beiden weiteren Bauten wurden ein Jahr später fertig und setzen den Erfolg der Ensembleverdichtung fort.
Die Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG hat einen im Geschosswohnungsbau ungewöhnlichen Schritt getan und die Münchner Architekten von Allmann Sattler Wappner, die den vorgeschalteten Wettbewerb gewonnen hatten, mit Passivhäusern beauftragt. Das blieb nicht unbemerkt und wurde bereits vielfach honoriert: mit Auszeichnungen wie dem Preis für Qualität im Wohnungsbau und dem Deutsche Bauherrenpreis 2014. Letzterem war zudem der Sonderpreis für Freiraumgestaltung im Wohnungsbau zugeordnet: Die vier Häuser mit insgesamt 64 Wohnungen sind Teil eines quartierumfassenden Maßnahmenpakets zur Verdichtung und sozialen Durchmischung eines Viertels, das zu zwei Dritteln Sozialwohnungsbau aufweist. Und neben einem breiter als bisher angelegten Angebot an Wohnungen sollte zugleich der Außenraum durch besser ausgestattete Spielplätze, Treffpunkte wie Sitzgruppen sowie Pergolen und weitere Angebote für alle Generationen aufgewertet werden.
Wohnen für alle Generationen – dieser Gedanke spiegelt sich auch in den Planungen der Architekten wider. Sämtliche Wohnungen in den viergeschossigen, rechtwinklig zu den benachbarten 1930er Jahre-Zeilen gestellten, schlicht-weißen Riegeln sind barrierefrei. In den oberen Etagen gibt es neben den Drei- auch Vierzimmerwohnungen für Familien mit mehreren Kindern. Die Grundrisse sind durchdacht arrangiert: Nach Süden mit der vollverglasten Fassade liegen die fließenden Wohn-Essräume an offenen Küchen, nach Norden kleinere Schlaf- bzw. Kinder- oder Arbeitszimmer. Auf dem mittigen Streifen sind die Bäder, Küchen und Abstellmöglichkeiten angeordnet. Erschlossen werden alle Bereiche durch eine angenehm große Eingangszone, die auch noch andere Nutzungen zulässt. Die Ausstattung und die Ausarbeitung der Details sind gemessen am üblichen Standard im sozialen Wohnungsbau ungewöhnlich hoch.
Die Materialwahl Beton kam dem Energiekonzept für die Häuser entgegen und ließ auch gestalterischen Spielraum. Die zwei Gesichter des Hauses – nach Süden maximale Offenheit mit den ausladenden Balkonen als „grüne Zimmer“ und nach Norden hin durch schmale, raumhohe Fenster und kleine Austrittsbalkone rhythmisierte, aber deutlich geschlossenere Fassaden – tragen zur Energieeffizienz bei: Denn über die großen Fenster dringt nicht nur viel Licht ins Innere, sondern auch Wärmekapazitäten, die die hochgedämmte und luftdichte Betonstruktur speichert. Umgekehrt sorgt die kontrollierte Be- und Entlüftung auch im Sommer für angenehme Temperaturen, die ebenfalls von der Betonhülle gehalten werden. Dieses Zusammenspiel sorgt dafür, dass höchstens 15 KWh Heizleistung pro Jahr und Quadratmeter anfallen, was dem Passivhausstandard entspricht. Die Mieter sparen bis zu 60 Prozent Energiekosten im Vergleich zu herkömmlichen Geschosswohnungsbauten. Das Konzept ist noch ausbaufähig, denn das Flachdach, so Amandus Sattler, ist für eine eventuelle spätere Installation von Photovoltaikelementen geeignet.
Die Jury für den Preis für Qualität im Wohnungsbau begründete ihre einstimmige Entscheidung damit, dass mit den Wohnhäusern am Piusplatz „in beispielhafter Weise ein bestehendes Wohnquartier bautechnisch, energetisch, demografisch und sozial zukunftsfähig“ gemacht worden sei.
Bildnachweis: Fabian Getto, GETTOGRAPHICS, Nürnberg / Allmann Sattler Wappner, München
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