06.06.2023

Betonwerkstein-Tagung 2023

Neue Bindemittelkonzepte im Fokus

Moderner Betonwerkstein auf der Mannheimer BUGA als Highlight: Mit der Mannheimer Bundesgartenschau als attraktiver Kulisse und aktuellen Fragen zur Nachhaltigkeit und Dekarbonatisierung von Zement und Betonwerkstein bewegten sich die Referenten auf der diesjährigen Dyckerhoff Weiss Betonwerkstein-Tagung ganz am Puls der Zeit.

Ob auf den Bundesgartenschauen in Koblenz und Heilbronn oder der IGS in Hamburg: Die Dyckerhoff Weiss Betonwerksteintagung im Rahmen von nationalen bzw. internationalen Gartenschauen direkt vor Ort abzuhalten, ist bereits gute Tradition. Gleichfalls ist es Tradition, dabei aktuelle und zukunftsweisende Themen aufzugreifen. Ein zentraler Aspekt bei der Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist derzeit das Thema der „Nachhaltigkeit“ in all seinen Facetten – so Martin Möllmann, Direktor der Dyckerhoff GmbH und Leiter für Produktmarketing und Weisszementvertrieb, bei seiner Begrüßung der rund 80 Gäste im Mannheimer Tagungshotel. Mit den Worten „Unser Geschäft hat sich unter dem großen Ziel der Klimaneutralität und der dazu notwendigen Dekarbonatisierung in vieler Hinsicht verändert“, stimmte er die Zuhörer daher auf ein Vortragprogramm ein, welches in weiten Teilen ganz im Fokus unterschiedlichster Nachhaltigkeitsaspekte bzw. neuer Bindemittelkonzepte stand.

Beton und Zement: Materialien mit hohem Nachhaltigkeits-Potential  

Eröffnet wurde der spannende Vortragsreigen von Stefan Heeß von der Dyckerhoff GmbH. Seine Ausführungen zu „Nachhaltiger und CO2-reduzierter Betonwerkstein“ orientierten sich nicht zuletzt an der aktuellen und erfolgreichen Info-b-Broschüre zum Thema Nachhaltigkeit; denn es geht bei dem Thema vor allem um die richtige Kommunikation, damit die damit verbundenen Chancen für die Branche auch von allen Beteiligten erkannt werden. So geht es in der Broschüre „Betonwerkstein: Dekarbonisierung. Ressourcenschonung. Langlebigkeit“ primär darum, Potentiale zur Schonung der Umwelt und des Klimas bei Konstruktion, Herstellung und Verarbeitung des Werkstoffs Betonwerkstein aufzuzeigen. Und dies nicht nur theoretisch, sondern auch anhand von besonders nachhaltigen Bauwerken mit Betonwerkstein. Nachhaltiger Betonwerkstein zeichnet sich – so Stefan Heeß – vor allem durch Eigenschaften wie beispielsweise natürliche und wiederverwertbare Ausgangsstoffe, regionale und ressourcenschonende Produktion, Wärmespeicherfähigkeit, Aufnahme von CO2 sowie einem geringen Unterhaltungs- und Wartungsaufwand aus. Der intensiven Kommunikation zu diesen Themen verpflichtet sieht sich auch der Verband der deutschen Zementindustrie (VDZ) und hat daher mit seiner „CO2-Roadmap“ bereits vor geraumer Zeit „Minderungspfade und Handlungsstrategien“ festgelegt und kommuniziert. An dieser Roadmap orientierte sich auch Jochen Reiners, von der VDZ Technologie gGmbH in Düsseldorf. In seinem Vortrag „So gelingt die Dekarbonisierung von Zement und Beton“ machte er deutlich, dass insbesondere die Verwendung von klinkereffizienten Zementen für die ambitionierten Klimaziele einen ganz zentralen Baustein bildet – auch wenn dies zu einer differenzierten Verwendung der künftigen Zemente führt. Allerdings ist auch das zusätzliche Auffangen und Nutzen von CO2 verbunden mit dem Aufbau einer CO2-Infrastruktur ein weiterer, ganz wesentlicher Beitrag zur Emissionsreduktion. Wichtig ist dabei, dass alle Partner in der Wertschöpfungskette Beton die Konzepte zur weiteren Erhöhung der CO2-Effizienz von Zement und Beton gemeinsam entwickeln und voranbringen. Ein zentraler Player in dieser Kette ist die Zementindustrie. Wie intensiv man hier bereits heute an zukunftsfähigen Lösungen arbeitet, dies verdeutlichte Fulvio Canonico, der Leiter der Buzzi-Laboratorien sowie des Wilhelm-Dyckerhoff-Instituts in Wiesbaden, bei seinem Blick auf „Die Forschung und Entwicklung für nachhaltige Baustoffe“. Er zeigte auch, dass Dyckerhoff schon jetzt in alle innovativen Prozesse eingebunden ist, bei denen es um die Abscheidung und Speicherung bzw. Nutzung von bei des der Zementproduktion anfallenden CO2 geht. Darüber hinaus ist Dyckerhoff heute in nahezu allen Bereichen Teil des Entwicklungsprozesses hin zu dauerhaften und nachhaltigen Baustoffen. Stark engagiert ist die Gruppe auch bei puzzolanischen Baustoffen wie calcinierten Tonen, in denen nach Ansicht des Referenten ein großes Zukunftspotential steckt. Schon für dieses Jahr kündigte er einen CO2-reduzierten weißen Puzzolanzement an. Er soll bereits auf den Ulmer BetonTagen den Kunden unter dem Namen „Dyckerhoff Weiss BLUE STAR“ – ein CEM IV/A (P) 42,5 R Weiss-Zement – präsentiert werden und den CO2-Footprint im Vergleich zum CEM I Weisszement um 15% pro Tonne senken. Mit ihren neuen CO2-effizienten Zementen CEDUR und ECO COMFORT gewann die Dyckerhoff GmbH bereits im vergangen Jahr in Ulm den Innovationspreis der Zulieferindustrie Betonbauteile 2022 in der Kategorie Betontechnologie.

Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit: Die BUGA 2023 in Mannheim

Dass nicht nur das Thema „Nachhaltigkeit“, sondern auch der Werkstoff Beton bzw. Betonwerkstein auch fester Bestandteil der aktuellen Bundesgartenschau ist – dies konnte man dem Vortrag von Prof. Stephan Lenzen entnehmen. Unter dem Titel „BUGA Mannheim – Vom zeitgemäßen Umgang mit bewährten Materialien“ zeigte der für das Mannheimer Großevent verantwortliche Landschaftsarchitekt, dass auch Gartenschauen eine Stadt dauerhaft verändern können. In Mannheim sorgt insbesondere die Transformation einer bisher versiegelten Fläche auf einem ehemaligen Militärareal in einen riesigen unbebauten und auf über 300.000 Quadratmeter entsiegelten Freiraum für eine nachhaltige Verbesserung des Stadtklimas. Die Themenfelder Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherheit sind daher nicht von ungefähr die Leitmotive der BUGA 23. Welch große Rolle dabei das Material Betonwerkstein bei der Gestaltung des Geländes spielt, davon konnten sich die Tagungsteilnehmer am nächsten Tag beim Rundgang über das neue, weitläufige BUGA-Areal überzeugen. Die Materialvielfalt reichte dabei von Großformatplatten für den Wegebau bis hin zur attraktiven Gestaltung der sog. Parkschalen und Spielstationen mit Hilfe unterschiedlichster Betonelemente und Sitzstufen. Dass zu dem attraktiven Baustoff auch die richtige Verarbeitung mit den dafür geeigneten Produkten gehört – dies machte Mario Sommer, Leiter der Architekten- und Objektberatung bei der Sopro Bauchemie GmbH aus Wiesbaden mit seinen Ausführungen zu „Betonwerkstein und Betonwaren im Außenbereich – Verlegung in gebundener Konstruktion“ deutlich. Er arbeitet dabei die Unterschiede zwischen einer losen und damit ungebundenen Verlegung im Splitt-/Kiesbett und einer im Mörtelbett gebundenen Verlegung auf Estrich/Betonuntergrund bzw. auf drainagefähigen Konstruktionen heraus und zeigte die wichtigsten Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verlegearten auf.

Zwei Objekte mit Vorbildcharakter

Abgerundet wurde der zweite Vortragsblock mit zwei überaus interessanten Objektberichten. Dabei stellte Jens Geffert von der Hering Bau aus Burbach mit dem Neubau des Rathauses im hessischen Korbach ein Projekt vor, welches auf einem ganzheitlichen Urban Mining Konzept basiert. Dabei wurde das Abbruchmaterial des Vorgängerbaus ortsnah recycelt und als Gesteinskörnung im ressourcenschonenden RC-Beton für das Tragwerk und die aus Betonfertigteilen bestehende Fassade, das Aushängeschild des Gebäudes, verwendet. Aushängeschild des zweiten in Mannheim präsentierten Projekts sind ebenfalls großformatigen Betonwerksteinplatten. Sie prägen sowohl die Fassaden als auch die Bahnsteige in allen sieben neu errichteten Stationen der neuen Karlsruher U-Bahn. Luca Schwab von der mit der Herstellung der Betonwerksteine im neuen Stadtbahntunnel beauftragten Schwab-Stein GmbH aus Horb-Dettingen konnte dabei eindrucksvoll zeigen, mit welch technisch perfekten Lösungen man den in Karlsruhe gestellten hohen Anforderungen gerecht werden konnte. Zur Vermeidung erkennbarer Passplatten mussten die Plattenmaße für jeden der Bahnhöfe individuell festgelegt werden. In Summe wurden etwa 7.000 m² Fassadenplatten, etwa 7.000 m² Bodenplatten sowie etwa 1.200 laufende Meter viertelrunde Hohlkehlsteine eingebaut. Beachtenswert sind neben der hohen Formatvielfalt auch die querverlaufenden Fugen, die in einer Linie an der Wand hinab bis zum Boden, über Bahnsteige und Gleise hinweg und an der gegenüberliegenden Wand wieder hinaufführen. Selbst die Säulen wurden, dem Muster der Fugen an den Wänden folgend, mit Betonwerkstein verkleidet.

Quelle: Dyckerhoff GmbH

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