10.06.2024

Podium „Betonwerkstein“ der Info-b

Auf den Ulmer BetonTagen 2024

Das Podium „Betonwerkstein“ der Informationsgemeinschaft Betonwerkstein e.V., kurz Info-b, ist ein fester Bestandsteil der Ulmer BetonTage. Auch in diesem Jahr wurden hier die unterschiedlichsten Facetten des Betonwerksteins beleuchtet: von aktueller Premium-Architektur über nachhaltige Betonbauteile bis hin zu klimaschonenden Bindemitteln. Neben Experten aus dem Vorstand der Info-b kamen daher auch in diesem Jahre Planer und Architekten zu Wort, um beispielhafte Projekte im Wort und Bild vorzustellen.

„Transformation gestalten“ – unter diesem Motto fanden im Mai die diesjährigen Ulmer BetonTage statt. Diese Thematik spiegelte sich auch beim Podium „Betonwerkstein“ wider, zu dem Moderator Martin Möllmann, Vorstandsmitglied der Info-b, zahlreiche Besucher im „Salon Nürnberg“ des Congress Centrum Ulm begrüßen konnte. In spannenden Vorträgen konnte dabei gezeigt werden, dass man mit modernem Betonwerkstein sehr wohl nachhaltig und hochwertig bauen, als auch besonders kreativ gestalten kann. „Die Symbiose aus der Ingenieursleistung auf der einen Seite und den planerischen Ideen auf der anderen – dies macht den Erfolg der Veranstaltung aus“ – so Martin Möllmann.

Eindrucksvolle Betonarchitektur im Herzen von Leipzig

Eröffnet wurde das Podium in diesem Jahr von der Architektin Heidrun Schuhmann von renommierten Londoner Architekturbüro ACME. In ihrem Vortrag „Zur Architektur des Hauptsitzes der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig“ ging sie zunächst auf die Bedeutung des hier auf dem Gelände des ehemaligen Lust- und Ziergartens entstandenen städtischen Raums ein. Wie sie anhand eindrucksvoller Bilder zeigte, wird dieser öffentliche Raum durch einen Wald von insgesamt 252 schlanken und bis zu 21 Meter hohen Betonsäulen begrenzt, die sich um eine große Lichtung und einen Spiegelsee gruppieren. Alle permanenten Elemente des Gebäudes wie Stützen und aktivierte Decken, die Erschließungskerne und -treppen sowie die bereits erwähnten Säulen im Forum bestehen aus Beton. Gleiches gilt für die Böden im Erdgeschoss, die als fugenlose, geschliffene Bodenbeläge in Terrazzo-Optik ausgeführt wurden. Beton und Betonfertigteile kamen dabei in unterschiedlichsten Variationen zum Einsatz: von Konstruktions- bis hin zu Architekturbeton. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die als skulpturale Objekte geplanten Treppen gelegt. Dazu Heidrun Schumann: „Es war uns wichtig die Treppenläufe und Brüstungen, aber auch die raffiniert eingelassenen taktilen Handläufe aus Beton als ein monolithisches Ganzes wirken zu lassen.“ Hergestellt wurden die Betonelemente von der Bayer Betonsteinwerk GmbH aus Blaubeuren, die auch den fugenlosen Terrazzoboden im Erdgeschoss einbaute. Dass eine Beton-Architektur auf diesem Niveau auch höchste Präzision und meisterliches Können bei der Produktion der Betonbauteile verlangt, zeigte Betonsteinmeister und Info-b Vorstandsmitglied Jörg Bayer mit seinen den Vortrag der planenden Architektin perfekt ergänzenden Ausführungen zur Herstellung der in Leipzig eingebauten Betonfertigteile und Terrazzoböden. Er warf dabei vor allem einen Blick auf die hohen Anforderungen, die Planer und Bauherr hier an die Betonelemente, insbesondere die oben erwähnten Fertigteiltreppen und Brüstungen, stellten. Diese lagen sowohl in den Bauteilgrößen und der Maßgenauigkeit wie auch im Schalungs- und Bewehrungsbau sowie der Oberflächenbearbeitung. All dies erforderte neben der handwerklichen Perfektion und Präzision auch die erforderliche Bemusterung und Werkplanung sowie die passende Logistik. Und natürlich auch die optimale Betonzusammensetzung, die im Falle des geschliffenen Terrazzobodens im Transportwerk der Fa. Pappenburg vor Ort in Leipzig hergestellt wurde. Die Herstellung der Fertigteile erfolgte im Werk Zwickau der Bayer Betonwerkstein GmbH. Mit eindrucksvollen Bildern von der Herstellung über die Montage bis zum fertigen Objekt untermauerte Jörg Bayer die „meisterliche“ Leistung des Betonwerks, die zu dem hervorragenden Ergebnis geführt hat. Und er zeigte einmal mehr, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen den planenden Architekten und den ausführenden Unternehmen ist.   

Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam lösen

Ein perfektes Zusammenwirken zwischen Planungsbüro und ausführendem Fertigteilwerk war auch bei einem weiterem, in Ulm vorgestellten Bauwerk eine wichtige Voraussetzung. Denn bei der „Fassade am Bonner Kanzlerplatz“, über die Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Ehrenberg von der Zech-Bau Holding GmbH aus Bremen referierte, galt es, zahlreiche Herausforderungen – speziell bei Sonderkonstruktionen – „gemeinsam zu lösen“. Bei „Neuen Kanzlerplatz“ handelt es sich um drei neue Baukörper: ein 23-stöckiges Hochhaus und zwei sechsstöckige Baukörper, deren Grundriss jeweils einem Pentagon mit Innenhof gleicht. Die Besonderheit der Gebäude liegt in der tragenden Fassade und der architektonischen Geometrie der Sichtbeton-Fertigteile. Das Bauwerk besitzt zur Lastabtragung außer der Fassade nur aussteifende Betonkerne. Die Fassade besteht aus einer zusammengesetzten Fertigteil-Pfosten-Riegel-Konstruktion mit einer Betongüte von C50/60. Wie der Referent ausführte, ergaben sich durch die einzigartige Konstruktion vielerlei Herausforderungen, beispielsweise an die Gebäudestatik, für die es keine vorhandene Systemlösung gab. Eine zusätzliche Herausforderung war es, eine fertigteilgerechte Konstruktion für den auskragenden Bereich zu schaffen. Dabei konnte der Referent nur einen Auszug der verschiedenen Details vorstellen, die bei der Planung und Umsetzung des Bauvorhabens zu berücksichtigen waren.

Innovativer Hochleistungsbeton eröffnet neue Möglichkeiten

Nicht nur um Bauwerke und ihre Details, sondern vor allem auch um einen neuen Baustoff ging es bei den Ausführungen von Dr.-Ing. Stephan Hauser, von der Ducon Europe GmbH aus Darmstadt und Vorstandsmitglied der Info-b zum Thema „Schlankere, nachhaltigere Betonwerksteine mit UHPCs“.  Der Baustoff Ducon (DUctile CONcrete) verbindet einen ultra-hochfesten Beton mit einer Mikroarmierung zu einem innovativen, duktilen und tragfähigen Hochleistungsbeton. Anwendung findet Ducon daher sowohl als Sicherheits-, wie auch als Architektur- und Designbeton. Zudem dient er zur nachträglichen Bauwerksverstärkung und kann in widerstandsfähigen Betonböden eingesetzt werden. Mit Ducon können beispielsweise bei Fassaden bis zu 70% an Bauteildicke und Gewicht im Vergleich zu herkömmlichem Stahlbeton eingespart werden. Die zahlreichen Beispiele, an denen der Referent den erfolgreichen Einsatz veranschaulichte, reichen von der dünnsten freitagenden Betontreppe und der dünnsten Dachschale (Parapluie) über das ETA Fabrik-Gebäude in Darmstadt mit einer dünnen, energieeffizienten Gebäudehülle bis hin zum „Haus im Weingarten“, einem Betonhaus mit 30 mm Wand- und Dachdicken oder dem Forum Schwanthaler Höhe in München mit seiner Weißbetonfassade. Hinzu kommt die dünnste Lösung für Explosionsschutz beim neuen World Trade Center in New York und ganz aktuell die von Stararchitekt Bjarke Ingels entworfenen Polizeistation Bronx in New York mit ihren Architekturplatten aus Ducon. In den letzten 20 Jahren wurden – so Dr. Hauser – bereits 400 Projekte mit der ressourcen- und umweltschonenden Ducon-Technologie realisiert. Mittlerweile wurde für das System mit „DuconGreen“ zusätzlich ein ultra-hochfester Ökobeton mit bis zu 70 %-iger Reduktion von Portlandzement entwickelt, wodurch eine weitere Reduzierung schädlicher Umwelteinwirkungen erzielt wird.

Auch bei Weißzement: Optimierte Bindemittel verringern den CO2-Footprint

Um die signifikante Reduzierung der CO2 -Emissionen ging es auch bei dem Vortrag von Dipl.-Ing. (FH) Christian Bechtoldt von der Dyckerhoff GmbH aus Wiesbaden und ebenfalls Vorstandsmitglied er Info-b. Er ging dabei der heute mehr denn je aktuellen Frage nach: „Bindemittel für Betonwerksteine – Welches Bindemittel für welche Anwendung?“. Er zeigte, dass es grundsätzlich zwei Möglichkeiten gibt, um mit Hilfe optimierter Bindemittel bzw. Baustoffe die angestrebte Dekarbonisierung von Zement und Beton zu erreichen: Zum einen sind dies Bindemittel mit reduziertem Klinkerfaktor, also der Einsatz von Ersatzstoffen mit geringerem CO2-Footprint. Zum andern Bindemittel mit höherer Leistungsfähigkeit, so dass sich die Einsatzmengen im Baustoff bzw. im Bauteil spürbar reduzieren lassen. Wie Christian Bechtoldt zeigte, beschäftigen sich die Dyckerhoff Experten bereits seit einiger Zeit auch im Bereich der Weisszementproduktion mit alternativen Einsatzstoffen, um den CO2-Fußabdruck zu verringern. Der enge Austausch zwischen den F+E Einrichtungen von Dyckerhoff und Buzzi hat dazu geführt, dass die in Italien traditionell zum Standard gehörenden Puzzolane in den Fokus rückten und sich vor allem natürliche Puzzolane als geeignete Einsatzstoffe erwiesen, um Klinker zu ersetzen. Zudem zeigte sich, dass sich weiße Puzzolane gut in die Weisszementherstellung einbetten ließen. Das Ergebnis ist der neu entwickelte, CO2-reduzierte Zement Dyckerhoff Weiss BLUE STAR. Dieser Puzzolanzement wurde im vergangen Jahr mit der Normbezeichnung CEM IV/A (P) 42,5 R vom VDZ zugelassen und ist seitdem im Lieferprogramm des Werkes Amöneburg enthalten. Gegenüber CEM I-Zementen wird bei der Produktion des Dyckerhoff Weiss BLUE STAR rund 15% weniger CO2 freigesetzt. Dabei wird weiterhin auf den bekannt brillanten Weißgrad Wert gelegt, die Helligkeiten bleiben identisch. Eine Lösung die beweist, dass sich auch der Weisszement in eine CO2-effiziente Zukunft transferieren lässt.

Leitfaden für die Beurteilung von Flächenbefestigungen mit Beton vorgestellt

Abgerundet wurde das Forum mit einem Vortrag von Info-b Vorstandsmitglied Uwe Sehrt von der Rinn Beton- und Naturstein GmbH aus Heuchelheim, der den neuen, von einem interdisziplinär besetzten Arbeitskreis erarbeiteten „Leitfaden für die Beurteilung von Flächenbefestigungen mit Betonbauteilen“ vorstellte. Entstanden ist er vor dem Hintergrund, dass nicht nur die Angebotsvielfalt, sondern auch die Ansprüche an werkseitig vorgefertigte Betonprodukte in den vergangenen Jahrzehnten enorm zugenommen haben. Damit einhergehend verzeichneten auch die damit verbundenen Reklamationen und gerichtlichen Auseinandersetzungen einen stetigen Anstieg. Da einschlägige Normen und andere Regelwerke oftmals nur eine mäßige Hilfe zur Beurteilung der optischen Beschaffenheit sind, soll der neue Leitfaden dazu dienen, diese Lücke zu schließen. Er will insbesondere dabei helfen, bei Meinungsverschiedenheiten über die optische Beschaffenheit der Belagselemente aus Beton anhand von nachvollziehbaren und möglichst objektiven Kriterien eine sachgerechte Beurteilung vornehmen zu können. „Letztendlich soll unter Berücksichtigung der Flächen nach Geltungswert und Gebrauchswert eine Methodik zur Beurteilung der Hinnehmbarkeit der optischen Beeinträchtigung oder Mängel entwickelt werden“ – so der Referent.

Quelle: Info-b

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