22.12.2021
Sichtbeton-Solitär in Bad Boll
Neubau des Feuerwehrhauses
Für die Freiwillige Feuerwehr von Bad Boll (Landkreis Göppingen) hat das Planungsbüro Gaus Architekten einen multifunktionales Gebäude mit 1300 m² Bruttogrundfläche (BGF) realisiert. Der zweigeschossige Sichtbeton-Solitär dient nicht nur als Einsatzzentrale und Basis für die vier Löschfahrzeuge. Im Obergeschoss bietet der Neubau auch Räume für die Jugendarbeit sowie Sitzungen des Gemeinderats.
Optimale Betriebsabläufe mit Blick in die Natur
Nach gut zweijähriger Bauzeit wurde das Projekt im November 2021 seinen Nutzer*innen übergeben. Das Grundstück befindet sich am südlichen Rand der Kleinstadt und fügt sich behutsam ins Landschaftsbild ein. Die Planenden positionierten den rechteckigen Baukörper im 90 Grad-Winkel zur Hauptverkehrsstraße.
So lässt der Bau den Blick auf die Schwäbische Alb frei und sorgt gleichzeitig für einen optimalen Betriebsablauf der Feuerwehr bei Einsätzen. Parkplätze und Haupteingang befinden sich auf der Westseite, Rangier- und Übungsflächen für die Einsatzfahrzeuge auf der Ostseite des Gebäudes.
Funktional lässt sich das Feuerwehrhaus in zwei Bereiche gliedern: Im nördlichen, zweigeschossigen Gebäudeteil befinden sich die Verwaltungs-, Umkleide- und Schulungsräume. Der Einsatzlogik einer Freiwilligen Feuerwehr folgend, liegen die Umkleideräume, der Aufenthaltsraum für die Bereitschaft sowie das Lagezentrum und der Funkraum im Erdgeschoss – in unmittelbarer Nähe zu den Einsatzfahrzeugen. Da der Neubau über eine weitgehend autarke Energieversorgung verfügt, kann er im Katastrophenfall auch als Steuerzentrale genutzt werden.
Im Obergeschoss findet man neben Büroräumen, Erste Hilfe-Raum und einer Küche die Räume für die Jugendarbeit der Freiwilligen Feuerwehr. Ebenfalls im 1. OG liegt der große Saal. Er steht für Schulungsveranstaltungen zur Brandbekämpfung, aber auch für Sitzungen des Gemeinderats von Bad Boll bereit. Großzügige Fensterflächen ermöglichen den Ausblick in die umgebende Natur.
Im südlichen Gebäudeteil befindet sich die Fahrzeughalle mit angrenzenden Lagerflächen, Trocken- und Technikraum. Die offene Halle ist über eine einläufige Treppe und eine umlaufende Galerie mit den Funktionsräumen im nördlichen Gebäudeteil verbunden.
Ausgezeichnete Sichtbetonarchitektur
Alle Aufenthaltsräume werden durch große Fassadenöffnungen natürlich belichtet. Aber auch für die Erschliessungsflächen konnten die Planenden eine hohe Aufenthaltsqualität erreichen, z. B. durch Sitzfenster im Vorraum des Sitzungssaals oder eine frei zugängliche Loggia im Obergeschoss.
Die konsequente Sichtbetonarchitektur prägt das quaderförmige Gebäude. Die warmen Holztöne der Böden, Fenster, Türen und Fassadenelemente stehen in einem wohltuenden Kontrast zu den klar strukturierten Sichtbetonflächen innen und außen. Akzentuiert gebrochen wird dieses Bild durch knallrot lackierte Einbauten wie die Schränke in den Umkleideräumen der Feuerwehrmänner und -frauen.
Die architektonische Qualität, die hier im ländlichen Raum für einen Bauherren der "öffentlichen Hand" entstanden ist, überzeugte auch die Jury der Architektenkammer Baden-Württemberg. Sie verlieh dem neuen Feuerwehrhaus im Herbst 2021 die Auszeichnung "Beispielhaftes Bauen".
Daten und Fakten
Bauzeit: Juli 2019 bis August 2021
Planung: Gaus Architekten, früher Gaus & Knödler PartGbB
1.300 m² Bruttogrundfläche (BGF)
Geschosse: 2
Über Gaus Architekten
Mit einem multikulturellen Team von rund 25 Personen plant und realisiert das Büro Gaus Architekten Verwaltungsgebäude, Feuerwehren, Bildungsbauten und Wohnanlagen in der Region, aber auch darüber hinaus: Mit internationalen Partnern wurden komplexe Schulbauten realisiert und umfangreiche städtebauliche Konzepte entwickelt. Das Büro kann auf jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken. Vor gut 60 Jahren gründete Alois Gaus das Büro, das von 2000 bis 2019 unter Gaus & Knödler PartGbB firmierte. Seit 2019 führt Christian Gaus mit seiner Frau Saskia Gaus-Mens das Göppinger Planungsbüro in zweiter Generation.
Quelle: Gaus Architekten, Göppingen