13.12.2023
Saaletalquerung bei Bad Kösen
Fokus auf Erhaltung von Flora und Fauna
Die Saaletalquerung ist ein Teil des Neubaus der Ortsumgehung im sachsen-anhaltinischen Bad Kösen entlang der neuen Bundesstraße 87, mit dem Ziel, den Ortskern von hohem Durchgangsverkehr zu entlasten sowie Immissionsbelastungen und Staubbildungen zu senken. Die Umsetzung erfolgt durch die ARGE Saaletalquerung, bestehend aus den Unternehmen STRABAG AG, Brückenbau Süd-Ost und Plauen Stahl Technologie GmbH, im Auftrag der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Regionalbereich Süd. Für die Bauoberleitung zeichneten das Planungsbüro IGS INGENIEURE und für die Bauüberwachung die Gesellschaft SFF Ingenieure sowie das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen (IBV) verantwortlich. Als Prüfingenieur wurden KREBS+KIEFER Ingenieure berufen. Baubeginn war im März 2022, die Fertigstellung ist für 2025 geplant.
Die neue Brücke überquert nicht nur die Saale, sondern auch ein FFH-Gebiet, weshalb besonderes Augenmerk auf die Berücksichtigung der ökologischen Auswirkungen auf Flora und Fauna gelegt wurde. Außerdem kreuzt sie die ICE-Strecken Leipzig – Erfurt und München – Berlin, die Landstraße 203 sowie einen Wirtschaftsweg. Sie erstreckt sich über eine Gesamtlänge von 1.226 Metern und ragt mit einer Höhe von bis zu 65 Metern über der Saale empor. Dies macht sie zu einer der größten Talbrücken Ostdeutschlands. Das Besondere an diesem Bauvorhaben ist die Hybridbauweise, die aufgrund besonderer topografischer Bedingungen gewählt wurde. Der Mittelteil, ein 130 Meter langes Hauptfeld über der Saale, wird als gevouteter Spannbetonhohlkasten im Freivorbau errichtet. Die nördlichen und südlichen Rampenbereiche hingegen werden in Stahlverbundbauweise mittels Taktschiebeverfahren realisiert. Die Herausforderungen dieses Projekts liegen in der geschwungenen Verlaufsführung der Brücke und dem Gefälle (variierend 6% bzw. 3%) der Strecke. Um dennoch ein einheitliches Tragwerk zu gewährleisten, werden der Spannbetonüberbau und die Stahlkonstruktion monolithisch zu einem fugenlosen Tragwerk verbunden.
Für das Projekt ist eine Gesamtmenge von etwa 30.000 m³ Transportbeton geplant – zu etwa 80 % mit Konsistenz F3, davon wurden bereits ca. 20.000 m³ aus den Werken Naumburg und Freyburg der Dyckerhoff Transportbeton Thüringen GmbH & Co. KG geliefert. In enger Zusammenarbeit mit der Dyckerhoff Prüfstelle in Mülsen (Niederlassung Betontechnologie der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG) und dem Qualitätsmanagement der STRABAG AG wurden für die jeweilige Anforderung geeignete Rezepturen entwickelt.
Die massigen Bauteile – die Bohrpfähle sowie die Pfeiler und Widerlager der Pfahlkopfplatten – wurden mit Beton nach ZTV-Ing. mit den Festigkeitsklassen C30/37 und C35/45 hergestellt. Hierfür kam überwiegend der Hochofenzement HOZ Doppel LH (na) [CEM III/A 42,5 N-LH (na)] zum Einsatz. Ferner wurden diverse Rezepturen auf Basis eines Mischzements aus dem bereits genannten HOZ Doppel LH (na) und Dyckerhoff PKZ Doppel [CEM II/A-LL 42,5 R] entwickelt, um die optimale Festigkeitsentwicklung zu erreichen, die in verschiedenen Betonen Verwendung fanden: für die Pfeiler und den Stahlverbundüberbau mit der Festigkeitsklasse C35/45 bzw. für die Pfeilerköpfe und den Spannbetonüberbau als C40/50-Beton. Bei den Widerlagern/Flügeln und den Kammerwänden wird ein Beton der Festigkeitsklasse C30/37 eingesetzt, der ebenfalls mit HOZ Doppel LH (na) hergestellt wird. Der LP-Beton der Festigkeitsklasse C25/30 für die Brückenkappen und -gesimse enthält PKZ Doppel.
Die Betone, die bei diesem Projekt zum Einsatz kommen, wurden zum größten Teil mit regionalen Ausgangsstoffen hergestellt: Alle verwendeten Zemente wurden im Thüringer Zementwerk Deuna produziert, das vom Concrete Sustainability Council (CSC) mit dem Label in Gold zertifiziert ist. Sand und Kiese für die Betone stammen im Wesentlichen aus der Region.
Insgesamt umfasst das Bauprojekt eine Strecke von etwa 13,25 km, inklusive sieben Brückenbauwerken, sieben Entwässerungsbecken und einem Lärmschutzwall. Im Bereich der umliegenden Waldflächen wird auf der Brücke eine ca. 180 m lange Fledermausüberflughilfe sowie ein 7 Meter breiter und 3 Meter hoher Fledermaustunnel nahe der Ortslage Tultewitz den Schutz der in diesem Gebiet ansässigen nachtaktiven Säuger gewährleisten. Weitere Naturschutzmaßnahmen betreffen Rückbau und Renaturierung von Straßenabschnitten, Aufforstung und Leitpflanzungen, Extensivierung von Ackerflächen und die Anlage von Feldhecken, Baumreihen sowie Halbtrockenrasen.
Die Saaletalquerung spielt eine entscheidende Rolle in der Verkehrsinfrastruktur der Region. Sie verbindet nicht nur Bad Kösen mit benachbarten Städten und Gemeinden, sondern fungiert auch als wichtige Transitroute für den überregionalen Verkehr. Das Ziel des Projektes ist die Schaffung eines reibungslosen Verkehrsflusses auf dieser stark frequentierten Strecke, der nicht nur den Ortskern entlastet, sondern auch den Kurstatus von Bad Kösen bewahrt.
Quelle: Dyckerhoff GmbH