04.02.2015
Am Anfang war das Reh … dann kam der Beton
Dirk Schuster über polygone Formensprache und Betonobjekte
In einem Hinterhof in Halle entsteht zurzeit ein Zoo. Gefährliche, böse und männliche Tiere ziehen bei Dirk Schuster nach und nach ein – und wieder aus. Der Anführer der schweren, rauhen Tiere ist ein Gorilla. Er ist der Erste seiner Art.
Vor etwa fünf Jahren formte der Produktdesigner Dirk Schuster ein Reh aus polygonen Formen. Aus Papierfolie gefaltet diente es als Stehleuchte. Dann formte er den Rehbock auch aus dünnem PVC und verkaufte ihn in seinem Onlineshop als Jagdtrophäe. Der Shop brauchte nur noch einen Namen. Nahe liegend war die Bezeichnung seines Produktes: Reh + Form = Rehform. Heute kann man hier keine Rehe und auch keine Plastikobjekte mehr erwerben. Der Designer aus Halle hat sich weiter entwickelt und seine Leidenschaft zum Beton erkannt. Was geblieben ist, ist seine Vorliebe zu klaren Formen, schroffen Strukturen und rauhen Kanten.
Umso freudiger betrachtet er den Trend in Architektur und Design zu polygonen Formen und erinnert sich zurück an seine Wurzeln. „Mir persönlich gefallen diese Polygonfiguren besonders gut. Umso schöner, dass es in der Architektur oder dem Design und der Kunst gerade sehr angesagt ist, Formen auf diese Reduziertheit herunter zu brechen.“
Auf der Designers Open 2014 stellte er neben Möbelstücken, Uhren und Leuchten für den Innenbereich zum ersten Mal sein tierisches Projekt vor: Ein Gorilla, gegossen aus massivem Beton, geformt aus wenigen Polygonen. Der ca. 30 cm hohe Urwaldbewohner bringt stolze sieben Kilogramm auf die Waage. “Das ist eben kein lieblicher und zarter Kitsch, sondern was für echte Männer.“
Bereits wenige Tage nach der Messe war der Betongorilla ausverkauft. Gemeinsam mit seinem Praktikanten, der seit einem halben Jahr tatkräftige Unterstützung leistet, konnte er der Anfrage so schnell gar nicht nachkommen: „Da jedes Objekt individuell in einem zweitägigen Prozess angefertigt wird, kann es schon mal zu Wartezeiten kommen.“ Dirk Schuster wählt einen Tag zum Betonmischen aus. An diesem Tag wird der Beton angesetzt und alle wiederverwendbaren Silikonformen werden gefüllt. Jedes Stück wird zwei Tage ruhen gelassen, bevor es aus der Schalung genommen wird. In der Regel werden die Oberflächen roh und unbehandelt gelassen. „Nur Teile wie z.B. der Couchtisch wird entweder mit Öl oder Kaliwasserglas oberflächenbehandelt, damit es dann wasserabweisend ist.“
Nach dem großen Erfolg mit dem Polygon-Betongorilla sollen jetzt noch viele Artgenossen folgen. Große, böse, männliche Tiere aus klaren Formen, gegossen in rohem Beton. „Die Tiere sind männlicher Kitsch, da brauche ich schon das richtige Material dafür. Beton eignet sich dafür nicht nur wegen seiner Eigenschaften und seinem Erscheinungsbild, sondern auch, aufgrund des Gewichtes sehr gut. Mein Männerspielzeug ist eben nichts für kleine Mädchen.“
Es gibt bei rehform aber für (fast) für jeden Geschmack ein Beton-Objekt zu erwerben. So sorgte das Iphone Horn aus Beton bereits im Sommer 2013 für Schlagzeilen. Das hornförmige Betonobjekt erinnert an ein Grammophon – und funktioniert auch so. Das passive Lautsprechersystem verstärkt den Sound des Smartphones ohne Strom und Technikzubehör.
Im selben Jahr versorgte der Beton-Designer Innenräume mit warmem Licht. Seine Pendelleuchten werden natürlich aus Beton gegossen und mit einer Abdeckung aus geöltem und massivem Eichenholz veredelt. Für den besonders warmen Schein gibt es die kühle, rohe Betonleuchte auch in einer vergoldeten Variante.
Wer es lieber praktisch mag und mit seinem Betonobjekt nicht nur einen Hingucker sondern auch eine Funktion in sein Wohnzimmer holen möchte, ist bei dem Schubladenmöbel von rehform gut beraten. Seit Juni 2014 wird der schlichte und elegante Betonkorpus, der auf leicht nach außen gestellten Eichenfüßen ruht und eine einzelne aus Eichenholz gefertigte Schublade aufnimmt, in der kleinen Werkstatt produziert.
Wanduhren gibt es in zwei verschiedenen Ausführungen – beide schlicht und einfach in Beton gegossen: Die runde Bahnhofsuhr mit Ziffernblatt und Gehäuse aus einem Guss und die Kuckucksuhr. Beide Uhren erhalten die edlen Eichenholz-Zeiger.
Zu erwerben sind die Beton-Einrichtungsgegenstände ausschließlich im Internet. Am besten direkt über den Onlineshop Rehform.
Fotos: Rehform
Text: Miriam Junkin