23.06.2021
Leichtbeton für Tanzhaus Zürich
Liapor liefert für trapezförmige Fassade
Auffallendstes Merkmal des neuen Tanzhauses Zürich ist seine doppelstöckige Fassade aus aneinandergereihten Trapezen. In hellem Liapor-Dämmbeton ausgeführt, verleihen sie dem Gebäude seinen ganz eigenen Rhythmus und definieren die Promenade am Limmatufer neu. Sie tragen aber auch dazu bei, dass das Gebäude dem strengen Schweizer Minergie-Eco-Standard entspricht.
An der steilen Uferböschung der Limmat in Zürich stand lange Zeit die Maschinenhalle einer ehemaligen Seidenweberei, die 2012 jedoch bis auf die Grundmauern abbrannte. An ihrer Stelle befindet sich nun das neue, gut 1.500 Quadratmeter große Tanzhaus Zürich, das vom Architekturbüro Barozzi Veiga in Barcelona konzipiert und umgesetzt wurde. Die Architekten hatten den vorangegangenen, von der Stadt Zürich ausgerufenen Wettbewerb 2014 gewonnen. Darin war unter anderem vorgegeben, dass der Neubau gemäß geltendem Brandstattrecht an der gleichen Stelle sowie in gleichem Umfang wie die ehemalige Maschinenhalle erstellt werden musste. Barozzi Veiga lösten diesen Anspruch als einzige unter den sechs Bewerbern mit einem terrassierten, zweigeschossigen Bau, dessen oberer Teil zurückversetzt ist und sich so der gegebenen Hangneigung anpasst. „Das Projekt zielte darauf ab, die Promenade entlang des Flusses zu reaktivieren und die bisherige Raumsituation des Orts zu verändern und neu zu definieren“, erklärt Architekt Alberto Veiga. „In diesem Sinne erscheint das Gebäude als einfaches, abgestuftes Raumvolumen, das in den Hang integriert ist und von oben kaum wahrnehmbar ist.“
Omnipräsente Geometrie
In der Tat ist das neue Gebäude von der oberhalb verlaufenden Straße aus gesehen praktisch unsichtbar. Die Dachfläche ist vielmehr als öffentlicher Park ausgebildet und zwei neue, seitlich am Gebäude verlaufende Treppen gewähren den Abstieg zum beliebten Uferweg. Erst von dort aus erschließt sich die dem Fluss zugewandte, rund 50 Meter lange Hauptfassade des Tanzhauses. Sie ist definiert durch die großen trapezförmigen Öffnungen und Pfeiler, die sich in kleinerer Ausführung auch am darüberliegenden Staffelgeschoss finden. In ihrer präzisen, aneinandergereihten Anordnung erscheinen sie wie die Taktschläge eines Musikstücks. Damit verleihen sie dem Gebäude seinen ganz eigenen, klaren Rhythmus, passend zur musikbetonten Nutzung des Neubaus.
Eine der unteren dreieckigen Öffnungen ist als Drehtür ausgebildet, die den Zutritt zum großen, sich über die gesamte Fassadenlänge erstreckenden Foyer ermöglicht. Von dort aus gelangt man zu den Büros und Backstage-Räumen im Obergeschoss, aber auch zu den im Erdgeschoss liegenden Produktionsräumen und der Hauptmultifunktionshalle. Dieser Raum, der sich über zwei Stockwerke erstreckt, wird seitlich mit Tageslicht versorgt. Die Fensteröffnungen des Staffelgeschosses werden hier zum Oberlichtband. Insofern ist die geometrische Struktur der Fassade auch im Inneren des Gebäudes stets präsent und fester Bestandteil des Gesamtkonzepts.
Unverwechselbare Leichtigkeit
Errichtet wurde die 65 Zentimeter starke Außenwand des Tanzhauses aus rund 250 Kubikmeter LC8/9-Liapor-Dämmbeton, so die landestypische Bezeichnung für Liapor-Leichtbeton. Den Rohbau übernahm die Landolt + Co AG in Kleinandelfingen. „Die Verwendung des besonderen Dämmbetons erlaubte die Gestaltung einer Monomaterialfassade und ermöglichte die Konstruktion einer ‚fast primitiven‘ Architektur“, erläutert Alberto Veiga. „Ausschlaggebend waren aber auch die hohe strukturelle Festigkeit und die besonders hohe Dämmwirkung des Liapor-Dämmbetons“, ergänzt Daniel Meyer, Geschäftsführer der Liapor Schweiz Vertriebs GmbH. Dank des Baustoffs weist die Gebäudehülle einen U-Wert von rund 0,39 W/m2K auf. Sie trägt dazu bei, dass das Tanzhaus Zürich dem Schweizer Minergie-ECO-Standard entspricht, der strenge Vorgaben hinsichtlich Baubiologie und Ökologie macht. Alle Innen- und Außenwände wurden in Sichtbetonqualität ausgeführt.
Für den Bau der Fassade kamen speziell angefertigte Schalungselemente zum Einsatz, darunter fünf Meter hohe Spezialaussparungen, die in der Fassade alle 30 Zentimeter eingebaut wurden. Im Ergebnis weist die hellgraue Liapor-Dämmbetonfassade eine besonders glatte Textur auf, zeigt im Detail jedoch auch die charakteristischen Lunker und Hohlräume. Diese machen jedes der Fassadentrapeze zu einem lebendigen Unikat, unterstützen aber auch deren Leichtigkeit, die sie ohnehin durch ihre quasi auf den Kopf gestellte Position innehaben. An die Dämmbetonpfeiler wurden anschließend noch filigrane Drahtgitter als Rankhilfe für Kletterpflanzen angebracht, die die Fassade im Sommer auf natürliche Weise verschatten. Zusätzliche Blenden oder Sonnenschutzrollos, die die klare Architektursprache auch eher gestört hätten, waren damit nicht erforderlich.
Mehrfacher Gewinn
Nach knapp dreijähriger Gesamtbauzeit wurde das neue Tanzhaus im September 2019 feierlich eröffnet. Der Neubau erfüllt dabei nicht nur sein eigentliches Ziel, nämlich der zeitgenössischen Schweizer Tanzkultur eine neue Heimat zu geben, sondern wertet durch seine öffentliche Zugänglichkeit den gesamten Raum an diesem besonderen Teil des Limmatufers auch für die Allgemeinheit deutlich auf.
Quelle: Liapor