Stalleinrichtungen
In Deutschland fallen jährlich über 230 Millionen Tonnen Fest- und Flüssigmist an, die aus den Ställen transportiert, zwischengelagert und schließlich den Feldern als Dünger zugeführt werden müssen. Die Bestimmungen zum Schutz von Luft, Boden und Wasser sowie neue Erkenntnisse in der Tierhaltung und -hygiene wirken sich auf die Arten der Ställe, Entmistungsverfahren und auf die Technik der Düngung aus.
Über 50 % der landwirtschaftlichen Einnahmen stammt aus der Milchwirtschaft. Beim Bau von Ställen für Rinder und Schweine kommt es deshalb sowohl auf ökonomisch orientierte als auch auf tiergerechte Bauformen an. Aufgrund seiner Flexibilität und Formbarkeit bietet der Baustoff Beton dem landwirtschaftlichen Bauherrn hier eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten.
1. Stallformen
Das Stallmistverfahren, das die Produktion von Kot und Harn und den Abtransport des Mistes aus dem Stall umfasst, beeinflusst die Konstruktion der Einzelstände, Boxen und Buchten für Rinder und Schweine. Die Rücksicht auf die Ansprüche der Tiere hinsichtlich Versorgung, Bewegung und Hygiene machen geeignete, verbesserte Stand- und Buchtenformen notwendig.
Bei Rinderställen wird zwischen Anbinde- und Laufställen unterschieden. Aus Gründen der artgerechten Tierhaltung werden Anbindeställe heute nicht mehr gebaut. Beim Bau der betreffenden Stall-Varianten – Tretmistställe, Liegeboxenlaufställe oder Zweiraumlaufställe mit Tiefstreu für Aufzucht und Mast – kommt es in erster Linie auf trittsichere Entmistungsbahnen und funktionssichere Liegeflächen an.
Im Bereich der Schweinehaltung und Ferkelerzeugung unterscheidet man zwischen Abferkel-, Aufzucht-, Deck- und Warteställen. Futterzentralen mit Hygieneschleusen, automatische Fütterungsanlagen, wärmegedämmte Stallwände, Be- und Entlüftungsanlagen sowie Heizungseinrichtungen sind dabei zusätzlich bei Planung und Bau zu berücksichtigen. Für Warmställe eignen sich vor allem ein- und mehrschalige Wandkonstruktionen aus Leichtbeton-Mauersteinen oder großformatigen Leichtbeton-Wandelementen. Damit kann das Stallklima in Optimalbereiche gesteuert werden. Die Leichtbetonwände sichern einen ausreichenden Wärme- und Feuchteschutz sowie einen optimalen Schall- und Brandschutz. Die Wärmespeicherfähigkeit der raumumschließenden Bauteile gleicht dabei die Temperaturschwankungen der Außenluft im Stall wirkungsvoll aus.
Hinweise zur Konstruktion und zur bauphysikalischen Bewertung der Wände gibt das Zement-Merkblatt LB 4.
2. Planbefestigte Stallböden
Stallfußböden haben einen wesentlichen Einfluss auf die artgerechte Tierhaltung und deren Wirtschaftlichkeit. Sie dienen als Liege-, Steh- und Bewegungsflächen für die Tiere, als Verkehrsflächen für Landwirte und Fahrzeuge sowie zur Ableitung von Harn, Gülle und Kot. Vergleichen kann man Stallfußböden mit Zehnkämpfern - sie müssen verschiedenartige Anforderungen in hoher Qualität erfüllen:
- artgerecht (griffig, trittsicher, Vermeidung von zu großer Wärmeableitung, Verhinderung von Sozialstress, Sicherstellung des Klauenabriebs)
- arbeitswirtschaftlich günstig
- belastbar (durch Tiere und Arbeitsgeräte)
- flüssigkeitsundurchlässig
- beständig gegen mechanische Beschädigungen und chemische Angriffe
- einfache Reinigung und Desinfektion
Je nach Tierart und Verfahrenstechnik können unterschiedliche Bodenaufbauten mit Betondecken zur Anwendung kommen.
3. Betonspaltenböden
Kein Bauteil hat die Tierhaltung so revolutioniert wie Spaltenböden. Betonspaltenböden nach DIN EN 12737 stellen sowohl das Ableiten des anfallenden Kot und Harn rasch in Kanäle als auch den Tierschutz sicher. Hergestellt werden Spaltenböden aus Beton vor allem als Rostelemente mit Längs- oder Querspalten. Von den Tieren werden sie als Liege-, Lauf- oder Standfläche genutzt. Die Schlitzbreite der Spalten muss kleiner sein als die Klauenbreite des kleinsten in Frage kommenden Tiers. In teils sehr unterschiedlichen- Länderverordnungen werden differenzierte Anforderungen an Schlitzanteile und Schlitzbreiten gestellt. Weitgehend durchgesetzt haben sich heute Flächenspaltenböden auf Grund der einfacheren Verlegbarkeit, der besseren Ebenheit und dem Vermeiden des „Kippelns“. Einzelspalten haben ihre Berechtigung bei besonderen geometrischen und Lastsituationen, z. B. bei Melkautomaten oder als Passelemente. Flächenspalten werden heute in Längen zwischen 0,6 m und 4 m angeboten. Je nach Beanspruchung ergeben sich Höhen des Spaltenbodens zwischen 7 und 13 cm (Schweine) bzw. 22 cm (Rinder). Zu beachten ist, ob die Spaltenböden mit Traktoren oder Ladern befahren werden dürfen oder nicht.
4. Kanäle und Trennwände
Im Flüssigmistverfahren werden die notwendigen Kanäle am besten aus Beton errichtet. Auf einer bewehrten, flüssigkeitsundurchlässigen Betonbodenplatte mit einer Dicke von 15 bis 20 cm werden die Kanalwände aus Schwerbetonsteinen oder aus Ortbeton gebaut.
Es gibt aber auch vorgefertigte Betonbauteile für langformatige Streifenfundamente sowie L- und U-formatige Betonelemente für Kanäle. Darüber hinaus eignen sich Fertigteile aus Beton auch sehr gut für Seitenwände und Pfosten.