27.11.2024
Gotteshaus in Sichtbetonoptik
Gemeindezentrum Manheim-neu
Die neue Kapelle des Gemeindezentrums in Kerpen-Manheim wurde monolithisch aus Liapor-Leichtbeton errichtet. Ausschlaggebend waren die besondere Optik und Materialität des Baustoffs, der die Kirchenobjekte im Inneren in einen ganz neuen Kontext setzt. Außen wurde die Fassade teilweise gestockt, um den Sockelbereich und den Namenszug farblich und strukturell vom Rest des Kirchenbaus abzuheben.
Schon Ende der Siebzigerjahre wurde verbindlich beschlossen: Ab 2022 wird auf dem Gebiet der Ortschaft Manheim bei Kerpen westlich von Köln Braunkohle abgebaut, und der gesamte Ort wird daher umgesiedelt. Als neue Heimat für die rund 1.500 Einwohner entstand Manheim-neu, rund fünf Kilometer vom alten Dorf entfernt. Der erste Spatenstich für die neue Ortschaft fiel 2011, und im Lauf der Zeit wurden die erforderliche Infrastruktur, die öffentlichen Einrichtungen und die Wohnbebauung errichtet. 2017 wurde das neue Vereins- und Bürgerzentrum eingeweiht, und ganz neu erstellt wurde zwischen 2013 und 2021 auch das Gemeindezentrum St. Albanus und Leonhardus. Beauftragt wurde damit das Architekturbüro office03-waldmann & jungblut Architekten Partnerschaft mbB in Köln. „Die Kirche und die Gemeinde an einen neuen Ort und in neue Räumlichkeiten zu transformieren, dabei aber so viel wie möglich vom vorhandenen geistlichen Leben zu bewahren und dieses behutsam weiterzuführen, war der Kern unseres Ansatzes“, erläutert Architekt Berthold Jungblut. „Durch die möglichst vielschichtige Bewahrung und Transformation entwickelt sich eine starke Identität des Orts, der Raum für die Erinnerungen, aber auch Raum für das zukünftige Leben der Gemeinde schafft.“
Schroffe, schlichte Materialität
Diesem Entwurfsgedanken folgend, konzipierten die Architekten ein kirchliches Gesamtensemble, das aus einem Glockenturm, der mittigen Kapelle und dem Pfarrheim besteht. Diese drei Hauptvolumina bilden städtebaulich den zentralen Punkt am neuen Marktplatz des Orts. Kennzeichnend für die Gesamtkomposition ist die klare Kontur der präzise gefertigten Einzelbaukörper, die in einem ausgewogenen, dennoch spannungsreichen Verhältnis zueinander stehen. Einen entscheidenden Beitrag zum Erscheinungsbild leistet die Gebäudehülle der Kapelle, die mit dem Baustoff Liapor-Leichtbeton errichtet wurde. „Wir haben uns für die monolithische Bauweise mit Liapor-Leichtbeton entschieden, um bei der Kapelle innen wie außen ganz bewusst den rohen, unbearbeiteten Charakter des Baustoffs zur Geltung zu bringen“, erklärt Berthold Jungblut. „Die schroffe, schlichte Materialität des Leichtbetons steht in spannendem Kontrast zu den zahlreichen alten, kunstvoll gearbeiteten Kirchenobjekten wie der Holzfigur des heiligen Josefs und den Statuen der Pfarrpatronen St. Albanus und St. Leonhardus, die aus der alten Kirche stammen. Der Beton versteht sich als stiller Begleiter dieser Objekte, ohne ein Eigenleben zu entwickeln, und stellt die Artefakte in einen ganz neuen Kontext.“ Dies gilt auch für den Altar, den Taufstein, die Kirchenbänke und drei bemalte Glasfenster, die ebenfalls in die neue Kapelle mitgenommen wurden.
Energieeffizient und langlebig
Ein weiterer Grund für die Verwendung des Liapor-Leichtbetons war die Tatsache, dass sich damit die erforderliche Wärmedämmung in der Kapelle ohne zusätzliche Dämmung realisieren ließ. Dazu wurden die Wände in 40 Zentimetern Stärke ausgeführt. Ein anderer Aspekt war die besonders lange Lebensdauer des Liapor-Leichtbetons: „Wir gehen davon aus, dass die Kapelle durchaus für die nächsten 150 Jahre Bestand hat und damit mindestens genauso alt wie die ehemalige Kirche werden wird“, so Berthold Jungblut. Auch dass sich der Baustoff dann in ferner Zukunft einmal problemlos recyceln und sortenrein der Wiederverwendung zuführen lässt, war für die Architekten ausschlaggebend.
Mechanische Oberflächenbehandlung
Für den Bau der Kapelle wurden rund 350 Kubikmeter Leichtbeton der Betongüte LC12/13 D1.2 aus Liapor 3,5 und Liapor-Sand K0/2 eingebaut. Hergestellt und geliefert wurde dieser von der Fertigbeton Rheinland GmbH in Düren, die Ausführung übernahm die Zervos Hoch- und Schlüsselfertigbau GmbH in Erftstadt. Der Rohbau fand 2021 innerhalb weniger Monate statt, und die Betonage erfolgte mittels einer Trägerschalung. In sie wurde eine feine Rahmenlattung eingelegt, die sich auf den Sichtbetonflächen wiederfindet und das Schalungsmuster dezent verstärkt. Die gesamte Verarbeitung des Liapor-Leichtbetons verlief ohne Probleme: „Der Baustoff ließ sich sehr gut verarbeiten“, erzählt Berthold Jungblut. „Bis auf wirklich minimale Kosmetik war keinerlei Nacharbeitung erforderlich und alle Sichtbetonflächen sind hervorragend gelungen.“
Nach dem Ausschalen wurden Teile der Außenfassade noch gestockt. Konkret wurde die gesamte Oberfläche im Sockelbereich rund um das Eingangsportal mechanisch um wenige Millimeter zurückgenommen. Dadurch traten die im Leichtbeton enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln plastisch heraus, was den gestockten Bereichen eine sehr lebendige Oberflächenstruktur verleiht. Durch das Stocken wurde aber auch der etwas dunklere innere Farbton des Liapor-Leichtbetons freigelegt. Diesen Umstand nutzten die Architekten auch im Namensband, das sich quer über die Hauptfassade zieht: Hier wurden die Buchstaben praktisch ausgespart und erscheinen so als helles Relief auf dunklem Untergrund.
Identitätsstiftendes Ensemble
Anfang 2022 wurde das neue Gemeindezentrum in Manheim-neu feierlich eingeweiht. Das Ensemble kommt bei den Gemeindemitgliedern wie auch bei den Kirchenvertretern sehr gut an – schließlich stellt es nicht nur einen würdigen Ersatz für die alte Kirche dar und bildet den passenden Rahmen für das künftige Gemeindeleben, sondern definiert mit dem weithin sichtbaren Glockenturm und seiner ausdrucksstarken Architektur das Zentrum der Ortschaft neu und trägt entscheidend zu deren Identitätsbildung bei.
Quelle: Liapor GmbH & Co. KG