Hochwasserschutzwand in Miltenberg am Main
Die Kreisstadt Miltenberg (Bayern) ist ein alter Ort mit viel historischer Bausubstanz auf der linken Seite des Mains. Die Lage zwischen dem Fuß des Odenwaldes und einer Außenkurve des Mains führt dazu, dass der Ort auf einem länglichen aber schmalen Streifen liegt und in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder durch Hochwässer überschwemmt wurde.
Um den Ort einerseits besser zu schützen, andererseits aber die Beziehung der Stadt zu ihrem Fluss nicht zu verbauen wurde eine kombinierte Schutzmaßnahme umgesetzt. Dazu wurde eine etwa hüfthohe massive Wand errichtet, die an mehreren Stellen durch unterschiedlich große Öffnungen unterbrochen wurde. Die massive Wand sichert gleichzeitig einen Höhenversprung von der oberen Promenade zum tiefer liegenden Aufenthaltsbereich am Main. Die Öffnungen ermöglichen großflächige Sichtfelder zum Fluss und zum gegenüber liegenden Ufer. Ebenso dienen die Öffnungen teilweise als Zufahrten.
Die massive Wand wurde aus Stahlbeton mit ortstypischer roter Buntsandsteinverblendung ausgeführt. In diese Wand wurden Ankerplatten zur Aufnahme eines mobilen Hochwasserschutzsystems integriert. Unter den Öffnungen verlaufen Betonbalken, in denen ebenfalls die Ankerplatten integriert wurden. Durch den konstruktiv gewählten Wechsel zwischen Wand und Öffnungen wird der Wasserdruck im Bereich der Wand besser abgetragen. Dadurch kann bei der massiven Schutzwand überwiegend auf eine Rückabstützung des mobilen Schutzsystems verzichtet werden. In den Öffnungen ist eine Rückabstützung wegen des dort höheren Wasserdrucks notwendig.
Da der direkt anstehende Baugrund am Mainufer nicht ausreichend tragfähig ist, wurde die Wand auf Bohrpfählen gegründet. Diese sind mit Abstand eingebaut, so dass die natürlichen Grundwasserströmungen nicht unterbunden wurden.
Auf den Bohrpfählen wurde ein Kopfbalken als Streifenfundament für die Hochwasserschutzwand betoniert. Diese Wand wurde massiv aus Stahlbeton gebaut, um die Kräfte des Wasserdrucks sicher in den Untergrund ableiten zu können.
Bei dem mobilen Schutzsystem handelt es sich um ein System aus Stützen mit Doppel-T Profil und Dammbalken. In die Stützen werden die Dammbalken eingeschoben. In den Stützen und Dammbalken sind Kunststoffdichtungen integriert. Die Stützen werden auf die in der Wand bzw. auf dem Boden einbetonierten Ankerplatten geschraubt. Teilweise befindet sich zwischen den Ankerplatten eine Fußschiene, die eine gute Abdichtung zum aufgehenden mobilen Schutzsystem bietet.
Die massive Wand bietet künftig Schutz vor einem statistisch 25-jährigen Hochwasserereignis. Das mobile Schutzsystem ist auf ein 100-jähriges Hochwasser ausgelegt. So schützt die massive Wand die Stadt vor einfachen Hochwässern und es müssen bei höheren Hochwässern nur die Öffnungen geschlossen werden. Die gewählte Bauart vereinfacht das Vorgehen bei kleineren Hochwässern.
Mit der Baumaßnahme musste auch die Abführung von anfallendem Wasser im Binnenbereich im Hochwasserfall umgesetzt werden. Dazu wird dieses Wasser gesammelt und über Pumpen abgeleitet.
Diese Hochwasserschutzmaßnahme schützt Miltenberg nun vor 100-jährigen Hochwässern, hat aber gleichzeitig auch zu einer Umgestaltung des Uferbereichs geführt. Auf der oberen Promenade kann man nun am Fluss entlang schlendern und sich auf die massive Wand lehnen und den Blick auf den Main genießen. Der untere Bereich hinter der massiven Wand bietet nun auch einen Geräuschschutz zur Straße und lädt zum Verweilen ein.
Weitere Hochwasserschutz-Objekte
Kloster Weltenburg an der Donau
Um dieses historische Kloster besser vor Hochwasser zu schützen wurden im Jahr 2006 verschiedene Schutzmaßnahmen realisiert
Hochwasserschutz Gemeinde Weltenburg
Die besonders gefährdete Ortschaft Weltenburg wurde aufwändig in drei Bauabschnitten, hin zu einem hundertjährigen Hochwasserschutz, ertüchtigt.