Alfred Rauhut, Königsbrunn
Elke Klopsch-Rauhut & Alfred Rauhut
Ingenieurbüro Erwin Stein, Augsburg (Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro); Ingenieurbüro Alfred Rauhut, Königsbrunn (Statik, Energienachweis, Baustellenkoordinator); Stefan Reim, Diedorf-Anhausen (Baumeisterarbeiten); Alois Lauter oHG, Bobingen (Transportbeton und Filigrandecken)
2008
Königsbrunn
unbewehrte Betonwände vom Keller bis zum Obergeschoss und massives Satteldach
Dass es ein Passivhaus werden sollte, war, unabhängig ob in Mauer- oder Betonbauweise, von vorne herein klar: Neben dem guten Dämmwert sowie einer möglichst winddichten Ausführung der umfassenden Flächen sowie der einzubindenden Bauteile wie Fenster und Türen sah der Bebauungsplan aufgrund einer An- und Abflugsroute sowie einer viel befahrenen Bundesstraße ein Schalldämmmaß für Wände und Decken von 45 dB vor. Ein Vergleich zwischen den in Frage kommenden Materialien - unbewehrter Transportbeton oder Kalksandstein - brachte das Ergebnis, dass der Beton nicht nur günstiger ist, sondern auch bei der Schalldämmung sowie der Dichte des Baustoffes bessere Werte liefert. Möglich machte dies eine vom Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie e.V.: (BTB) und der RWTH Aachen entwickelte Typenstatik, mit welcher unbewehrte Betonwände schneller, unkomplizierter und schlanker konzipiert werden können. So entstand im Neubaugebiet 110 der Stadt Königsbrunn ein freistehendes, vom Keller bis zum Dach in Transportbeton realisiertes Passivhaus mit zwei Wohneinheiten. Das zweigeschossige, nach Süden orientierte Volumen mit Spitzdach erscheint unauffällig. Der orange Farbton der Fassade kommt unaufdringlich daher. Raumhohe Fenster, teilweise als französische Balkone ausgeführt, lassen viel Licht in die Räume. Das Erdgeschoss nimmt Funktionen wie Wohnen und Kochen auf, während im oberen Geschoss die privaten Räume organisiert sind. Ein Teil des Untergeschosses ist als Büroraum konzipiert.
Das Wohnhaus wurde auf tragfähigem Kies gebaut. Die Gründung erfolgte über dem Grundwasserhöchststand. Somit konnte auf eine Weiße Wanne verzichtet werden und es kam der nach der neuen Typenstatik bemessene wasserundurchlässige Ortbeton zum Einsatz. In zwei Betonierabschnitten entstanden anschließend die 25cm starken Außenwände, ebenfalls ohne Bewehrungsstahl ausgeführt. Die Geschossdecken wurden als Betondecken erstellt. Die für das Passivhaus notwendigen Lüftungsrohre wurden in Form eingelegter Plastikschläuche in die 20cm starke Filigrandecke einbetoniert. Konsequent entschieden sich Bauherr und Architekt auch bei der tragenden Dachkonstruktion für den Werkstoff Beton. Sowohl das Sattel- als auch das Pultdach über dem Treppenhaus - ein Flachdach ließ der Bebauungsplan nicht zu - wurden in Beton realisiert – eine Konstruktion, die die Vorteile thermischer Trägheit und hoher Schalldichtigkeit vereint. Neben den Vorteilen der Betonkonstruktion wie der hohen Rohdichte des Werkstoffes als träges Speichermedium sowie der Luftdichtigkeit kam für die Realisierung – angestrebt wurde ein maximaler Heizenergiebedarf von 15 kWh/m²a und ein maximaler Primärenergiebedarf von 40 kWh/m²a - eine Lüftungsanlage mit Kreuzgegenstromwärmetauscher zum Einsatz, der den hygienisch notwendigen Luftwechsel bei möglichst geringen Lüftungswärmeverlusten übernimmt. Die Dämmung der Gebäudehülle erfolgte mit einem maximalen Wärmedurchgang von u = 0,15 W/m²K, wobei die Fenster einen U-Wert von < 0,8 W/m²K erreichen.
BTB-Typenstatik und Statikrechner
Bildnachweis: Alfred Rauhut, Königsbrunn
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