02.11.2022

Neue Bindemittelkonzepte im Fokus

Bei Dyckerhoff-Tagung in Leipzig

Wie sieht die Zukunft bei Zement und Beton aus? Auf welche neuen Bindemittelkonzepte muss sich der Markt einstellen - diese und weitere für die Branche ganz zentrale Fragen standen im Fokus einer eintägigen Vortragsveranstaltung, zu der die Dyckerhoff GmbH ins herbstliche Leipzig eingeladen hatte. Neben informativen Fachvorträgen zu den genannten Themen wurde den rund 50 Gästen aus Planung und Ausführung aber auch noch ein architektonisches „Schmankerl“ der ganz besonderen Art geboten: Ein Besuch der Leipziger „Niemeyer Sphere“ – einem beeindruckenden Beispiel für visionäre Baukunst aus Beton.

„Wir leben in einer herausfordernden Zeit“ – so begrüßte Paul Vogel, Leiter Vertrieb Zement Süd/Ost bei der Dyckerhoff GmbH in Wiesbaden, die Gäste der Leipziger Tagung und gab gleichzeitig mit dem Stichwort „Klimawandel“ das zentrale Thema und die Zielrichtung der Veranstaltung vor. Vor allem aber machte er schon zu Beginn deutlich, dass man die damit in der Zement- und Betonbranche einhergehenden Fragen und Probleme „nur gemeinsam angehen kann“. Wie dies aussehen könnte, zeigte gleich zu Beginn Dr. Christoph Müller, Geschäftsführer der VDZ Technologie gGmbH in Düsseldorf und maßgeblich für die „Roadmap“, den Handlungsleitfaden des VDZ verantwortlich. In seinem Vortrag „So gelingt die Dekarbonisierung von Zement und Beton“ machte er deutlich, dass insbesondere die Verwendung von klinkereffizienten Zementen für die ambitionierten Klimaziele einen ganz zentralen Baustein bildet - auch wenn dies zu einer differenzierten Verwendung der künftigen Zemente führt, sprich zu Zementen „mit Gebrauchsanweisung“. Wichtig ist auch für ihn, dass alle Partner in der Wertschöpfungskette Betonbau die Konzepte zur weiteren Erhöhung der CO2-Effizienz von Zement und Beton gemeinsam entwickeln und voranbringen. Ein zentraler Player in dieser Kette ist die Zementindustrie.

Aktuelles aus Forschung und Entwicklung

Wie intensiv man hier bereits heute an zukunftsfähigen Lösungen arbeitet, dies zeigte Fulvio Canonico, der Leiter der Buzzi-Laboratorien sowie des Wilhelm-Dyckerhoff-Instituts in Wiesbaden, bei seinem Blick auf „Aktuelles aus Forschung und Entwicklung bei Buzzi/Dyckerhoff“. So ist Dyckerhoff heute in nahezu allen Bereichen Teil des Entwicklungsprozesses hin zu dauerhaften und nachhaltigen Baustoffen. Beispielhaft nannte er die bereits heute in der Buzzi-Gruppe produzierten CSA- und UHPC-Zemente. Stark engagiert ist die Gruppe auch bei puzzolanischen Baustoffen wie calcinierten Tonen, in denen nach Ansicht des Referenten ein großes Zukunftspotential steckt. Dyckerhoff bzw. Buzzi sind auch in alle innovativen Prozesse eingebunden, bei denen es um die Abscheidung und Speicherung bzw. Nutzung von bei der Zementproduktion anfallendem CO2 geht. Neue Ideen und interessante Anregungen auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung verspricht man sich auch von dem Projekt „Open Innovation“, worunter man die „offene“ Zusammenarbeit mit kleinen Start Up-Unternehmen unterschiedlichster Art versteht.

Differenzierte Verwendung der neuen Zemente

Viele der von Fulvio Canonico erwähnten Aspekte fanden sich auch in dem Vortrag von Dr. Stefan Hainer, dem Leiter Anwendungstechnik, Qualität und technische Beratung der Dyckerhoff GmbH. „Dyckerhoff Bindemittel für die Zukunft“ titelte er sein Referat, an dessen Ende auch er den Weg zur Reduzierung des Treibhauspotentials aufzeigte. So muss bis 2030 der Klinkerfaktor von ca. 75% auf 62% sinken. CEM II/C-M Zemente bilden dann die wichtigste Zementsorte. Ab dem Jahr 2030 wird der Klinkerfaktor auf ca. 50% reduziert und es werden neue Zementarten (CEM VI, CEM X) zum Einsatz kommen. Dies macht allerdings eine Anpassung der betontechnologischen Randbedingungen zwingend erforderlich. Wie schon Fulvio Canonico ausführte, wird auch nach Ansicht von Dr. Hainer dies alles nur möglich, wenn in der Zementindustrie künftig die Abscheidung und Speicherung bzw. Nutzung von CO2 umfassend zur Anwendung kommt. Ergänzt wurden seine Ausführungen von Dr. Julia Scheidt von der Abteilung Qualität und technische Beratung der Dyckerhoff GmbH. Unter dem Stichwort „Ressourcenschonende Betonherstellung“ warf sie einen Blick darauf, „Wie sich der Mischungsentwurf auf die Ökobilanz von Beton auswirkt und wie Recycling den ‚grünen Beton‘ komplettieren kann“. Ihr Vortag endet mit einem ähnlichen Fazit wie das der Referenten zuvor: Für die komplexen Aufgaben, die auf uns zukommen und ein zukunftsfähiges Bauen mit Beton müssen sich alle gemeinsam diesen Herausforderungen stellen. Am Ende wird dabei eine technisch differenzierte Betrachtung der Zementsorten und Betonauswahl unumgänglich. Die erfordert, so die Referentin, eine „genaue Abfrage der Bauteile und der Anforderungen beim Endkunden“.

Ein Highlight am Abend

Mit dem Bick auf eine bereits realisierte Vision endete die gelungene Veranstaltung. Die „Niemeyer Sphere“, das letzte von der brasilianischen Architekturlengende geplante Projekt auf dem Gelände der Leipziger Kirow-Werke ist bereits auf dem Weg zur Architekturikone. Der Leipziger Architekt Harald Kern, der nach dem Tod Oscar Niemeyers die Bauausführung leitete, gab einen spannenden Einblick in die Enstehung der etwas salopp als „Kugelcafe“ bezeichneten weißen Betonkugel – von der Idee über die Planung bis hin zur Ausführung. Dass es sich dabei nicht nur um ein architektonisches Schmankerl handelt, sondern dass hier auch wahre kulinarische Köstlichkeiten serviert werden, davon konnten sich die Tagungsteilnehmer beim abendlichen Essen unter der Glaskuppel der Sphere überzeugen. Auch hieran hätte der stets den Menschen und dem Leben zugeneigte Oscar Niemeyer sicherlich seine Freude gehabt.

Quelle: Dyckerhoff GmbH

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