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Wohnriegel in Wien Floridsdorf

StudioVlayStreeruwitz, Wien

Architektur

StudioVlayStreeruwitz, Wien

Bauherr

Siedlungsunion Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft; Neues Leben Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft

Projektbeteiligte

Architektur Kollektiv Favorit, Wien (Partnerbüro Ausführungsplanung); Ronald Mischek, Wien (Tragwerksplanung); Carla LO Landschaftsarchitektur, Wien (Landschaftsplanung); Reality Lab, Wien (Planung soziale Nachhaltigkeit); Bauunternehmung Rudolf Gerstl, Wels (Generalunternehmen; Beton- und Fertigteilbau)

Jahr

2018

Ort

Wien, Pragerstraße 38 / O’Brien-Gasse 58-60 / Am Nordwestbahnhof 3

Beschreibung

Nachverdichtung an einem unwirtlichen Ort: Das Wiener Quartier Florasdorf am Anger sitzt auf einem dreieckigen Grundstück zwischen der Stadtautobahn A22 und der vielbefahrenen Prager Straße. Den Wettbewerb zur Bebauung eines Teils dieser Restfläche konnten die Wiener Architekturbüros Studio Vlay Streeruwitz und Freimüller Söllinger Architektur für sich entscheiden.

Den Slogan „Stadt trifft Dorf“, der für die Bebauung dieser Brache ausgerufen worden war, setzten die Planungsteams im Wettbewerb durch die Kombination eines neungeschossigen Riegels mit fünf Punkthäusern um. Die niedrigeren Bauten ducken sich dabei hinter den langgezogenen Bau an der Autobahn. Auf der anderen Seite, die an die Prager Straße grenzt, schließt eine bepflanzte Lärmschutzwand das Quartier ab – in der Annahme, dass auch dort, wo heute noch eine Tankstelle zu finden ist, bald eine Wohnbebauung verwirklicht wird.

Würdiges Gegenüber
Zur Autobahn hin setzt der Riegel mit seiner konkav gebogenen Grundrissform und der rhythmisch gegliederten Fassade ein Ausrufezeichen. Der ausufernden Infrastruktur wird vom Architekturbüro Studio Vlay Streeruwitz ein wuchtiges Stück Architektur entgegengesetzt. Die Gestaltung ist jedoch weniger Symbol als Mittel zum Zweck: Hinter der schützenden – und doch stellenweise durchlässigen – Sichtbetonwand werden Wohn- und Freiräume geschaffen, die verschiedene Möglichkeiten der Aneignung und erstaunlich viel Flexibilität bieten. Zum Innenbereich hingegen zeigt sich eine konventionellere Fassadengliederung, die einen ruhigen Hintergrund für das durchgrünte Quartier bildet.  

Cluster heterogener Wohntypen
Masse herausnehmen, Freiräume schaffen und ein Gartenregal als Schutzelement installieren: So lässt sich das Entwurfskonzept für den Riegel kurz zusammenfassen. Die Vielfalt und Variabilität der Grundrisse im Inneren, die dem nachhaltigen Zusammenwohnen verschiedener Generationen gerecht werden sollen, ist dabei nicht überall sofort ablesbar. Einen deutlichen Einschnitt stellt allerdings das fünfte Obergeschoss dar: Der in den unteren Geschossen zweihüftige Bau wird ab hier einhüftig fortgeführt. Dadurch entsteht auf diesem Geschoss, das für betreute Wohnformen entwickelt wurde, eine Dachterrasse für alle Bewohner, die nach dem ursprünglichen Konzept der Architekten üppig bepflanzt werden sollte.

Zartes grünes Kleid
Zusammen mit den zur Autobahn ausgerichteten Loggien, Balkonen und Laubengängen ist dieser Anger Teil des Gartenregals, das den notwendigen Schall- und Sichtschutz leistet. Dieses Spiel mit verschiedenen Formen des begrünten Freiraums, der den Übergang zwischen der Autobahn und dem Wohnriegel schaffen soll, war ein wesentlicher Bestandteil des Entwurfs. Auch weil ein bestehender, dschungelartiger Grünstreifen, der zur Autobahn hin vorhanden war, beim Bau des Riegels beseitigt wurde, wirkt der Neubau noch etwas nackt. Die neuen Bäume, die nun gepflanzt wurden, werden noch ein paar Jahre brauchen, um diesen Raum zu füllen.

Beton

Verputzter Ortbeton und vorgefertigte Sichtbetonbauteile
Sowohl die Rohbauten als auch das regalartige Bauwerk sind in Beton ausgeführt. Während sich unter dem verputzten WDVS ein Ortbeton verbirgt, sind die einschaligen Sichtbetonbauteile des Regals vorwiegend im Fertigteilwerk entstanden. Dabei handelt es sich vor allem um die Brüstungen und Platten, die parallel zur Außenhaut angeordnet sind. Auch die Stützen wurden im Werk vorgefertigt.

Die Oberflächen der Sichtbetonbauteile sind unterschiedlich gestaltet: Bei den geschosshohen oder gar doppelgeschosshohen Fertigteilen findet sich eine geriffelte Struktur, für die in die Schalung eine entsprechende Matrize eingelegt wurde. Brüstungen und Trennwände zeigen wie die Stützelemente glatte Oberflächen. Verbindungs- und Zwischenstücke der ungedämmten Regalkonstruktion ließ das Planungsteam ebenso wie die Decken in Ortbeton erstellen.

Zum Quartierinneren zeigt sich der Bau vorwiegend mit glatten, weiß verputzten Oberflächen; eine ursprünglich geplante Holzbekleidung in den unteren beiden Etagen sowie dem fünften Obergeschoss wurde nicht umgesetzt. Die Balkonbrüstungen in den Geschossen zwei bis vier wurden ebenfalls im Werk vorgefertigt und mit geriffelten Oberflächen erstellt. -chi

Quelle

Baunetz Wissen Beton

Bildnachweis: Bruno Klomfar, Wien (Fotografien); StudioVlayStreeruwitz, Wien (Pläne)

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