Leitungsbau und Leitungserneuerung unter Straßendecken aus Beton
Ein Großteil der städtischen Infrastruktur entzieht sich dem Blick der Bürger. Unter der Straßendecke laufen Ver- und Entsorgungsleitungen für Gas, Wasser, Telekommunikation und Strom, ohne die modernes Leben nicht mehr möglich ist. Diese Leitungen müssen ggf. auch erneuert oder neu gebaut werden. Die mit herkömmlicher Technik dafür erforderlichen Aufgrabungen - allein zwischen Rhein und Ruhr rechnet man mit ca. 100.000 Aufgrabungen pro Jahr – sorgen für erhebliche Verkehrsstörungen und Lärmbelästigungen. Es ist daher anzustreben, die Zahl der Aufgrabungen deutlich zu reduzieren.
Grabenloser Kanalbau
Sowohl beim Neubau als auch bei der Erneuerung anwendbar ist der grabenlose Kanalbau, auch Microtunneling genannt. Beim Neubau werden Versorgungsleitungen (Gas, Wasser, Strom, Telekommunikation) und Abwasserleitungen von einem Startschacht aus unterirdisch bis zu einem Zielschacht vorgetrieben. Straßen, Bahnlinien, Wasserstraßen oder Gebäude werden unterfahren. Straßen, Bebauung und Bäume werden geschont, Beeinträchtigungen durch Lärm minimiert. Folgende Verfahren werden eingesetzt:
Steuerbare Verfahren
- Richt-Pressverfahren (Pilotrohr-Bohrverfahren)
- Rohrvortriebsverfahren (Schildvortrieb)
- Horizontale Spülbohrtechnik
Nicht steuerbare Verfahren
- Erdverdrängungshammer (Bodendurchschlagsrakete)
- Rammverfahren
- Schneckenpressbohrung (Pressbohrverfahren)
Bei der Leitungsinstandsetzung und -erneuerung wird zwischen Reliningverfahren und Rohrauswechslungsverfahren unterschieden. Bei den Reliningverfahren werden verformbare Rohre oder Schläuche in die bestehende Leitung getrieben, die so von innen neu ausgekleidet wird. Bei den Rohrauswechslungsverfahren:
- Pipe Eating,
- Berstverfahren,
- Press-Ziehverfahren,
- Aufweit-Ziehverfahren
werden die bestehenden Leitungen komplett ersetzt.
Beim Berstverfahren wird von einem Startschacht aus ein Gestänge durch die zu ersetzende Leitung bis in einen Zielschacht geschoben. Am Ziel erfolgt der Anbau der Bersttechnik und des neuen Rohrs. Beim Zurückziehen wird die zu ersetzende Leitung zertrümmert, wobei die Bruchstücke in das umgebende Erdreich verdrängt werden. Gleichzeitig wird das neue Rohr eingezogen.
Aufgrabungen, wenn es denn sein muss
Notwendige Aufgrabungen von Befestigungen von Verkehrsflächen in Betonbauweise lassen sich unter Beachtung von technischen Grundsätzen und mit Nutzung der richtigen Technik einfach herstellen sowie fachgerecht und zeitnah wieder schließen. Bei Befestigungen von Verkehrsflächen in Pflasterbauweise werden die Betonpflastersteine einfach aufgenommen, zwischengelagert und anschließend wieder verlegt.
Beim Neubau von Verkehrsflächen in Ortbetonbauweise ist eine Verlegung der Leitungen z.B. in die in Pflasterbauweise befestigten Fußwegbereiche zu überlegen, da hier die Aufgrabung ohne Eingriff in die Betondecke erfolgen kann. Ist das nicht möglich oder sinnvoll, kann eine Bündelung aller Leitungen die zu öffnende Fläche reduzieren. Unter Einsatz von frühhochfestem Straßenbeton (Schnellbeton) lässt sich die Straßendecke nach Abschluss der Arbeiten wieder schnell und dauerhaft schließen [1].
Weiterführende Links
[2] Oesterheld, Peck, Villaret: Straßenbau heute – Betondecken.
[3] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.V.: M VaB Planung, Konstruktion und Bau von Verkehrsflächen aus Beton, Teil 2: Stadt- und Landstraßen sowie plangleiche Knotenpunkte mit Hinweisen zu baulichen Erhaltung, Ausgabe 2015