11.02.2022
Markanter Kubus in Leichtbeton
Mit (Handwerks-) Kunst am Bau
Im Rahmen der Erweiterung der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert entsteht das neue Seminargebäude: ein dreigeschossiger Kubus ganz aus Beton und mit beeindruckender Formgebung. Erstellt werden die Sichtbetonwände des Bauwerks aus dem vielseitigen Leichtbeton der Heidelberger Beton GmbH. Ausführender Betrieb und zuständig für die Handwerkskunst des Betonbaus ist die Z-Bau Bauunternehmung GmbH, Friedrichsthal.
Auf einer Anhöhe im rheinland-pfälzischen Hinzert erstreckt sich im Kontrast zum satten Grün der Umgebung ein dreidimensionales Faltwerk aus Corten-Stahl: die Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Direkt hinter dem preisgekrönten Dokumentations- und Begegnungshaus am Waldrand wird das neue Seminargebäude errichtet. Die Entwurfsplanung stammt auch für dieses einzigartige Bauwerk aus den Büros Wandel Lorch Architekten und Stadtplaner. Das Projekt wird durch Professor Wolfgang Lorch persönlich betreut.
Markanter Kubus aus Beton
Das Seminargebäude gründet auf einer quadratischen Grundfläche. Das jeweilige Geschoss besteht aus nur einem Raum. Während das Erdgeschoss auskragend konzipiert die Grundfläche für das darüber liegende Geschoss vergrößert, sind die weiteren Stockwerke zentriert konisch angelegt. Charakteristisch sind die Grundformen der Wände. Diese sind als Trapeze oder Dreiecke und zum Teil aus der Vertikalen geneigt zueinander konzipiert. Zwei große Bullaugen sorgen in jedem Geschoss für den Lichteinfall. Der markante Kubus wird als monolithisches Bauwerk mit einer Außenwandstärke von 55 Zentimetern ganz aus Beton errichtet. „Daher ist für die Ausführung der Wände und in Abstimmung mit den Architekten und Bauherren die Wahl auf Heidelberger Leichtbeton gefallen“, berichtet Önder Bahadir, Vertriebsaußendienst Spezialprodukte Süd-West der Heidelberger Beton GmbH. „Hiermit können sowohl die energetischen Anforderungen, als auch der Wunsch nach einer Sichtbetonoptik, innen und außen erfüllt werden.“
Herausforderung für den Betonbauer
„Hier kann man die Wasserwaage fast vergessen“, beschreibt Jürgen Zinßmeister, Betonbaumeister und Inhaber der Z-Bau Bauunternehmung GmbH, „das Bauwerk ist ein Kunstwerk. Nichts ist gerade und rechtwinkelig konstruiert. Alle Ecken und Kanten sind schräg. Wir konnten hier nichts Fertiges verwenden und nicht ein Schalungselement setzen.“ Daher hat der Bauunternehmer aus seiner über 40-köpfigen Belegschaft einen Top-Polier mit drei Mitarbeitern vor Ort. Die komplette Schalung entsteht in echter Handwerksarbeit. Die Formen müssen abgebildet und die Gewichte abgefangen werden. Die Schalung, aus massiven Hölzern gesetzt, wirkt wie ein Bollwerk, dicht an dicht reihen sich die Konstruktionshölzer. Lediglich für die Bullaugen fertigte Z-Bau zwei Schalungslemente, die wiederverwendbar in jedem Geschoss eingesetzt werden können. „Es ist Leidenschaft und unser Herzblut,“, betont Jürgen Zinßmeister, „auch wenn diese komplexen Projekte für uns ein nicht unerhebliches Risiko bergen, bemühen wir uns um deren Realisation. Dazu prüfen wir mit all unserer Erfahrung und dem Know-how unserer eigenen Mitarbeiter die Machbarkeit und gehen an die Grenze des für uns Vertretbaren.“
Leicht- und Normalbeton verbaut
Ein weiteres Know-how verlangte die Wahl des Betons. Das Spezialprodukt Leichtbeton ist in verschiedenen Konfigurationen erhältlich. Er unterscheidet sich aufgrund der jeweiligen Zuschlagsgstoffe in seiner Trockenrohdichte. In Hinzert kam der LC12/13 D1.2 Leichtbeton zum Einsatz. Anstelle des üblichen Gesteins wurde Blähton zugegeben. Mit einem Gewicht von nur 1000 bis 1200 kg/m3 liegt er deutlich unter dem von Normalbeton (2000 bis 2600 kg/m3). „Als Betonbauer richtet sich dann aufgrund des geringeren Eigengewichts unser ganzes Augenmerk auf die Verdichtung des Betons“, erklärt Jürgen Zinßmeister, „Hinzu kommt bei den Wänden des Seminargebäudes, dass diese schräg geneigt sind und hier eine ungewollte Entmischung stattfinden könnte. Aber in Abstimmung mit Önder Bahadir haben wir die optimale Vorgehensweise entwickelt.“ Das fängt beim Betonkübel an. Mit zwei Kubikmeter bringt er für den Einbau ein Mehr an Fassungsvermögen mit. Darüber hinaus benötigt es beim Verdichten das nötige Feingefühl und die fachgerechte Sorgfalt. So wurden bei den schrägstehenden Wänden die Betonrüttler über KG-Rohre an die jeweilige Position geführt. Fundamente und Decken sind in Normalbeton ausgeführt. Um den energetischen Anforderungen zu genügen, werden die Wände über das Geschoss hinaus betoniert und die Decken mittels Rückbiegeanschlüssen einhängend hergestellt.
„Solche Leuchtturmprojekte finden natürlich eine große Aufmerksamkeit, doch es ist nicht unser erstes Projekt mit Leichtbeton, und die Zusammenarbeit mit der Heidelberger Beton GmbH passt stets auf den Punkt“, betont Jürgen Zinßmeister. Das Seminargebäude wird in vier Betonagen hergestellt. „Der Leichtbeton wird im Werk als Sonderproduktion gefahren und für die Einhaltung der Güte des Betons, in diesem Fall LC12/13, werden die Betonlabore immer miteinbezogen“, so Önder Bahadir. So wird beispielsweise die Schüttrohdichte des Blähtons als Vergleichswert für die Produktion gemessen. Am Tag der Produktion wird unter den Messungen des Betonlabors die Mischung beziehungsweise die entsprechende Zugabe von Wasser unter Berücksichtigung der Saugfeuchte des Blähtons für die definierte Güte bestimmt. Die Betotech Betonlabore, ein Tochterunternehmen der HeidelbergCement AG, steht dem Bauunternehmer zur Eigenüberwachung zur Verfügung. Zu den projektbezogenen Aufgaben zählt das Fertigen von je drei Probekörpern für den Bauunternehmer. Des Weiteren prüft ein Baustoffprüfer beim Ablassen des Betons die Mischung hinsichtlich der Konsistenz und Frischrohdichte und zum Beispiel auch die Temperatur des Betons.
Ein Bauwerk wie das Seminargebäude in Hinzert kann aufgrund seiner Kubatur nur in monolithischer Bauweise erstellt werden. Um den bauphysikalischen und energetischen Anforderungen gerecht zu werden, ist das Spezialprodukt Leichtbeton geradezu prädestiniert dafür. Erkennbar ist schon beim Ablassen des Betons der Blähton. Mit viel Gefühl und dem fachmännischen Know-how von erfahrenen Betonbauern lassen sich auch komplexe Bauwerke und Handwerkskunst am Bau mit Leichtbeton in überzeugender Sichtbetonoptik herstellen.
Objektsteckbrief
Projekt: Neubau eines Seminargebäudes, Erweiterung der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert
Bauher: Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung, Rheinland-Pfalz, lbb.rlp.de
Architekt: Wandel Lorch Architekten und Stadtplaner, Frankfurt, www.wlgw.de
Rohbauarbeiten: Z-Bau Bauunternehmung GmbH, Friedrichsthal, www.zbau-gmbh.de
Beton: Leichtbeton LC 12/13 D1.2, Normalbeton, Heidelberger Beton GmbH, Werk Ellenberg
Quelle: HeidelbergCement in Deutschland