GEORG • SCHEEL • WETZEL ARCHITEKTEN
Team: Bettina Georg, Tobias Scheel, Simon Wetzel, Inge Günther
Landeshauptstadt München, Baureferat Hochbau 1
Tragwerksplanung: Lammel, Lerch & Partner, Beratende Ingenieure GbR, Regensburg
Haustechnik: ZWP Ingenieure-AG, München
Bauphysik/Akustik: Müller-BBM GmbH, Berlin
Fassadenplanung: R+R Fuchs Ingenieurbüro für Fassadentechnik GmbH, München
Lichtplanung: Conceptlicht GmbH, Traunreut
Brandschutz: hhp berlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin
Landschaftsarchitektur: Weidinger Landschaftsarchitekten, Berlin
Kunst am Bau: Benjamin und Emanuel Heisenberg, Luzern/Berlin
2015
Brienner Straße 34, 80333 München
Außen wie innen konsequenter Einsatz von Weißbeton
Die Balance zwischen Eigenständigkeit und Zurückhaltung
Heinze Architekten Award 2015
Bayerischer Architekturpreis 2015
Bayerischer Staatspreis für Architektur 2015
Preis für Stadtbildpflege 2016, Lobende Erwähnung
Shortlist EU Mies van der Rohe Award 2017
Shortlist DAM Preis 2017
Es ist sicher keine leichte Aufgabe, an einem historisch aufgeladenen Ort zu bauen, zumal, wenn er an ein dunkles Kapitel erinnert: Auf dem Grundstück des kriegszerstörten „Braunen Hauses“, der Parteizentrale der NSDAP, sollte ein „moderner und zukunftsfähiger Lernort von überregionaler und internationaler Bedeutung“ entstehen, ein Haus der Erinnerungs(arbeit) an die Vorreiterrolle, die die Stadt München für den Nationalsozialismus gespielt hat. Erst über 40 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten engagierte Bürger ihre Stimmen erhoben und einen solchen Ort gefordert; es dauerte weitere 20 Jahre, bis die Stadt einen Wettbewerb auslobte Am 30. April 2015, dem 70. Jahrestag der Besetzung Münchens durch die US-Armee, wurde das Haus eingeweiht.
Den Wettbewerb gewannen 2009 Georg Scheel Wetzel Architekten mit einem Bau, der sich zugleich einfügt und „stört“. Er ergänzt das Ensemble selbstbewusster Solitäre rund um den Königsplatz im Zentrum Münchens als ebenfalls weithin sichtbarer Bau. Zudem schafft er ein irritierendes Moment, denn die Architekten haben das Gebäude aus der Achse der bestehenden Platzabfolge gerückt und lenken mit diesem städtebaulichen Mittel einen anderen Blick auf die Vorgeschichte des Areals. Der weiße Würfel mit den Kantenlängen von exakt 22,5 Metern nimmt einerseits räumlichen Bezug auf die städtebauliche Körnung des Umfelds, überschreitet dabei aber die Höhe der benachbarten, dominanten ehemaligen Parteibauten der NSDAP. Der große Vorplatz, zwischen ehemaligem Ehrentempel und dem Neubau gelegen, stellt als neu geschaffener öffentlicher Ort ein weiteres Verbindungselement mit der Umgebung her.
Die Klarheit, die das Gebäude nach außen ausstrahlt, setzt sich im Inneren fort. Von der Eingangshalle gelangt man einerseits in die beiden Untergeschosse, wo Arbeitsplätze, ein Auditorium und ein Café untergebracht sind. Der Großteil der Besucher allerdings fährt in das vierte Obergeschoss, um dort mit dem Ausstellungsrundgang zu beginnen, der chronologisch und nach Themenfeldern aufgebaut über eine weite, offene Treppe Schritt für Schritt zurück ins Erdgeschoss führt. Dieses Erwandern ist ebenso Teil des Konzepts, wie auch die zweigeschossigen Lufträume, die nicht nur die Ebenen optisch miteinander verbinden, sondern durch ihre großen Übereck-Verglasungen die geschichtsträchtige Umgebung mit ihren Bauten quasi als 1:1 Exponate in die Ausstellung holt.
Seinen markanten Auftritt verdankt das Haus der Materialwahl: Auf dem Vorplatz, an der Gebäudehülle wie auch innen an Decken und Wänden dominiert fein verarbeiteter Sichtbeton, der durch den Zusatz von weißen Pigmenten und weißem Sand seine strahlend helle Farbe erhält. Vor die doppelgeschossigen Fenster haben die Architekten eine Ebene aus Betonlamellen gesetzt. Mit dem Beton als plastischem Baustoff wollten sie eine „monolithische, ganzheitliche Bauweise ermöglichen“ und „ein zeitgenössisches Pendent zu den hellen Klenze-Bauten am Königsplatz herstellen“. Im Inneren sorgt der Abstraktionsgrad des Weißbetons für einen ebenso klaren wie unaufdringlichen Hintergrund für die Ausstellungsarchitektur und die Exponate. Darüber hinaus spielte durch seine gute Dämmfähigkeit und Robustheit die Nachhaltigkeit des Baustoffs eine wichtige Rolle. Die Jury nannte den Entwurf einen „hervorragenden Beitrag zur gestellten Aufgabe mit einer eigenen unverwechselbaren Identität“ – woran der helle Beton entscheidend mitgewirkt hat.
Bildnachweis: Stefan Müller, Berlin
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