Penzel Architekten, Zürich
SpoHaWe, Bern
Penzel Valier, Chur (Tragwerksplanung); Marti, Bern (Bauunternehmung); BAKUS Bauphysik & Akustik, Zürich (Bauphysik); Grünig + Partner, Liebefeld (HLK); Herzog Kull Group, Schlieren (Elektroplanung); Energieatelier, Thun (Sanitärplanung), Raymond Vogel Landschaften, Zürich (Außenanlagen)
2014
Bern, Könizstrasse
Statistiken belegen, dass die Anzahl der Schweizer, die mehrmals pro Woche Sport treiben, seit Jahren ansteigt. In der Gemeinde Köniz führte die große Nachfrage von Schulen und Sportvereinen schließlich zu Kapazitätsengpässen. Da auch im benachbarten Bern Turnhallen fehlten, schlossen sich die beiden Gemeinden zu einer Aktiengesellschaft zusammen und konzipierten den Bau einer gemeinsamen Mehrfachsporthalle als Public Public Partnership. Nachdem ein Baugrundstück im Berner Stadtquartier Weissenstein an der Grenze zu Köniz gefunden war, wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den der Zürcher Architekt Christain Penzel gewann und in enger Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Martin Valier aus Chur kongenial umsetzte.
Statt die beiden geforderten Dreifeldhallen in einem einzelnen, großen Baukörper unterzubringen, entschied sich Penzel, sie kreuzweise übereinanderzustapeln und teilweise ins Erdreich abzusenken. Auf einen Terrainversatz reagierend, ordnete er die Trainingshalle für Vereins- und Schulsport oben an, darunter die größere Wettkampfhalle. Der Zugang für die Besucher der Wettkämpfe erfolgt ebenerdig über einen leicht ansteigenden Vorplatz von der Könizstraße im Nordwesten aus. Von hier gelangen die Zuschauer über das Foyer zu den insgesamt 2.000 Tribünenplätzen, von denen die meisten an der gegenüberliegenden Längsseite angeordnet sind. Aufgrund des Höhenversprungs verschwindet dieser Teil der Halle vollständig im Boden, sodass ihr Dach auf gleichem Niveau liegt wie die angrenzenden Außensportplätze. Über vier Lichtschächte erhalten die Besucherränge natürliches Licht von oben. Die Umkleiden und Sanitärräume für die Sportler befinden sich unterhalb des Foyers, die Geräte- und Haustechnikräume im zweiten Untergeschoss.
Die Trainingshalle sitzt als eigenständiger Baukörper quer über dem gläsernen Sockel der Wettkampfhalle. Durch ihre um 90 Grad gedrehte und zum Vorplatz auskragende Konstruktion dient sie den Zuschauern als schützendes Vordach. Im unteren Bereich ist sie rundum verglast, darüber komplett von Beton umhüllt. Der Eingang (für alle Sportler) liegt an der Südwestseite, darüber sind im ersten Obergeschoss die Geräteräume, im zweiten Obergeschoss die Umkleiden und Sanitärräume angeordnet. Auf dem Dach ist eine Sonnenkollektoranlage für die Warmwasserbereitung installiert. Sie ist unter anderem dafür verantwortlich, dass der Sporthallenbau dem Minergiestandard entspricht, einem am niedrigen Energieverbrauch orientierten Gebäudekonzept der Schweiz.
Das gewaltige Betontragwerk des Berner Sporthallenbaus ist nicht notwendiges Übel, sondern integraler Bestandteil der Architektur. Es prägt das Erscheinungsbild des Bauwerks, drängt sich aber nicht in den Vordergrund. Das statische Konzept basiert in erster Linie auf den beiden vorgespannten Längswänden der oberen Trainingshalle. Sie dienen als Überzüge für die Hauptträger der unteren Wettkampfhalle, die daran an jeweils drei Punkten angehängt sind. Die Hauptträger wirken damit als Durchlaufträger mit vier Auflagerpunkten. Sie besitzen eine statische Höhe von 2,10 Meter und überspannen die untere Halle stützenfrei auf einer Länge von 67 Metern.
Die horizontale Aussteifung erfolgt über die Deckenplatte zwischen den beiden Hallen. Sie ist im rückwärtigen Terrain verankert und nimmt zusätzlich die Spannkabel auf, mit der die Kräfte aus den schrägen Hauptstützen abgeleitet werden. Um Schwingungsdifferenzen aufgrund unterschiedlicher Massenschwerpunkte im Erdbebenfall kompensieren zu können, sind die vorderen zwei Hauptstützen horizontal beweglich auf einer Lagerplatte auf dem Boden des Erdgeschosses aufgestellt; die Hauptlasten werden über Großbohrpfähle in den Untergrund abgeleitet.
Sowohl die Tragkonstruktion als auch die Gebäudehülle sind in Ortbeton hergestellt. Um die statisch wichtigen Elemente hervorzuheben, wurden Träger, Trägerköpfe und Stützen mit einer dunklen Lasur aus Grafit gestrichen, alle anderen Betonoberflächen erhielten abschließend eine farblose Lasur.
Bildnachweis: Dominique Uldry, Bern
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