SANAA, Tokio
Entwicklungsgesellschaft Zollverein mbH
Böll und Krabel, Essen (ausführende Architekten); Transsolar, Stuttgart (Klima- und Energiekonzept)
2006
45309 Essen, Gelsenkirchener Str. 209
Einschalige Sichtbetonfassade mit speziellem Dämmsystem
Architekturpreis Beton 2008 - Lobende Erwähnung
Nach knapp vierjähriger Planungs- und Bauzeit ist im Juli 2006 die neue Zollverein School of Management and Design in Essen übergeben worden. Es ist der erste Neubau seit 50 Jahren auf dem Gelände des UNESCO-Weltkulturerbes Zeche Zollverein.
Entworfen von Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa vom Büro SANAA aus Tokio, bietet der Würfel mit einer Kantenlänge von 35 Metern vier Geschosse mit unterschiedlichen Raumhöhen sowie einen Dachgarten. Einen Großteil der rund 5.000 Quadratmeter Nutzfläche bilden offene Räume. Die Fassade ist mit 134 Fenstern in vier unterschiedlichen Größen durchlöchert, die im Inneren verschiedene Lichtsituationen schaffen. Es ist der erste fertig gestellte Entwurf von SANAA in Europa.
Die Schule versteht sich als Weiterbildungsinstitution an der Schnittstelle zwischen Management und Design und wurde 2004 gegründet. Sie nahm im Februar 2005 mit dem ersten berufsbegleitenden MBA-Studiengang ihren Lehrbetrieb auf. Bezogen wird das Gebäude im Herbst 2006. Ab dann soll auch ein Vollzeit-MBA-Studium eingerichtet werden.
Das Gebäude verarbeitet die Essenz der japanischen Architektur zu einem feinen, sensiblen Neubau, dessen Räume durch ihre Offenheit überzeugen. Die Räume sind – wie in der traditionellen japanischen Baukunst – lediglich durch ihre Möblierung determiniert. Nur wo nötig, übernehmen leichte und schwere Vorhänge die Aufgaben des Sicht- oder Lichtschutzes – wie ehedem die japanischen Shojis. Dieser Universalraum kommt dem Nutzer, dessen genaues Curriculum sich erst finden muss, sehr entgegen.
Reduktion bestimmt die Raumatmosphäre im Neubau. Wenige tragende Elemente und die Verlegung sämtlicher Haustechnik in die Wände und Decken betonen die Konzentration auf das Wesentliche.
Der tragenden Betonfassade haben SANAA ein hohes Maß an Transparenz abgewonnen. Dass sie trotz strenger deutscher Energieeinsparverordnung so extrem dünn, einschalig und damit elegant ausgeführt werden konnte, verdanken sie der "aktiven Wärmedämmung": In Zusammenarbeit mit dem Generalplanerteam hat das Ingenieurbüro Transsolar ein Konzept für Energie, Klima und Lüftung entwickelt: In die einschaligen Sichtbetonfassade ist ein mäanderförmiges Rohrsystem eingelegt, das mit 28 Grad warmem Wasser, das aus Grubenwasser gewonnen wird, durchflossen wird. Dadurch konnte die Dicke der Außenwand um etwa 20 cm auf 30 cm reduziert werden.
Bildnachweis: André Hack, Bochum
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